Patrick Lange: Ans Limit gehen mit der Kurventechnik von Emanuel Buchmann

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 20.04.2021 um 09:58
Patrick Lange steigt bei der Challenge Mogán Gran Canaria am kommenden Samstag in die Triathlon-Saison 2021 ein. Der Ironman Hawaii-Sieger der Jahre 2017 und 2018 kennt den Rennkurs im Süden der Kanareninsel bereits von seinem Start im Frühjahr 2018. Wir haben mit dem 34-Jährigen über die Vorfreude, die Vorbereitung und die Erwartungen an den ersten Renneinsatz nach fast acht Monaten Corona-Zwangspause gesprochen.

tri2b.com: Die Challenge Mogán Gran Canaria steht endlich als erstes Rennen nach einer langen Corona-Zwangspause für dich auf dem Programm. Gab es schon Alpträume, dass am Ende vielleicht doch noch alles wieder abgesagt wird. Oder bist du da ganz gelassen nach einem Jahr Corona?
Patrick Lange (P.L.): Man darf die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen und alle sind gut damit beraten, sich an die geltenden Hygiene Maßnahmen zu halten. Wenn dieser Grundsatz befolgt wird, dann bin ich sehr guter Dinge, dass wir am Samstag ein tolles Rennen erleben werden können.

tri2b.com: Du lebst jetzt in Salzburg. Kannst du uns einen Corona-Vergleich geben zwischen Deutschland und Österreich? Wie geht’s dir dort und wie bist du mit den Einschränkungen zurechtgekommen?
P.L.: Im Großen und Ganzen laufen die Maßnahmen in Österreich und Deutschland sehr vergleichbar ab. Unterschiede gibt es nur in Details. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gehen auch mir natürlich langsam an die Substanz. Trotzdem habe ich das Gefühl aus der Situation das Bestmögliche herausgeholt zu haben. Bei der Challenge Mogán Gran Canaria werde ich das erste Mal eine wirkliche Standortbestimmung bekommen und darauf freue ich mich sehr! 

tri2b.com: Nach Hawaii 2019 hast du den Trainer gewechselt. Es gab jetzt sehr viel Zeit zum Trainieren. Wo ist Patrick Lange noch besser geworden bzw. wo kann Patrick Lange noch besser werden?
P.L.: Die Zusammenarbeit mit Björn Geesmann lief von Beginn an sehr gut. Er bringt sich auf mehreren Ebenen in unser Team ein und mich damit vorwärts. Das Jahr 2019 hat gezeigt, dass es in gewissen Bereichen Verbesserungspotenziale gibt. Wo die Arbeit tatsächlich Früchte getragen hat, können wir erst nach den ersten Rennen beurteilen. Ich habe fokussiert gearbeitet und sehe die Saison 2021 in vielerlei Hinsicht als Neustart.

tri2b.com: Wie wurde das Training auf die unsichere Lage ausgerichtet, in der sich die möglichen Rennen immer wieder verschoben haben und wie stand es um die Motivation?
P.L.: Anfangs dachte ich mir noch, dass das ganze Thema in ein paar Wochen gegessen sein würde. Aus den Wochen wurden bekanntermaßen Monate und dauert bis heute an. Die Motivation hatte im ersten Lockdown eine Delle. Das ständige Indoor-Training bei bestem Wetter draußen ging mir doch gehörig auf den Keks. Auf der anderen Seite war ich bereit für eine erfolgreiche Saison 2020 und die ständigen Rennabsagen und die damit verbundene Ungewissheit war nicht leicht zu ertragen.

tri2b.com: Du hattest 2019 keine gute Saison, dann 2020 der Corona-Ausfall. Da muss die Vorfreude doch jetzt riesig sein. Was darf man von dir am Samstag erwarten?
P.L.: Meine Vorfreude und die Motivation ist tatsächlich riesengroß! Außerdem bin ich sehr dankbar, endlich wieder bei einem Rennen an den Start gehen zu können. Man darf von mir erwarten, dass ich ans Limit und darüber hinausgehen werde und das Rennen bis zum Schluss spannend bleiben wird. Wie das Ganze sich in Platzierungen niederschlägt, ist schwer einzuschätzen. Die Challenge Mogán Gran Canaria wird eine erste Standortbestimmung nach langer Rennpause. Vieles kann passieren, aber ich bin mega heiß auf einen geilen Wettkampf.

tri2b.com: Du bis vor drei Jahren schon einmal auf Gran Canaria gestartet und warst Dritter hinter Dapena-Gonzales und Andi Böcherer, die beide am Samstag auch wieder mit dabei sind. Was ist besonders am dortigen Rennkurs? Liegt er dir und gab es eine spezielle Vorbereitung?
P.L.: Vor drei Jahren war dies mein erstes Rennen als amtierender Kona-Champion. Der dritte Rang damals war hart erkämpft und das ist eben auch genau das worauf ich mich für den Samstag einstelle - es wird ein harter Kampf bis zum Schluss sein. Die Radstrecke ist fast wie eine Achterbahnfahrt, kein Meter ist flach und es gibt viele Kurven. Ich war im Frühjahr bereits mit einigen befreundeten Radprofis hier zum Trainieren und habe mir schon mal die richtige Kurventechnik bei Emanuel Buchmann abgeschaut. 

tri2b.com: Jan Frodeno wird auch an der Startlinie stehen. Du hast seine Galavorstellung in Miami sicher verfolgt. Heißt es jetzt auch auf Gran Canaria wieder „alle gegen Jan“? Wie ist Frodo aus der Reserve zu locken?
P.L.: Als ich die Nachricht über seinen Start gelesen habe, habe ich mich gefreut. Das ohnehin schon sehr starke Feld wird nochmals aufgewertet und bringt dem Rennen als Standortbestimmung eine noch höhere Qualität ein. Für den Sport ist es von großem Vorteil, dass direkt zu Beginn der Saison die Hawaii-Sieger der letzten fünf Jahre aufeinandertreffen. Ich sehe es auch als ein Zeichen an all die vielen tollen Agegroup-Athleten, dass es bald wieder richtig losgehen wird mit unserem großartigen Sport!

tri2b.com: Gibt’s im weiteren Saisonverlauf schon eine Wunschplanung? Wie siehst du die Chancen für einen „normalen“ Ironman Hawaii?
P.L.: Aktuell fokussiere ich mich auf den Ironman in Tulsa, der hoffentlich Ende Mai in Oklahoma stattfinden wird. Alles was danach kommt ist offen und wird aber wie immer ganz klar dem Start auf Hawaii untergeordnet. Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Ironman Hawaii erleben werden. Wie „normal“ der dann sein kann, wird davon abhängen, wie die nationalen Impfprogramme durchgezogen werden können. 

tri2b.com: Patrick, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für den Saisoneinstieg auf Gran Canaria.