Felix Walchshöfer: 2008 war das emotionalste Jahr für mich

H. Eggebrecht für tri2b.com | 21.04.2011 um 16:46
Bis zum Jahr 2001 war Triathlon Roth gleichbedeutend mit dem Namen Ironman. Triathlon-Pionier Detlef Kühnel hatte Ende der 80er Jahren das Rennen unter dem roten M-Dot ins Frankenland geholt. Nach der Neuorientierung, weg vom Ironman Europe zur Challenge Roth, übernahm Herbert Walchshöfer im Jahr 2002 das Zepter als Organisationschef. Fünf Jahre später, im Jahr 2007, begann mit der Premiere im fernen neuseeländischen Wanaka die Expansion zur Challenge-Serie. Als im Herbst des gleichen Jahres Herbert Walchshöfer verstarb, rückte Sohn Felix an die Spitze und leitet seitdem zusammen mit seiner Mutter Alice und Schwester Kathrin die Geschicke des mittlerweile weltgrößten Langdistanz-Triathlons. Wir haben uns mit Felix Walchshöfer über die ereignisreichen Jahre der Challenge Triathlon-Geschichte in Roth unterhalten.

tri2b.com: Am 14. Juli 2002 hieß es im fränkischen Triathlon-Mekka erstmals Challenge Roth. Lothar Leder und Nina Kraft bescherten euch zur Premiere einen deutschen Doppelsieg. Kannst du dich noch an diesen Tag erinnern? 
Felix Walchshöfer (F. W.): Ich wurde von meinem Vater Herbert damit beauftragt, mich um die Topathleten zu kümmern. Ich war Mädchen für alles und musste auf Zuruf allerlei Dinge erledigen. Auf jeden Fall erinnere ich mich gut an den Rennmorgen an der Lände Hilpoltstein, als wir da früh am Morgen standen. Wir dachten uns nur, das sieht ja richtig leer aus. Wir hatten bei der Premiere ja nur 1.100 Einzelstarter und 170 Staffeln, da sich das Starterfeld durch die Ironman-Premiere in Frankfurt entsprechend aufgeteilt hatte. 

tri2b.com: Wenn du die ganzen zehn Challenge-Rennen Revue passieren lässt - was waren für dich die ganz besonderen Momente in dieser Zeit? 
F.W.: Sportlich war es gleich das Jahr 2003 mit dem Drei-Sekunden-Finish zwischen Lothar Leder und Chris McCormack. Dadurch bekamen wir eine richtig gute mediale Aufmerksamkeit; was für die Challenge in dieser Phase enorm wichtig war und so auch die Sponsoren bei Laune hielt. Emotional war für mich das Rennen im Jahr 2008 ein ganz besonderes. Es war das erste Jahr ohne unseren Vater Herbert. Als wir da im Ziel standen, meine Mutter Alice und meine Schwester Kathrin, und die Athleten alle mit der schwarzen „Herbert Danke“-Binde einliefen, das war für uns schon ein ganz besonderer Moment. 

tri2b.com: Roth steht gleichbedeutend mit Rekorden. Die Weltbestzeiten purzelten hier immer wieder, zuletzt im Vorjahr mit der Fabel-Weltbestzeit von Chrissie Wellington. Wie wichtig sind die Rekorde für Roth und den Triathlon? 
F.W.: Rekorde sind wichtig und sie sind für Roth wichtig. Das gilt nicht nur für die Topathleten. Viele der Altersklassenstarter kommen nun mal zu uns, weil sie auf unseren Strecken die Chance sehen, ihre persönliche Bestzeit über die Triathlon-Langdistanz zu verbessern. Es verteilt sich ziemlich genau zu je einem Drittel, zwischen den Rekordjägern, denen, die die Stimmung durch die Zuschauer und die perfekte Organisation bei uns ganz besonders schätzen und denen, die sagen, Roth muss man zumindest einmal in seiner Triathlon-Karriere gemacht haben. Schließlich waren alle da, vom ersten deutschen Topstar Dirk Aschmoneit, über Mark Allen, Greg Welch bis zu Paula Newby-Fraser. 

tri2b.com: Auf organisatorische Ebene hatte es sich seit der Challenge-Premiere etabliert, dass es immer wieder Misstöne zwischen den Ironman-Machern in Frankfurt und euch gab. Wie sehr hat euch das in der Entwicklung der Challenge belastet? 
F.W.: Am Anfang hatten wir sehr darunter gelitten. Wobei ich hier klarstellen muss, die verbalen Angriffe kamen in erster Linie von Kurt Denk. Dies hat sich unter Kai Walter geändert. Wir tauschen uns regelmäßig miteinander aus, unter anderem hinsichtlich der Verbände. Roth platt machen funktioniert nicht mehr und aus der einstigen Ironman-Monopolstellung ist eine vielfältige Landschaft der großen Triathlon-Veranstalter entstanden. Neben uns gibt es noch die neuen Tristar-Rennen und ausgezeichnete Einzelveranstaltungen wie zum Beispiel Abu Dhabi. Und das ist gut so für den Sport. Rückblickend hatte auch die anfängliche starke Konkurrenzsituation zwischen Roth und Frankfurt ihr Gutes. Wir mussten beide immer 100 Prozent geben, top organisieren, um den Teilnehmerzuspruch zu erhalten. 

tri2b.com: Gerade erst vor ein paar Wochen habt ihr mit dem Challenge Rennen im südafrikanischen Kapstadt euer 13. Mitglied präsentiert. Wie viele Rennen verträgt die Serie? 
F.W.: Die Grenze wird bei 20 bis 25 Rennen liegen, sonst leidet die Exklusivität. Wir wollen keinen Massenmarkt, wie es die WTC mit ihren derzeitigen Wettkampfformaten macht. 

tri2b.com: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Jubiläumsausgabe am 10. Juli 2011.