Praxisfahrtest: Scott Plasma 20

von H. Eggebrecht für tri2b.com | 04.07.2012 um 18:06
Für funktionales Radmaterial im Highend-Bereich wird heutzutage schon mal gerne der Geldbetrag eines Kleinwagens auf den Tisch gelegt. Damit ist in der Regel eine gewisse Exklusivität gesichert, wenn man mit seinem Eyecatcher die Wechselzone stürmt. Topleistungen auf dem Rad sind damit noch lange nicht gesichert. Außerdem soll es ja auch noch Triathleten geben, die beim Material eher auf Understatement setzen. Im Test haben wir deshalb einmal ein Auge auf die bezahlbare Mittelklasse gelegt und sind das Scott Plasma 20 für Euch Probe gefahren.

Das Setup: 
Wir sind das Scott Plasma 20 Größe M mit der gängigen Set-Ausstattung (siehe anhängendes Datenblatt ) gefahren. 

Die Testfahrten: 
Das Testrad wurde über vier Wochen knapp 600 km gefahren. Während der Testfahrten wurden die bekannten im Triathlon üblichen Trainingseinheiten, vom Zeitfahren, über Intervalle, sowie Kraftausdauerelementen, bis zur längeren Grundlagenausfahrt absolviert. Als Trainingsrevier stand vor allen leicht welliges Terrain zur Verfügung. 

Die Einstellmöglichkeiten: 
Die Sitzposition hat für den Testfahrer (182 cm) nach geringen Anpassungen nahezu perfekt gepasst. Überzeugend dabei, wie schon beim Plasma Premium, der Verstellmechanismus der Sattelstützenklemmung und der Verstellmöglichkeit des Sattels. Mit wenigen Handgriffen konnte hier die richtige Position eingestellt werden. Weniger Spielraum zur Anpassung bietet die Lenker-Kombi von Profile. In unserem konkreten Fall hat die Einstellung aber auch hier gut gepasst. Im Vergleich zum im letzten Jahr getesteten Plasma Premium (ebenfalls in Größe M) haben wir von der Sitzposition nicht ganz so aerodynamisch gesessen, dafür aber deutlich entspannter, was uns insbesondere die Nackenmuskulatur dankte. 

Die Fahreindrücke: 
Der Rahmen des Plasma 20 entspricht dem früheren Topmodell Plasma 2, mit welchem unter anderem Normann Stadler oder Maik Twelsiek schnelle Zeiten auf den Asphalt zauberten. Die Profiqualitäten des Rahmens bestätigten sich auch in den jeweiligen Testfahrten. Das Rad zeigte sich bei Antritten absolut seitensteif, in schnellen Kurvenfahrten blieb die Fahrlinie unter den verschiedensten Einflüssen stabil. Das galt auch für Bedingungen mit Seitenwind. Das flache Felgenprofil der zugegebermaßen eher schweren Shimano R501-30 Laufräder sorgte auch hier für tollen Geradeauslauf. 

Erstaunlich war, wie gut die etwas labil wirkenden Aerobremshebel die Kraft auf die Bremsen übertrugen. Anfängliche Sorgen stellten sich hier in der Praxis als bedenkenlos heraus. Dank der Shimano Ultegra-Ausstattung bei Schaltwerk und Umwerfer gelangen die Schaltvorgänge grundsätzlich absolut präzise. Etwas gewöhnungsbedürftig waren hingegen die sehr schraff einrastenden Lenkerendschalthebel. 

Die spannende Frage, ob das Scott Plasma 20 in aerodynamischen Gesichtspunkten mit den Boliden aus dem Hochpreis-Segment mithalten kann, können wir nach den Erfahrungen des Praxistests nicht wirklich auflösen. Allerdings hat die mehrwöchige Testphase, in der auf identischen Trainingsstrecken auch ein Scott Addict-Straßenrenner zum Einsatz kam, gezeigt, dass mit dem Zeitfahrrad bei vergleichbarer Belastungsintensität das gefahrene Stundenmittel im Schnitt um 1 bis 2 km/h höher lag (gemessen wurde jeweils mit dem gleichen Garmin GPS-Computer). Die in vielen Testreihen unter Laborbedingungen bzw. auf Radrennbahnen gemachten Erkenntnisse, dass eine Zeitfahrposition einen deutlichen Geschwindigkeitszuwachs gegenüber einer klassischen Rennrad-Position bringt, bestätigt sich also auch mit dem zur Mittelklasse gehörenden Plasma 20. 

Fazit: 
Mit dem Scott Plasma 20 erhält man grundsätzlich ein Zeitfahrrad, dass in vielen Bereichen mit den meist zwei- bis dreimal so teuren Topmodellen mithalten kann, beispielsweise mit integrierter Aero-Gabel, Aero-Sattelstütze, innen verlegten Züge, sowie einen absolut auf Aerodynamik getrimmten Rahmen. Das Gesamtgewicht, 8,9 kg, ist im Vergleich zu den Top-Boliden um rund 1,5 kg höher, was vor allem bei Antritten spürbar ist. Rollt das Rad erst einmal, dann ist dieses Mehrgewicht kaum mehr fühlbar. Wobei mit einem Upgrade der Laufräder in Richtung echtem Aerolaufrad sowohl in Punkto Gewicht, als auch in Punkto Watteinsparung hier einiges an Potential schlummert. Empfehlenswert ist das Scott Plasma 20 deshalb für Triathleten, die ein echtes und vor allem solides Triathlonrad suchen, aber 3.000 Euro grob die Schmerzgrenze darstellt. Dank des sehr guten Rahmens sollte auf jeden Fall über viele Jahre echter Fahrspaß garantiert sein.