Julia Gajer: Ich setze alles auf Kona

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.09.2015 um 11:56
Julia Gajer gelang mit Rang sechs die zweitbeste deutsche Frauenplatzierung bei der Ironman 70.3 WM in Zell am See. Im Interview erklärte die Profitriathletin, warum sie im Salzburger Land nicht um die Medaillen mitkämpfen konnte, wie der Fahrplan in Richtung Ironman Hawaii ausschaut und wie sie die aktuelle Dominanz von Daniela Ryf einschätzt.

tri2b.com: Rang sechs bei der Ironman 70.3 WM in Zell am See. Wie fällt Dein Fazit aus?
Julia Gajer (J.G.): Wir haben das Rennen nicht speziell vorbereitet und nach Frankfurt alles auf Kona gesetzt. Ich habe zuletzt sehr sehr viel trainiert, so dass ich sicher nicht ganz erholt an der Startlinie stand. Ich fand die Strecke war zudem auch ganz schön krass. Ich bin den Berg im Training vorher hochgefahren und dachte eigentlich, es geht schon, es ist ja nur das letzte Stück richtig steil. Es macht aber schon einen Unterschied, ob man im Training locker hochkurbelt oder ob im Rennen von Anfang an hart in den Berg reingefahren wird. Der Anstieg hat dann ganz schön viele Körner gezogen.

tri2b.com: Wann hast Du gemerkt, dass die die letzte Frische fehlt?
J.G: Ich hab eigentlich schon beim Schwimmen gemerkt, dass ich nicht so richtig frisch war. Das hat sich dann eigentlich durch alle drei Disziplinen durchgezogen. Ich habe dann versucht auf dem Rad relativ hart anzufahren, weil ich einen kleinen Rückstand auf die Spitze hatte und wollte versuchen da ran zu kommen. Das ging bis Kilometer 50 ganz gut, aber dann wurde es hinten raus ziemlich hart. Beim Laufen hat es die ganze erste Laufrunde gedauert, bis ich mich davon etwas erholt hatte. Am Schluss konnte ich aber dann noch drei oder vier Plätze gut machen.

 tri2b.com: Es war in Zell am See auch wieder sehr heiß. Eigentlich optimale Bedingungen, um für Kona zu testen?
J.G: Im Vergleich zum Ironman Frankfurt war es ja fast schon kalt (schmunzelt). Es war schon warm, aber lang nicht so extrem wie in Frankfurt. Deswegen war das noch ganz gut auszuhalten. Aber es kam schon etwas Hawaii-Feeling auf. Von den Temperaturen waren die deutschen Sommerrennen eigentlich perfekt für die Kona-Vorbereitung.

tri2b.com: Du setzt jetzt alles auf Hawaii. Schaut die Vorbereitung nun auch anders aus, als wie im Vorjahr?
J.G: Letztes Jahr habe ich die Vorbereitung ja komplett in Deutschland absolviert und bin dann zwei Wochen vor dem Rennen nach Kona geflogen. Jetzt wird es so sein, dass ich schon am Wochenende nach Texas fliege. Wir trainieren dann in den Woodlands, wo auch der Ironman Texas stattfindet, mit der Trainingsgruppe von Wolfram Bott. Von dort geht es dann im Anschluss direkt nach Kona.

tri2b.com: Die Texas-Trainingsgruppe von Wolfram Bott gab es ja auch im Vorjahr. Bis Du dort dann das einzige Mädel?
J.G: Leider ja (lacht). Sonja Tajsich wäre gerne noch mitgekommen, aber das geht nun ja leider verletzungsbedingt nicht. Da muss ich mich jetzt alleine gegen die Jungs behauten und durchschlagen.

tri2b.com: Wenn Du auf die erzielten Leistungen in der bisherigen Saison zurückblickst. Mit welchen Erwartungen gehst Du nun nach Hawaii?
J.G: Ich muss sagen in Frankfurt habe ich schon sehr viel Selbstbewusstsein getankt. Für mich war es das erste Rennen, wo ich nicht darauf hoffen musste im Laufen noch auf Schlagdistanz zu sein, sondern von Anfang an vorne im Rennen mit dabei war. In Kona hoffe ich nun ein etwas besseres Schwimmen zu erwischen, dann kann ich dort vielleicht auch noch etwas weiter vorne landen.

tri2b.com: Ein Satz zu Daniela Ryf. Geht es in Hawaii nur noch um den Platz hinter der Schweizerin, so dominant wie sie derzeit auftritt?
J.G: Die Daniela hat eine überragende Saison, eigentlich seit sie im Vorjahr auf die Langdistanz gewechselt ist, waren ihren Resultate überragend. Gerade jetzt in Zell am See war es schon richtig richtig krass. Ihren Konstanz, die sie an den Tag legt, ist schon wirklich bewundernswert.

tri2b.com: Kann man Daniela Ryf irgendwie schlagen?
J.G: Sehr schwierig im Moment. Aber eine Langdistanz ist nochmal was ganz anderes als eine Mitteldistanz und Hawaii hat sowieso seine eigenen Gesetze. Da kann wirklich viel passieren. Da kann man auch Abstände aufholen, wo man in einem europäischen Rennen denken würde, der Zug ist abgefahren. Das Rennen in Kona ist erst an der Ziellinie zu Ende und bis dahin werde ich kämpfen.

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