Swiss Side Hadron Classic 485 im Langzeittest

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 01.11.2018 um 10:19
Gut vier Jahre ist es erst her, da mischten die Schweizer Aerotüftler von Swiss Side die Aerolaufrad-Branche mit ihren ersten Hadron-Wheels in Hybrid-Bauweise auf. Eine tragende Aluminiumfelge in Verbindung mit einem aerodynamisch optimierten Felgenprofil aus Carbon war das Erfolgsgeheimnis für schnelle Aerolaufräder zu einem bis dato so nicht gekannten Preisniveau. Mittlerweile ist diese Hybrid-Bauweise bei Swiss Side Vergangenheit, mit dem Modelljahr 2018 hat die Vollcarbon-Version der Hadron Classic-Laufräder die Ur-Swiss Side-Wheels abgelöst. In Kooperation mit den Speichen- und Naben-Experten von DT Swiss wurde die neue Laufradserie (in 48,5, 62,5 und 80,0 mm Felgenhöhe) entwickelt. Wir sind die Swiss Side Hadron Classic in der 48,5 mm-Version mit Felgenbremsen fast 2.000 km gefahren, inkl. einer knapp 1.000 km langen Deutschland-Durchquerung, die höchste Anforderungen an das Material stellte.

Die hervorragende aerodynamische Leistung der Swiss Side Hadron-Laufräder dürfte sich mittlerweile in der Triathlon-Szene herumgesprochen haben.  Gerade erst feierte Patrick Lange auf Swiss Side-Laufrädern seinen zweiten Ironman Hawaii-Sieg und der Australier Cameron Wurf pulverisierte auf Swiss Side-Wheels seinen eigenen Kona-Radkursrekord. Beide Erfolge wurden zwar mit der Swiss Side Ultimate-Serie eingefahren. Allerdings sind die beiden Swiss Side-Serien hinsichtlich des Felgenprofils absolut identisch und bieten hier die selbe Aero-Performance. Die kleinen Unterschiede ergeben sich allein durch unterschiedliche Speichen und der Naben.  Rechnerisch gibt Swiss Side den Zeitvorteil der 485er Hadron Ultimate im Vergleich zu den 485er Hadron Classic für  180 km (35 km/h) mit lediglich 24 Sekunden an.

 

Ein Hauptaugenmerk legte man bei der Neuentwicklung auf die Bremsleistung, die bei Carbonfelgen in Verbindung mit Felgenbremsen immer wieder in der Kritik steht. Swiss Side will die deutlich verbesserte Bremsleistung mit Daten eines Labortests beim Bremsbeläge-Hersteller Swiss Stop belegen. Dort schnitt die Kombination aus Swiss Side Carbonlaufräders (Hadron Ultimate & Classic) und Swiss Stop "Black Prince"-Beläge  signifikant besser ab, als Standard-Alufelgen mit den dazu passenden und weit verbreiteten Shimano Dura Ace/Ultegra Aluminium-Bremsbelägen (R55C4) .  Die Unterschiede zugunsten der Carbonfelgen wurden dort sowohl für Trockenheit und auch bei Nässe heraus gemessen.  

 

Der Praxis-Eindruck

 

Wir sind die Swiss Swiss Hadron Classic 485  insgesamt knapp 2.000 km gefahren. Aufgeteilt in eine 960 km lange Deutschland-Tour vom Allgäu bis an die Nordsee (5 Tagesetappen) und im täglichen Training. Außerdem gab es einen Triathlon-Wettkampfeinsatz. Und dieser fand, man will es beim vergangenen Super-Sommer kaum glauben, bei Regen und Nässe statt. Das sehr kurvige Streckenprofil des Schongau Triathlons (Stadtkurs)  sorgte zudem für Rahmenbedingungen, bei denen das eine oder andere harte Bremsmanöver gefragt war. Die Antwort fällt eindeutig aus: Die Hadron Classics in Verbindung mit den Swiss Stop "Black Prince"-Bremsbelägen ließen auch bei Nässe bei der Bremsleistung keine Wünsche offen.  Der Eindruck bestätigt definitiv die von Swiss Side vorgelegten eigenen Laborwerte. Angst vorm Bremsen bei Nässe muss hier wirklich niemand mehr haben. Trotzdem gelten natürlich weiterhin die Gesetze der Physik (bei Nässe und damit einhergehender schlechterer Haftung der Reifen müssen längere Bremswege nun mal eingeplant werden, sonst droht die schmerzhafte und unschöne "Tapete ab"-Problematik ).

