Airstreeem Aerotype

von Philipp Görgen für tri2b.com | 25.01.2013 um 18:03
Wir befinden uns im 21. Jahrhundert n. Chr. Der gesamte moderne Rennradmarkt wird durch Fernostprodukte dominiert. Der gesamte Rennradmarkt? Na ja, nicht ganz. In dem kleinen österreichischen Dorf Anthering bemüht sich Häuptling Stefan Probst vornehmlich um Konstruktion, Design und Vertrieb seiner jungen Marke Airstreeem.

Produziert werden die schmucken Rahmen dieser Schmiede in Fernost, wie der Inhaber freimütig einräumt. "Die Technologie, die heutige Qualität zu produzieren, ist in Europa gar nicht mehr vorhanden", sagt Stefan Probst. Der ehemalige Radprofi kämpft mit heruntergelassenem Visier. Mehrmals war er schon in China, um dort vor Ort die Fertigungsqualität seiner Produkte zu überwachen. Entwickelt werden die "Maschinen" aber in Zusammenarbeit mit renommierten Designern daheim in Anthering, nahe Salzburg. Möglich wird dieser besonders für kleine Hersteller sehr aufwendige Prozess dadurch, dass die entwickelte Rahmenform auch für andere Hersteller zur Verfügung gestellt wird. 

Variables Baby


Doch nun zum wesentlichen, den Bikes. Stefans "Baby" und Vorzeigeprodukt ist das Aerotype. Es zeichnet sich durch eine variable Geometrie aus und ist damit insbesondere für Triathleten interessant. Ob im reinen Straßeneinsatz, mit Aufsatz für kürzere Distanzen oder mit Zeitfahrlenker - das Aerotype macht nicht nur stets eine gute Figur, sondern erfüllt auch immer die Anforderungen für den jeweiligen Einsatzbereich.

Zur Abholung unseres Testbikes sind wir nach Österreich gereist. Dort bietet Airstreeem gemeinsam mit Jakob Schmidlechner vom Hotel Mohrenwirt ein Testcenter am wunderschönen Fuschlsee an. Hier im Salzkammergut kann man in landschaftlich faszinierender Umgebung die gesamte Produktpalette im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Ganz nebenbei kann man wunderbar entspannen, sich den kulinarischen Highlights der Küche des 1846 gegründeten Mohrenwirts hingeben und die Gastfreundschaft der Einheimischen genießen. 

Stabil in Spur und Antrieb


Das uns zur Verfügung gestellte Aerotype kommt mit Di2 und hauseigenen Airstreeem-Wettkampflaufrädern aus Vollkarbon daher. Wir montieren neben einem Profile Design Aero-Auflieger zur Anpassung noch einen anderen Vorbau. Beim Einstellen der Sitzhöhe werden die Nachteile der integrierten Sattelstütze sichtbar - einmal abgesägt, bieten sich nur noch wenige Einstellmöglichkeiten. Airstreeem hat aber schon angekündigt, dies zu ändern. 

Beim Fahren macht das Aerotype einen für ein Toprad angemessen Eindruck. Dabei zeigt sich der Rahmen in jeder Situation erhaben und vor allem super steif. In Kombination mit den Laufrädern fällt schon bei der ersten Ausfahrt auf, wie spur- und antriebsstabil der Vollkarbonrahmen ist. Er vermittelt das Gefühl, dass die Leistung unmittelbar von den Beinen auf die Straße geht. Subjektiv geht das bei sehr leichten Fahrern wie dem Tester zwar ein wenig auf die Agilität und Dynamik, besonders große und schwere Athleten dürften hier aber deutlich profitieren. 
Das Aerotype zeigt so relativ schnell, dass es eher im Triathlon als im Radsport zu Hause ist, wofür auch das leicht höhere Gewicht im Verhältnis zu einem reinen Racer spricht. 

Keine Schaltsprünge


Dabei konnte uns das Aerotype auf allen Distanzen, vom Sprint bis Langdistanz überzeugen. Die Kombination mit der Di2 funktionierte perfekt, nicht einmal mussten wir im mehrere Wochen dauernden Testzeitraum die Batterie nachladen. Dass aber mit dem Shimano-Topmodell keine Schaltsprünge möglich waren, irritierte uns dann doch etwas. Jeden Gang einzeln schalten zu müssen, war etwas, was wir definitiv im letzten Jahrhundert vermutet hätten. 

Aber da kann ja das Areotype nichts für. Es überzeugt uns mit seiner tollen Verarbeitung, die sich nicht zuletzt auch in der extrem stabil wirkenden Lackierung zeigt. Insgesamt zeigt Airstreeem mit dem Aerotype, dass sie im großen Konzert der vielen Radmarken mitspielen können und schon heute eine ernstzunehmende Stimme sind. Wie bei allen neuen Marken werden letztlich die Kunden entscheiden müssen, wie es mit Airstreeem weitergeht. Wir jedenfalls wünschen viel Erfolg und können nur empfehlen, bei der nächsten Radauswahl auch mal ein Airstreeem zu testen - vielleicht im Rahmen einer Reise in den Mohrewirt am Fuschlsee.