Kompressionsbekleidung: Innovative Bekleidungstechnologie mit Kühleffekt

von Stefan Drexl für tri2b.com | 04.05.2011 um 22:42
Ein Trend entsteht und vergeht entweder wieder oder aber er etabliert sich. Kompressionsbekleidung betreffend kann man längst von mehr als einem Trend sprechen. So liefen einem zu Beginn nicht unbedingt sportlich-elegant aussehende Variationen von Kompressionsstrümpfen über den Weg und willkürlich dachte man schon gelegentlich an die hautfarbenen Stützstrümpfe der Großmutter. Doch dauerte es nicht lange und spätestens mit der Präsentation kompletter Kollektionen wurden die Farben und Stile der Kompressionsbekleidung modischer.

Wir fühlen uns dabei ein wenig an die Anfänge von Triathlonwetsuit und Triathlonzeitfahrlenker erinnert, auch sie durchlebten erst eine Evolution und sind mit den heutigen Produkten kaum mehr zu vergleichen. Aller Anfang ist schwer und auch wenn die innovativsten Erfindung Ende der 80iger Jahre waren, so zeigt die weitere Entwicklung der enganliegenden Textilien, dass Triathleten immer noch offen für Neues sind. Im Falle der Kompressionsbekleidung ist dabei, neben kontroversen Diskussionen unter Sportlern, wie auch unter Wissenschaftlern, noch längst nicht das letzte Wort gesprochen. 

Die Hersteller versprechen deutlich verbessertem Sauerstofftransport mit einer fast 30 Prozent reduzierten Laktatbildung. Kompressionsbekleidung soll helfen, die Leistung eines Athleten zu steigern, indem sie dabei ein einfaches Wirkungsprinzip nutzt: Die Kompressionskleidung erhöht den Umgebungsdruck der Muskulatur, wodurch sich die Muskulatur rund um die Arterienwände wegen des erhöhten äußeren Drucks entspannt. Es weitet sich der Arteriendurchmesser und mehr Blut kann durchfließen, was die Sauerstoffversorgung der Muskeln verbessern und die Leistung steigern soll. 

Druckvoller Kühleffekt 
Interessant ist aber auch die Verkürzung der Erholungsphase, von bis zu 40 Prozent ist da die Rede. Das sind Werte, die den ein oder anderen Triathleten das Herz höher schlagen lassen. Wissenschaftler halten dennoch dagegen, dass sie bisher keine nennenswerte Messergebnisse bei ihren Studien ermitteln konnten, die diese physiologischen Werte untermauern könnten. Die besonderen Vorteile müssen also anderswo liegen und aus der optimalen Kombination aller Eigenschaften von Kompressionsbekleidung bestehen. Eine wesentliche Eigenschaft ist vor allem und gar nicht zu unterschätzender Faktor ist die Kühlung. Wie jeder Motor, so erzeugen auch unsere Muskeln beim Verrichten ihrer Arbeit neben der Leistung sehr viel Wärme. Um diese Wärme zu reduzieren schwitzen wir und kühlen durch Verdunstungskälte unseren Körper. Wir verlieren dadurch natürlich Wasser und wichtige Mineralsstoffe, die Produktion von Schweiß verbraucht aber auch Energie. Energie, die wir besser für die Erhaltung unserer Leistungsfähigkeit verwenden könnten. 

Waren es im Jahr 2008 auf Hawaii noch ein Viertel aller Teilnehmer des Ironmans, die sich vor dem Wechsel zum Laufen noch ein paar Kompressionsstrümpfe anzogen, konnte man 2010 bereits mehr als ein Drittel mit Kompressionsbekleidung beobachten. Viele davon stülpten sich die enganliegenden Textilien bereits vor dem Radfahren über, gerade Ärmlinge, sogenannte Armtubes konnten vermehrt beobachtet werden. Hier wirken die Vorteile der Kühlung durch den Fahrtwind besonders deutlich, indem Armtubes und Kompressionsstrümpfe mit Wasser angefeuchtet werden. 

Regenerative Druckwirkung 
Kompressionsbekleidung ist gerade durch diesen kühlenden Effekt zu einem Thema für den ganzen Körper geworden. Ausgehend von den Kompressionsstrümpfen, die im Bereich der Mittel- bis Langdistanzen am häufigsten anzutreffen sind, wird Kompressionsbekleidung mittlerweile für verschiedene Sportarten, Einsatzbereiche und auch Körperregionen entwickelt. Die namhaften Sportartikelhersteller versuchen sich dabei nicht nur im Triathlon, auch für den Wintersport (z.B. Skilanglauf) und sogar den Kraftsport werden eigens Kollektionen entwickelt, die der Muskulatur den nötigen Druck und die Unterstützung geben sollen. Entsprechende Textilien sorgen für eine komfortable Funktionalität durch optimale Atmungsaktivität. 

Merklich positiv sind die Vorteile von Kompressionsbekleidung in der Unterstützung der Regeneration. Nachweislich hat Kompressionskleidung bisher insbesondere im Liegen Einfluss auf den Blutfluss und den Rücktransport von Lymphflüssigkeit. Hier ist man auf heimischen Terrain und somit dem ursprünglichen Einsatzgebiet von Kompressionsbekleidung, in der medizinischen Anwendung. 

Motivierendes Wohlbefinden 
Eines ist gewiss, die Nachfrage nach Kompressionsbekleidung auf dem Sportartikelmarkt steigt weiter. Wissenschaftler und Hersteller forschen weiter, Studien werden angestoßen und die Produktpaletten natürlich erweitert. Die bereits erhältlichen Produkte werden stetig besser und das Angebot auch auf neue Sportarten ausgeweitet. Manche Hersteller widmen sich sogar einzig der Thematik Kompressionsbekleidung und nur wenige können dabei auf eine langjährige Erfahrung in der medizinischen Kompression vertrauen. Die verbinden sie nun mit den heutigen Erkenntnissen der Sportwissenschaften. Auch, wenn sich die beschriebenen positiven, leistungsfördernden Eigenschaften (siehe dazu auch Teil 2: Under Pressure) dabei zumeist ähneln, so ist die Qualität der verschiedenen Produkte oft sehr unterschiedlich. Dementsprechend schwer ist es für den interessierten Sportler die richtige Wahl zu treffen. Entscheidend für das individuelle Pro oder Contra von Kompressionsbekleidung wird besonders das erlebte Gefühl beim Tragen der enganliegenden Textilien sein, das Wohlbefinden. Es wirkt sich unmittelbar auf die Motivation aus. Und das wird von vielen Athleten als sehr positiv beschrieben (siehe dazu auch Teil 3: Praxis). Zu guter Letzt zählt bei Triathleten aber auch die Optik – und die ist heute mindestens so wichtig wie vor 20 Jahren, als Scott und Allen sich durch die Lavafelder jagten. Kompressionsbekleidung schaut einfach verdammt schnell aus.