Knapp 1.000 km über "Stock und Stein"

Die ultimative Bewährungsprobe war dann aber die Deutschland-Tour vom Allgäu bis an den Emdener Außenhafen. 960 km in 5 Etappen und gut 8 kg Zusatzgewicht (Gepäckträger & Packsack) kamen dazu ans Rad. Gefahren wurde dann auf allem was Deutschlands Straßennetz so hergibt, bzw. auf allem, was sich lt. StVO Radweg nennen darf. So kamen die Swiss Side Classic Laufräder eigentlich täglich  in den Genuss von Offroad-Abschnitten, Kopfsteinplaster- und Schlaglochpisten. Zum einen hielten die aufgezogenen Pirelli P Zero Velo Clincher defektlos und auch die Hadron Classic machten die Tortour bestens mit. Die DT Swiss Aero Comp-Speichen hielten einwandfrei und der Rundlauf war auch am Ende der Tour wie auf dem ersten Kilometer.  Ebenso top in Schuss waren die Bremsflanken am Ende des Testzeitraums, wie die Bilder des Foto-Shootings zeigen.  

 

Unser Fazit:

 

Es gibt viele Negativbeispiele, dass sich Produkte eher verschlechtern, wenn der Hersteller seine ursprüngliche Innovationstechnologie komplett über den Haufen wirft. Nicht so bei Swiss Side, die mit ihren Hadron Classic-Aerolaufrädern definitiv eine Verbesserung erzielt haben. Insbesondere bei der oftmals immer noch problematischen Alltagstauglichkeit von Vollcarbon-Laufrädern punktet Swiss Side mit den Hadron Classic. Die Bremsleistung ist dabei absolut überzeugend, wobei dieses Thema mit den immer mehr auf den Markt drängenden Disc-Rennern und Disc-Triathlon-Maschinen dann sowieso irgendwann der Vergangenheit angehört (Swiss Side bietet alle Laufräder auch als Disc-Variante an).  Preislich liegt ein kompletter Classic Hadron 485er Satz bei 1498,00 EUR UVP und damit 300,00 EUR über dem damaligen UVP der Hadron Hyrid-Laufräder. Cent-Fuchser wird das vielleicht aufregen, echte Carbon-Liebhaber -"only black is beautyful" - bekommen ihren Traum dafür für einen wirklich immer noch sehr erschwinglichen Preis. Gerade für "pimp your bike"-Updates dürften die Swiss Side Hadron Classic-Laufräder ein Tipp sein, zumal für 19 EUR Aufpreis je Laufrad die Decals-Aufkleber in vier Varianten (red, blue, yellow und white) für die individuelle Farbabstimmung erhältlich sind.

Technische Details

Hersteller Swiss Side
Modell Hadron Classic 485
empf. VK Preis in Euro VR: 629,00 € /HR: 869,00 €
Gewicht Vorderrad 786 g
Gewicht Hinterrad 931 g
Speichen DT Swiss Aero Comp - vorne 20(radial), hinten 24 (Zahnkranzseite 2-fach gekreuzt)
Freilauf DT Swiss 370 Classic - Shimano, SRAM, Campagnolo (10 & 11-fach Kassetten)
Felgenbreite Bremsflanke 23 mm
Felgenbreite maximal 25 mm
Felgenhöhe 48,5 mm (VR), 48,5 mm (HR)
max. Fahrergewicht 105 kg
Garantie zweijährige Herstellergarantie
Crash-Replacement Ja
Website www.swissside.com

Bewertung

Preis/Leistungsverhältnis - +
Verarbeitung - +
Rundlauf - +
Bremsverhalten - +
Gewicht - +
Fahr- und Lenkverhalten bei Seitenwind - +
Service-Netz (über die DT Swiss Service-Center) - +

Fotoserie: Swiss Side Hadron Classic 485 im Langzeittest