Triathlontraining in Abu Dhabi: Beäugt wie Außerirdische

von Bernd-Uwe Gutknecht für tri2b.com |
„Wie würden wohl die Menschen in irgendeiner deutschen Stadt reagieren, wenn plötzlich eine Gruppe von arabischen Kamelhirten auf ihren Renn-Dromedaren durch die Straßen rasen würde?“, fragt sich Daniel aus Erlangen. „Genauso überrascht schauen uns die Leute hier auf unseren Hightech-Triathlonmaschinen an!“ Daniel ist einer von rund 60 Teilnehmern im Trainingscamp des Abu Dhabi Triathlon Teams. Unterarme, Waden und Nasenspitze sind leicht gerötet von der sengenden Sonne im Emirat. Eine Woche oder wahlweise 14 Tage Trainingslager haben er und die anderen Hobby-Triathleten hinter sich, als krönenden Abschluss absolvierten die vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommenden Sportler die Hitze-Schlacht des Abu Dhabi International Triathlon.

Menschen auf Rädern sind in Al Ain, der Oasenstadt im größten der sieben Emirate, noch immer Exoten. Bei Winter-Temperaturen um 35 Grad auch kein Wunder! Wer nicht muss, verbringt keine Sekunde in der Sonne. Das Leben der Einheimischen findet im Schatten statt – oder in klimatisierten Gebäuden. Wenn dann noch sportliche Frauen in knappen Einteilern auf den Rennrädern sitzen, werden die Augen der Passanten noch größer. Frauen tragen in Abu Dhabi normalerweise weite schwarze Ganzkörper-Schleier. Und so lassen immer wieder begeisterte Autofahrer beim Überholen die Fenster runter, applaudieren vor allem den Triathletinnen und machen Handybilder von diesen exotischen Wesen.

„Heute fahren wir die Standard-Runde, 160 Kilometer“, kündigt Abu Dhabi-Team-Leader Faris Al Sultan an, „und das wird keine gemütliche Spazierfahrt werden“. Wer also nach dem langen und schneereichen Winter noch nicht genügend Rad-Kilometer in den Beinen hat, schließt sich besser einer der anderen Gruppen an. Das Team bietet jeden Tag mindestens drei verschiedene Routen mit unterschiedlichen Tempi an. Zwei Radguides sind immer dabei, mal Faris selbst, mal die schnellen Mädels aus dem Team, Rachel Joyce und Kristin Möller, mal Ex-Profiathletin Ina Reinders. „Es ist schon toll, dass ich mein bisheriges Geheim-Revier Abu Dhabi jetzt so vielen ambitionierten Triathleten zeigen kann“, meint Faris, „und ich finde es gut, dass sich die Athleten auch Zeit nehmen, sich etwas vom Land anzuschauen, zum Beispiel Moscheen oder Souks.“ Nur an Laufräder und Laktatschwellen zu denken, wäre in dieser spannenden Region wirklich schade. Gerade die politischen Ereignisse der vergangenen Wochen in den Nachbarländern machen einen Aufenthalt in einem Arabischen Emirat zu etwas Besonderen. Die lokalen Zeitungen sind voll mit brisanten Kommentaren, auf den Sportseiten findet aber auch der anstehende Abu Dhabi Triathlon seinen Platz.

Hinauf auf 1.340 Meter über dem Meer
Gemäßigtes Grundlagentempo auf dem Rad gibt den Triathleten die Chance, die faszinierende Landschaft aufzusaugen. Links und rechts des – überraschend guten – Asphalts nichts als Sand, Geröll, Stein. Traditionelle Flachdach-Häuser aus Lehm bestimmen das Bild in Al Ain. Je weiter man aus der Stadt hinausradelt, umso karger wird die Umgebung. Willkommene Cola-und Schokoriegel-Stopps werden an Tankstellen oder kleinen Lebensmittelläden eingelegt. Höhepunkt der Rad-Ausfahrten ist der 1.340 Meter hohe Jebel Hafeet. Eine 13 Kilometer lange staubige Serpentinen-Piste führt hinauf, die für triathlonspezifische Übersetzungen durchaus heftig ist. Am Gipfel belohnt der Ausblick über die Wüste bis hinein ins Nachbarland Oman.

„Den hohen Ellbogen könnt ihr im Swimming Pool gerne üben“, erklärt Christof Wandratsch in seinem charmanten fränkischen Dialekt, „im Wettkampf im Meer hat aber kein Triathlet Zeit und Platz, um auf seine Schwimmtechnik zu achten. Da werft ihr einfach so schnell wie möglich die Arme nach vorne und schaut zu, dass ihr vorwärts kommt!“ Zwei Dutzend Hobby-Triathleten sind ins Schwimmtraining des Wasser-Abenteurers Wandratsch gekommen. Normalerweise tummelt er sich in Gewässern vor Gibraltar, am Kap der Guten Hoffnung oder im Ärmelkanal. Im Trainingslager in Al Ain ist der 45-Jährige der Schwimmexperte des Abu Dhabi Triathlon Teams. Im 33 Meter-Pool im perfekten Trainingshotel Danat Al Ain Resort lauschen zwei Dutzend Triathleten den Tipps des Schwimm-Profis.