Laufschuh-Test 2019: 22 aktuelle Running-Modelle unter der Lupe

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 01.05.2019 um 11:56
Beim tri2b.com-Laufschuh-Test der Saison 2019 waren acht Laufschuh-Hersteller mit insgesamt 22 verschiedenen Modellen vertreten. Der Schwerpunkt waren wieder leichte Trainingslaufschuhe (Lightweight-Trainer) und neutrale Komfortschuhe (Cushion-Modelle). Außerdem war wieder ein kleines aber feines Feld im Segment der stabilen Trainingsschuhe (Support-Modelle) am Start und nicht zuletzt einige reinrassige Racer für den Einsatz auf den kurzen Triathlon-Distanzen. Das Testfeld setzte sich zusammen aus den Marken 361°, Asics, Hoka One One, New Balance, On-Running, Salming, Saucony und Under Armour.

 

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DIE BEWERTUNG: 

 

Das tri2b-Testteam des 2019ers Laufschuh-Tests bestand diesmal aus insgesamt 10 Läufer/innen, die allesamt im Vorjahr bzw. teilweise auch in den weiter zurückliegenden Jahren mit dabei waren. Entsprechend war auch wieder das Leistungsspektrum: Vom aktuellen Ironman Hawaii-Teilnehmer bis zur gemütlichen 6er-Pace-Läuferin und Hobbytriathletin war wieder alles vertreten. Der Testzeitraum lag wieder von Anfang März bis Mitte April. Bis zu sechs Wochen konnten die Läufer/innen die Schuhe unter die Füße nehmen. Am Ende des Testzeitraums wurden die Schuhe hinsichtlich der Testkriterien bewertet, wie gehabt auf einer 10-stufigen Skala (1 = gering/schlecht, 10 = sehr stark/sehr gut). Zusätzlich wurden zu jedem Schuhe individuelle Testkommentare abgegeben, um Besonderheiten konkret hervorzuheben.

Peter Nowak mit dem Saucony Kinvara beim Speedtest auf der Bahn

Als Triathlon-Portal haben wir auch weiterhin an den sonst eher unüblichen Testkriterien "Barfuß-Komfort" und "Einstieg hinsichtlich Triathlon-Tauglichkeit" festgehalten. Die Bewertung auf diesen Skalen hat auf die generelle Eignungsempfehlung der Laufschuhe aber keinen Einfluss.( Ausnahme: speziell konzipierte Triathlon-Laufschuhe, die im aktuellen Test aber nicht im Testfeld vertreten waren)

 

Die Testkriterien:

 

  • Abroll- und Abdruckverhalten
  • Dämpfung Vorfuß
  • Dämpfung Rückfuß
  • Grip der Laufsohle
  • Barfuß-Komfort

  • Einstieg hinsichtlich Triathlon-Tauglichkeit

 

Umgang mit der Bewertung:


Es ist definitiv nicht der Schuh der Beste, der in allen Kriterien eine möglichst hohe Bewertung vorweisen kann. Es kommt auf die Schuhkategorie bzw. den Einsatzzweck an. Während ein Komfort-Trainingsschuh nicht unbedingt Höchstnoten beim Abroll- und Abdruckverhalten, Triathlon-Einstieg oder Barfuß-Komfort erzielen muss, um als "Gut" bewertet zu werden, ist es für einen ausgewiesenen Triathlon-Racingschuh Pflicht, hier hoch zu punkten.  Ein Top-Wettkampfschuh für die Kurzdistanz weißt meist nur geringe bis mäßige Dämpfungswerte aus. Ein Highend-Komfortschuh sollte hier hingegen möglichst hohe Bewertungen sammeln.

Und außerdem: Die Testurteile sind nun mal subjektiv. Was der/die eine Läufer/in als angenehm gedämpft bezeichnet, ist für eine/n andere/n vielleicht schon "bretthart." Allerdings zeigte sich auch im 2019er Test, dass die allermeisten Schuhe von der Tendenz her schon sehr ähnlich bewertet wurden. Schuhe die stark von der Bewertung her streuen sind die Ausnahme. 


Sven Weidner testet den Under Armour HOVR Infinite im Gelände

 

UNSER TESTFAZIT:

 

Mit der häufigste vorkommende Begriff in den Schuhbeschreibungen der Hersteller war diesmal "Jacquard Mesh". Der Begriff "Jacquard" ist keine "Marketing-Wortneuschöpfung", sondern steht für eine spezielle Webtechnik, die der Franzose Joseph-Marie Jacquard im Jahr 1805 erfunden hat. Die moderne Abwandlung dieser Technik findet nun in vielen Schaftmaterialen der aktuellen Laufschuh-Kollektionen seine Anwendung.

 

Fit für heiße Tage  

 

Das Ziel der Hersteller ist die Schuhe zum einen hinsichtlich der Passform noch komfortabler zu machen. Und zweitens, vielleicht ist es dem immer spürbarer werdenden Klimawandel geschuldet, auch immer atmungsaktiver. Viele der hier getesteten Modelle sind mit dem zweilagigen Jacquard Mesh-Obermaterial ausgestattet. Die innere Lage soll den Fuß wie ein dünner Socken umschließen, die äußere festere Lage sorgt für Führung und lässt durch die offene Webtechnik möglichst viel Luft zirkulieren.

