Andreas Raelert: Ich war noch nie so kaputt im Ziel

H. Eggebrecht für tri2b.com | 08.07.2009 um 00:50
8:03 Stunden bei einem Ironman und dann nur der vierte Platz. Andreas Raelert hat mit Rang vier beim Ironman Germany eindrucksvoll seine Möglichkeiten auf der Ironman-Distanz unter Beweis gestellt. Ein zwischenzeitliche Schwächephase, ein gerissener Bowdenzug und eine Fehlleitung auf der Radstrecke waren die Probleme, die der langjährige DTU-Kaderathlet mit Bravur lösen konnte. Am Ende fehlten trotzdem nur 24 Sekunden für eine Podiumsplatzierung. Bei der Siegerehrung bat tri2b.com den 32-Jährigen zu einem kurzen Resümee.

tri2b.com: Erster Start in Frankfurt und gleich eine 8:03 vorgelegt. Hättest du dir vorher gedacht, dass man damit hier nur Vierter wird? 
Andreas Raelert (A.R.): Ich bin damit, wie es gelaufen ist, sehr zufrieden. Aber es hat sich auch gezeigt, dass ich noch einige Reserven habe. Es war im Vorfeld schon klar, bei der Besetzung wird es ein schnelles Rennen geben. Ich bin erstmals in einem Ironman gegen die absolute Weltspitze angetreten und sich dann hier in 8:03 Stunden zu bewähren, freut mich sehr. 

tri2b.com: Nach dem Radfahren bist du im Marathon zuerst gar nicht in den Tritt gekommen. Wir haben schon das Schlimmste befürchtet. Wo lag die Ursache für diese Schwächephase? 
A.R.: Ich hab auch schon selbst das Schlimmste befürchtet. Ich habe mich ganz einfach auf dem Rad etwas übernommen. Habe mich nicht richtig verpflegt, war zu euphorisch und habe da ein bisschen zu viele Körner verschenkt. Bei km 150 auf dem Rad bin ich dann dermaßen eingebrochen. Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr gedacht, dass ich mich dann beim Marathon noch mal so fangen kann. Hinten raus hab ich dann so richtig die zweite Luft bekommen. 

tri2b.com: Hast du mitbekommen, dass Chris McCormack Probleme hat und du noch Chancen auf den dritten Platz hattest? 
A.R.: Man bekommt das schon mit. Aufgrund der Wendepunkte kann man das ja ganz gut einschätzen. Ich hab auch noch mal alles probiert um aufs Podium zu kommen. Das macht auch den Reiz der Langdistanz aus. Es kann sich bis zum Schluss noch das Klassement komplett umdrehen. Timo war erst nach auf Rang drei und es sah für mich sogar so aus, als ob er auch Probleme bekommt. Dann gewinnt er das Ding in überlegener Manier. Das ist Ironman. 

tri2b.com: Deinen ersten Ironman hast du in Arizona gemacht. Jetzt das Rennen in Frankfurt. Kannst du einen Vergleich ziehen? 
A.R.: Das war schon noch einmal ein richtiger Qualitätssprung. Hier mit McCormack, Bracht, Llanos, Al-Sultan war die absolute Weltspitze vertreten. Im letzten Jahr bin ich da noch etwas unbedarfter rangegangen. Es war jetzt das zweite Mal und ich weiß das ich noch viel lernen muss. Mir gefällt es gegen die absolute Weltelite anzutreten, dann weiß man ganz genau wo man steht, wo noch Reserven sind und wo noch was zu verbessern ist. Diese Eindrücke nehme ich auf jeden Fall mit für meine Vorbereitung für Kona. 

tri2b.com: Das ist das Stichwort. Beginnt ab morgen die Vorbereitung für den Ironman Hawaii
A.R.: Ja natürlich, aber erst steht einmal die Erholung im Vordergrund. Das Rennen hat alles von mir abverlangt. Ich glaube, ich war noch nie so kaputt im Ziel. Jetzt hoffe ich, dass ich mich in vier bis sechs Wochen soweit erhole, um mich dann noch einmal fokussiert auf Hawaii vorzubereiten. Diese Zeit wird schnell vorbeigehen, deshalb gilt es sich jetzt eine Struktur für die Vorbereitung zurecht zu legen. Ich freu mich auf jeden Fall auf Hawaii. 

tri2b.com: Vor dem Rennen hier in Frankfurt hast du noch einmal darauf hingewiesen, dass dein sechster Platz von den Olympischen Spielen in Athen 2004 dein größter sportlicher Erfolg ist. Ist das nach Rang vier beim Ironman Germany immer noch so? 
A.R.: Ich habe mich Jahre lang auf diesen Traum, bei Olympischen Spielen zu starten, vorbereitet. Dieser sechste Platz ist für mich deshalb bis dato sportlich am wertvollsten. Aber ich möchte hier auch gar nicht in den Versuch kommen, irgendwelche Vergleich anzustellen. Ich liebe den Triathlonsport und für mich sind es zwei unterschiedliche Disziplinen, die Kurz- und die Langstrecke. Ich habe mich jetzt für die nächsten Jahre für die Langdistanz entschieden und ich bin sehr glücklich mit dieser Wahl.