Jan Frodeno: 2014 war ein Versuchsjahr

H. Eggebrecht für tri2b.com | 25.03.2015 um 21:25
Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno steht kurz vor seiner zweiten Langdistanz-Saison, nachdem er das 2014er Premierenjahr auf der Ironman-Distanz mit einem am Ende sensationellen dritten Rang in Kona beendete. Geplante Starts bei den hochdotierten Challenge-Rennen am Persischen Golf musste der 33-Jährige zuletzt krankheits- und verletzungsbedingt absagen. Kurz vor dem verspäteten Saisonstart haben wir mit Frodo über die aktuelle Situation und den Saisonausblick gesprochen.

tri2b.com: Du hattest im Training im Februar einen Radsturz und musstest dann verletzungsbedingt den Start bei der Challenge Dubai absagen. Was ist genau passiert und wie geht es Dir jetzt? 
Jan Frodeno (J.F.): Bei einer langen Ausfahrt hab ich nach einem Riegel gegriffen und nicht richtig aufgepasst. Da wurde mir bei Tempo 60 ein Schlagloch zum Verhängnis und statt dem Riegel durfte ich den Asphalt „fressen“. Diagnose: angeknackste Rippe und Wirbel und ein paar gestresste Bänder. Das hat mich circa vier Wochen aus dem Rhythmus geworfen aber inzwischen kann ich wieder voll trainieren. 

tri2b.com: Vor Dubai musstest Du letzten Dezember auch schon Bahrain absagen. Welche Auswirkungen haben diese Startverzichts auf die weitere Saisonplanung 2015? 
J.F.: Bahrain hat keine Auswirkungen, außer auf meinen Kontostand. Dubai dann schon eher. So betrachtet ist es vielleicht gar nicht so schlecht, denn das Rennen im August im Oman hätte eh nicht wirklich gepasst. 

tri2b.com: Mitte April wird man Dich in Cannes in Südfrankreich sehen. Sebastian Kienle erwartet Dich dort schon topfit an der Startlinie. Was erwartest Du von Dir selbst? 
J.F.: Ich starte nun bereits beim Ironman 70.3 in Oceanside auf dem Weg nach Europa und werde dort mal schauen, was mich der Sturz wirklich gekostet hat. Aber ein Rennen gegen Sebi ist natürlich immer eine größere Motivation, selbst wenn wir beide sicher nicht absolut topfit an den Start gehen werden. Im Oktober zählts. 

tri2b.com: Die Triathlonfans in Deutschland wollen natürlich auch wissen, wann man Dich in dieser Saison bei einem Rennen in Deutschland zu sehen bekommt? 
J.F.: Ich würde mich über ein schönes und langes Duell im Sommer freuen. 

tri2b.com: Du bist Führender im Kona-Proranking 2015 und benötigst nur noch ein Ironman-Finish über die volle Distanz, um endgültig den Kona-Slot zu lösen. Eine komfortable Situation. Würde da nicht ein sicher lukrativer Start in Roth reizen, um sich die Hawaii-Quali dann mit einem Wander-Ironman sichern? 
J.F.: Die aktuelle Klausel von Ironman erlaubt ihnen, soweit ich weiß recht, viel Willkür, was sie anerkennen und was nicht. Aber ein Ironman ist lang genug, gewandert bin ich inFrankfurt auch genug, also wäre es doch mal schön, einen richtig schnellen Marathon rauszuhauen. 

tri2b.com: Zuletzt war der Name Frodeno vor allem auch durch neue Sponsoringpartner in der Presse. Wie lukrativ ist der Langdistanz-Triathlon im Vergleich zur Kurzdistanz-Szene? 
J.F.: Ich mach den Sport nach wie vor nicht wegen der Kohle, aber meine Partner meinen es gut mit mir und einige habe ich nun auch schon seit mehr als 5 bis 10 Jahren. 

tri2b.com: Der Name Frodeno fiel ebenfalls, als am Rande der Challenge Dubai über die Gründung eines von Bahrain aus finanzierten Profiteam spekuliert wurde. Was ist an der Sache dran? 
J.F.: Damals gar nichts, ich habe es auch nur in der Presse gelesen. Heute ist da vielleicht schon etwas mehr dran ... 

tri2b.com: Sebastian Kienle hat zuletzt im Windkanal an der Optimierung von Helm und der Bekleidung getüftelt. Du hattest via Facebook das Farbthema Deines neuen Rades in den Fokus gerückt. Wie optimierst Du das Bike-Setup. Ich denke, im zweiten Langdistanz-Jahr ist da noch Luft nach oben? 
J.F.: Die Farbe ist extrem wichtig, schließlich muss alles stimmig ausschauen (schmunzelt). Mal im Ernst, ich war schon im Januar mit Canyon auf den Brettern in Büttgen und haben das neue Rad angepasst und optimiert. Nun war es Zeit, sich an die Position zu gewöhnen, um dann in den Windkanal zu gehen und eventuell nochmal auf die Bahn. Mit meinem neuen Partner 2XU haben wir auch an einem Anzug gebastelt und so kommen momentan viele Puzzleteile zusammen, die ich dann gern alle auf einmal testen würde. Auch ich hoffe, dass hier noch einiges an Luft - entschuldige bitte an dieser Stelle auch das Wortspiel - wo auch immer ist. 

tri2b.com: Als Hawaii-Dritter erwarten viele von Dir nun den Angriff auf den Sieg in Kona. Wo liegt Deiner Meinung nach das größte Potential für weitere Leistungssteigerungen, unabhängig von der Pannen- und Penaltyproblematik im Vorjahr? 

J.F.: Die Gesamtökonomie spielt hier eine große Rolle. Letztes Jahr war ein Versuchsjahr und ich hab extrem viel dazu gelernt. Ich gehe aber auch mit einer anderen Grundlage in das Jahr, kann später starten und mich mehr auf den großen Tag fokussieren, auch weil ich jetzt eine kleine Idee dessen hab, was mich dort erwartet.