Michael Raelert: Ich fühle mich wieder bei 100 Prozent angekommen

H. Eggebrecht für tri2b.com | 16.08.2014 um 21:50
Seit über einem Jahr hat Michael Raelert kein Triathlonrennen mehr bestritten. Nach der letztjährigen Teilnahme beim Ironman Germany musste sich der Rostocker einer Knie-OP unterziehen. Im Januar warf ihn dann ein schwerer Radsturz während des Team-Trainingslagers auf Fuerteventura zurück. Bei der Challenge Walchsee am 31. August hat Michael Raelert nun sein Comeback geplant. Wir haben mit dem 33-jährigen zweimaligen Ironman 70.3-Weltmeister über die lange Auszeit und die Ambitionen beim Start im Tiroler Kaiserwinkl gesprochen.

tri2b.com: Du bist jetzt seit über einem Jahr raus aus dem Wettkampfgeschehen. Wie groß ist die Vorfreude auf das Comeback? 
Michael Raelert (M.R.) Riesig, und das ist noch ziemlich untertrieben. Ich bin extrem froh und empfinde große Dankbarkeit dafür, dass ich wieder einsteigen kann. 

tri2b.com: Gab es zwischenzeitlich auch Zweifel daran, wieder zurück zu kommen? 
M.R.: Das nicht, auch wenn es manchmal wirklich hart für mich war. Jede Verletzung, jeder Sturz, jeder Rückschlag ist ein neues Tief, das man wegstecken muss. Allein im Frühjahr hatte ich drei Stürze, von denen ich jeden einzelnen nicht gebraucht hätte. Sie kamen in einer Phase, in der ich nach meiner Knieverletzung bereits auf einem guten Weg zurück war. Als Athlet, der alles geben möchte, aber auch als Mensch sind solche Rückschläge nicht einfach zu verkraften. Der Wille spielt eine riesengroße Rolle – von daher stand für mich immer fest, dass ich zurückkomme. 

tri2b.com: Wie schwer war es gerade in der Saison, wenn jede Woche Wettkämpfe stattfinden und die Du sicher verfolgt hast, nicht mitmischen zu können. Brennt man da nicht aufs Comeback? 
M.R.: Es war eine schwere Situation für mich keine Rennen zu bestreiten. Im Sport gibt es immer Höhen und Tiefen und ich hoffe nach der Verletzungszeit wieder dahin zurückzukehren, wo ich vor meiner Verletzung war. 

tri2b.com: Kannst Du etwas zum aktuellen Leistungsstand sagen. Du hast ja mit Deinem Bruder Andy einen Trainingspartner, wo Du im Vergleich das Niveau sicher gut einschätzen kannst? 
M.R.: Ganz ehrlich, das ist nicht leicht. Parameter im Training sind etwas anderes als ein Rennen auf 100 Prozent. Ich denke, ich bin auf einem sehr guten Weg, die Trainingsleistungen waren viel versprechend. Mein Ziel war es, an den Start zu gehen, wenn ich zu 100 Prozent fit bin – und dort fühle ich mich angekommen. Nach dem Wettkampf habe ich dann ein Ergebnis, woran ich sehen kann, wo ich stehe. 

tri2b.com: Du hast die Challenge Walchsee ganz bewusst für Dein Comeback gewählt, nach den guten Erfahrungen von Andy. Hast Du die Wettkampfstrecken schon angeschaut und wie schätzt Du diese ein? 
M.R.: In erster Linie erwarte ich ein landschaftlich extrem reizvolles und anspruchsvolles Rennen, auf das ich mich sehr freue. Andy war so begeistert von dem Rennen, der top organisierten Veranstaltung und der sehr reizvollen Landschaft nach seinem Sieg 2012 und hat von der Challenge Walchsee sehr geschwärmt. Was mich darüber hinaus bestärkt hat, ist die regionale Struktur. Ich kenne mich in der Region aufgrund meiner vielen Trainingslager am Chiemsee sehr gut aus und absolviere vieler meiner Radeinheiten dort. 

tri2b.com: Schaut man beim Comeback nur auf sich selbst oder wagt man da trotzdem einen Blick auf die Konkurrenz? Wenn ja, wie schätzt Du diese am Walchsee ein? 
M.R.: Die Konkurrenz ist stark, in erster Linie möchte ich mich aber auf mich selbst fokussieren. Nach einer langen Wettkampfpause möchte ich bei meinem ersten Rennen erst einmal sehen wo ich leistungsmäßig stehe. 

tri2b.com: Geht man nach so einer langen Pause mit bestimmten Zielvorstellungen hinsichtlich der Platzierung in den Wettkampf oder geht es nur ums dabei sein? 
M.R.: Gewinnen, ist doch klar. Nein, ganz im Ernst: Ich weiß es nicht, es spielt auch nicht die entscheidende Rolle für mich. Es soll ein Einstiegsrennen sein, um zu sehen wo ich stehe, wenn ich dort vorne sein kann, wäre das super. Wenn es aber nicht klappt, ist es keine Katastrophe. 

tri2b.com: Gibt es schon weitere Wettkampfplanungen für den Rest der Saison 2014? 
M.R.: In meinem Kopf gibt es schon eine grobe Planung, aber ich möchte erst einmal schauen, wie es am Walchsee läuft. Danach werden wir an dem weiteren Wettkampfplan arbeiten. 

tri2b.com: Vielen Dank fürs Interview und viel Erfolg beim Comeback.