Road to Mora: Auf dem Weg ins Hawaii der Skilangläufer

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 27.02.2019 um 08:51
Eigentlich fing alles relativ unspektakulär irgendwann im vergangenen Juni an. Etwas gelangweilt in der Mittagspause rumsurfen und schauen, was sich im Sommerloch so im Langlauf auf xc-ski.de tut. Ah, die Maricalonga -Online-Anmeldung macht auf. Oh, das ist ja heute in 10 min. Also dran bleiben am Rechner, Kreditkarte holen und mal probieren, ob man zu den Glücklichen zählt. Der italienische Kult-Skilanglauf-Marathon im Fal di Fassa und Fal di Fiemme ist immer in Lichtgeschwindigkeit ausgebucht und es gehört schon viel Glück dazu über die normale Anmeldung einen Startplatz zu ergattern.

Aber es hat funktioniert und von da an war Saisonziel Nr. 1 im kommenden Winter klar. Keine vier Wochen später, es war gerade Triathlon-Noon mit Roth und Frankfurt. Da kam eine Facebook-Nachricht vom Ausdauernetzwerk rein, die jedes Jahr im März mit einer Reisegruppe beim legendären Vasalauf in Schweden, dem Hawaii der Skilangläufer, dabei sind. "Wie schauts aus, willst du mit zum Vasa, wir hätten noch einen Startplatz für dich". Mathias hatte erzählt, dass der Vasa noch auf deiner To-Do-Liste steht."  Ganz kurz hab ich überlegt, dann folgte die Zusage.  Plötzlich war der Maricalonga nur noch Saisonziel Nr. 2 - der Vasaloppet, so die offizielle Bezeichnung, ist dann schon noch eine ganz andere Hausnummer.

 

Skirollern im Hochsommer - Gummibeine und -arme an Weihnachten

 

So ein Ziel setzt dann doch eine ganz andere Motivation frei. Die Skiroller, die normalerweise immer erst mit den fallenden Blättern im Frühherbst zum Einsatz kamen, wurden bei Hochsommerwetter genutzt und Ende August sorgte meine Radtour quer durch Deutschland für einen mehr als knackigen Grundlagenreiz. Der Winter konnte also kommen. Aber er kam erstmal nicht, nicht mal in den Bergen. Was kam, war ein hartnäckiger Infekt, der mir eine komplett trainingsfreie Adventszeit bescherte. Zwischen 1. und 22. Dezember Totalausfall. Das erste Schneetraining am 2. Weihnachtsfeiertag sorgte dann für Gummibeine  und -arme inkl. Schnappatmung.

 

Die Uhr tickt ...

 

Noch 30 Tage bis zum Marcialonga und  gut 60 bis zum Vasa. Gut, man kann ja einfach auch langsamer laufen? Will man aber nicht wirklich.  Und auch der Winter war immer noch nicht wirklich da. Endlich war zumindest etwas Schnee für Anfang Januar angesagt. Und aus dem etwas Schnee wurde dann mehrtägiger Dauerschneefall, wie man ihn im Allgäu schon seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Das "Schnee-Chaos", wie die Medien vermeldeten, oder besser ausgedrückt - einfach ein richtiger Winter -  sorgten nun für Traumtrainingsbedingungen vor der Haustür, die - ich kanns vorwegnehmen, bis zum Abflug in Richtung Schweden anhalten sollten. 

Die Form kam nun wie der Schnee. Läuft!!! Und der Marcialonga stand vor der Tür. Ich war vor sechs Jahren schon mal dabei und hatte damals einen absoluten Traumtag erwischt. Traumwetter, toller Ski und überragende Form. Eigentlich nicht zu toppen. Und so war es auch - das Wetter  nur fast Traumwetter, der Ski nur anfangs top und die Form, nach der Vorgeschichte im Dezember, erwartungsgemäß auch (noch) nicht auf Topniveau. Nach 45 der 70 km kam dort dann auch der Gedanke: "Wie sollen denn in fünf Wochen in Schweden 90 km gehen, wenn du nach der Hälfte schon so gerichtet bist".   Nach einem Hänger ging es dann doch noch sehr passabel ins Ziel und vor allem der gut gelaufene Schlussanstieg über die gefürchtete Cascata hinauf ins Ziel nach Cavalese machten Hoffnung auf einen weiteren Formschub.

 

Der Härtetest: 100 km durch den Schwarzwald

 

Der schneereiche Winter ermöglichte dann ein weiteres "Have to do"-Langlaufrennen von der Liste zu streichen. Der 100 km Rucksacklauflauf quer durch den Hochschwarzwald, von Schonach bis zum Belchen, wurde nach vier Jahren wieder auf der Originalstrecke gelaufen. Die Chance, das Rennen einzusacken und zugleich Überdistanztraining zu betreiben. Gestartet wird Punkt 7 Uhr im Dunkeln, ein Rucksack mit mindestens 4 kg Gewicht (Inhalt Wärmekleidung, Verpflegung) muss mitgeführt werden.  Weil die 100 km und 2.300 Höhenmeter noch nicht genug sind, kam an diesem Februarsamstag auch noch Wind in Sturmstärke und ein paar satte Regenschauer und Neuschnee auf den Höhen des Feldbergs hinzu. Mit dem Ergebnis, dass auch dort das Ziel gerne auch schon nach der Hälfte hätte sein können. War es aber nicht. Und im Endeffekt kann man ja auch nicht irgendwo auf den Schwarzwaldhöhen einfach stehen bleiben. Der Bus fährt erst vom Belchen zurück nach Schonach. Also weiterlaufen ....  . 9:04 Stunden waren es am Ende und die Gewissheit, dass der Vasa hinsichtlich der Bedingungen eigentlich nicht mehr wirklich überraschen kann.

Mit diesem tollen Gefühl ging jetzt nach Schweden. Mal sehen wie die Blaubeersuppe am Sonntag schmeckt;-)