Jacquard Mesh-Obermaterial beim Asics DS-Trainer 24

Kurz und bündig kann man zu den neu konzipierten Obermaterialien sagen: Ziel erreicht. In der Tat ist die Passform der hier getesteten Runningschuh-Modelle auf einem sehr hohen Niveau. Trotzdem wird nicht jeder Schuh an jeden Fuß passen. Das ist Utopie. Nachwievor sind manche Schuhe eher für breitere Füße und anderen Schuhe eher für schmälere Füße besser geeignet.

Eine "Ewigkeitsbaustelle" ist weiterhin die Zwischensohle. Es wird bei den Herstellern weiterhin eifrig daran gearbeitet, die an sich gegensätzlichen Eigenschaften "Dämpfung" und Dynamik" zu vereinen. Deshalb ist die Rückführung der Aufprallenergie auch in diesem Modelljahr weiterhin das große Thema. Insgesamt rückt der Markt hier immer mehr in Richtung "Komfort", wobei Hoka One One sinnbildlich für diese Entwicklung steht. Viele andere Hersteller wagen sich nun auch dickere ausladende Zwischensohlen heran. Ein Beispiel dafür ist Salming, bisher als Post-Naturalrunning-Marke erfolgreich, die nun auch mit dem Greyhound einen Schuh mit maximaler Dämpfung auf den Markt gebracht haben.

 

361° und Under Armour die Test-Neulinge

 

Neulinge im Test waren die Marken 361° und Under Armour. Der aus China stammende Hersteller 361° hat mit dem Meraki und dem Feisu zwei sportlich ausgelegte Modelle ins Rennen geschickt. Under Armour, vielen sicher eher als sportive Lifestyle-Marke ein Begriff, besetzt im Test mit dem HOVR Infinite und dem HOVR Guardian das Komfort- bzw. Stabilsegment. Die Besonderheit der beiden Modelle ist ein fest in der Zwischensohle integrierter Sensor, der via Bluetooth-Verbindung eine komplette Laufauswertung auf eine auf dem Smartphone installierte App  überträgt und so ohne Zusatzkosten Daten, vergleichbar einer smarten GPS-Laufuhr, liefert.  

Besonders auf die Anforderungen im Triathlon getrimmte Schuhe waren diesmal nicht im Test vertreten. Einige Modelle sind mit praktischen Einstiegsschlaufen an der Ferse versehen. Ansonsten müssen die Schuhe mit einem gekauften Schnellschürsystem oder der altenbekannten Tanka-Schnellschnürung auf Triathlon getunt werden. Der Barfußkomfort, der vor allem auf den kürzeren Renndistanzen ein Thema ist, ist durch die schon erwähnten soften Schaftmaterialien fast durchgängig auf einem hohen bis sehr hohen Niveau.

Kommen wir zum Preis. Wie im Vorjahr liegt die Preisspanne zwischen 110,00 Euro (361° Feisu und Salming Miles Lite) und 200,00 EUR (On Cloudace).  Die meisten Schuhe tummeln sich bei der Verkaufsempfehlung zwischen 130,00 und 160.00 EUR.

  

DIE TRI2B-KAUFTIPPS im 2019er Laufschuh-Test 

 

 

Auch in diesem Jahr hat die Redaktion insgesamt sechs Kauftipps vergeben. (je zwei in den Kategorien Race/Lightweight-Training und Training-Neutral, sowie einen im Segment Training-Stabil.

 

  • In der Kategorie Race und Lightweight-Training ist hat uns das Update des Asics Gel-DS Trainer sehr gut gefallen, insbesondere das neu gestaltete Obermaterial und die Veränderungen in der Laufsohle überzeugten unsere Tester und haben einen Kauftipp verdient. Besonders innovativ ist On beim neuen Cloudswift, der speziell auf die besonderen Anforderungen für Läufe auf harten urbanen Untergründen (Asphalt, Beton, Pflaster) ausgerichtet ist. 

  • Bei den reinen Raceschuhen überzeugte uns einmal mehr der Saucony Fastwitch 9, der vor allem als Kurzdistanz-Raceschuh ein ganz heißer Tipp ist.  

  • Im Neutral-Segment punktet der Hoka One One Clifton 5 einmal mehr mit allerbesten Komforteigenschaften und das bei nur 130,00 EUR Verkaufsempfehlung. Ein Kauftipp ist uns auch der Under Armour HOVR Infinite wert. Von der Laufeigenschaften ist Under Armour ein wirklich sehr runder Komfortschuh ohne Schwächen gelungen. In Verbindung mit den "smarten" Eigenschaften der Datenaufzeichnung und Auswertung über die MapMyRun-App bietet der Schuh einen interessanten Zusatznutzen für Läufer/innen, die sich an das Thema Datenaufzeichnung ohne eine spezielle Runninguhr herantasten wollen.

  • Bei den stabilen Trainingsschuhen hat uns der Saucony Guide ISO 2 besonders gut gefallen, weil er trotz starken Stabilitäts- und Dämpfungswerten erstaunlich agil zu laufen ist und zudem mit 140,00 EUR Verkaufsempfehlung auch preislich sehr fair unterwegs ist.