Yvonne van Vlerken: Schnelle Beine durch Kompression und Wasserkühlung

von Stefan Drexl für tri2b.com | 13.04.2011 um 22:45
Yvonne van Vlerken zählt zu den schillerndsten Athletinnen im Triathlon. Nicht zuletzt wegen ihrer auffälligen Outfits und innovativen Trainingsmethoden hat die „fliegende Holländerin“ Zeichen gesetzt. Bereits früh hat die Ironman Hawaii Zweite von 2008 auch die Vorteile von Kompressionskleidung erkannt und genutzt. Wir haben mit van Vlerken darüber gesprochen, wie sie die eng anliegende Bekleidungsteile im Trainingsalltag und Wettkampf nutzt.

tri2b.com: Mit Kompressionssocken hat es angefangen, mittlerweile gibt es komplette Textilkollektionen für den Triathlonsport. Unter anderem soll sich dadurch die Möglichkeit eröffnen, mit spezieller Kleidung und durch Kompression die Regeneration zu unterstützen, verschiedene Faktoren helfen sogar die Leistung in Training und Wettkampf länger zu erhalten. Du verwendest schon seit einiger Zeit Kompressionsbekleidung, worin liegen die Vorteile und welche Erfahrungen hast Du damit bisher im Training gemacht? 
Yvonne van Vlerken (Y.v.V.): Ich bin meine Kompressionsstrümpfe mittlerweile so sehr gewöhnt, dass sie ein fester Teil meiner Ausrüstung geworden sind. Ich habe einfach „bessere Beine“, sobald ich Kompressionsstrümpfe im Training, während des Wettkampfs und zur Regeneration trage. Die meiste Zeit trage ich sie vor einem Wettkampf, sie bleiben dann fast permanent am Bein, auch nachts. Ich laufe herum, trainiere und schlafe mit den Strümpfen. Nach einem harten Training zu baden, die Beine zu massieren und danach gleich die Strümpfe anzuziehen, tut so gut, du spürst fast einen magischen Effekt! 

tri2b.com: Gerade die langen Reisen zu den Wettkampforten bringen oft auch lange Aufenthalte im Flugzeug und an Flughäfen ohne Bewegung mit sich. Kann hier Kompressionsbekleidung, wie Strümpfe, das Reisen besonders erleichtern und die Regeneration nach Ankunft am Zielort unterstützen? 
Y.v.V.: Zu 100%, speziell zum Schutz vor Reisethrombosen und dicken Beinen haben Kompressionsstrümpfe einen hervorragenden Effekt. Ein Freund und Sponsor von uns, der extra zum anzufeuern nach Hawaii geflogen ist, bekam auf dem Heimflug eine Reise-Thrombose. Er ist fit und trainiert zwar, ich denke aber, dass er die Thrombose mit Kompressionsstrümpfen vermeiden hätte können. Mir tat das natürlich hinterher sehr leid für ihn. 

tri2b.com: Viele ambitionierte Athleten haben noch keine Erfahrung mit Kompressionsbekleidung. Worauf ist denn bei Kompressionsstrümpfen zu achten und wie ist denn der Tragekomfort während des Trainings und im Wettkampf, aber auch während eines mehrstündigen Fluges? 
Y.v.V.: Ich fliege grundsätzlich nie mehr ohne Strümpfe, wobei da sicherlich auch das subjektive Gefühl eine gewisse Rolle spielt. Neben dem persönlichen Geschmack ist aber besonders der Komfort über längere Zeit entscheidend. Darin liegt für mich der große Vorteil in den Produkten meines Ausrüsters O-motion. Denn im Wettkampf trage ich gerne Strümpfe mit einer etwas geringeren Kompression. Im Training, auf Reisen und auch für die Regeneration verwende ich dann eher die Stärkeren. Auch das Klima und die Temperatur sind entscheidend. Je nach Bedarf kann man stets das optimale Produkt für sich auswählen. Ich denke, dass es jeder selbst vorher testen sollte. 

tri2b.com: Das persönliche Empfinden ist bei der Entscheidung für Kompressionsbekleidung genauso entscheidend, denn es kann auch zusätzlich motivierend sein. Dich sieht man in Wettkämpfen nicht nur mit Kompressionsstrümpfen, sondern auch oft mit Armtubes. Ist der Unterschied so deutlich, als wenn Du ohne ins Rennen gehen würdest? 
Y.v.V.: Ich starte schon viele Jahre mit Kompressionsstrümpfen und es gab nur wenige Rennen, in denen ich keine getragen habe. Sei es wegen gewisser Rennumstände oder weil mich das Anziehen der Strümpfe wichtige Sekunden gekostet hätte. Ich habe aber auch schon viele Rennen auf den letzten Kilometern oder im Sprintfinish gewinnen können, weil ich, wie ich meine, aufgrund der Strümpfe die etwas frischeren Beine hatte. Durch die Stöße und die Vibrationen werden besonders die Waden ziemlich strapaziert. Die Muskelvibration wird durch die Kompressionsstrümpfe deutlich reduziert und somit die Leistungsfähigkeit verlängert. Ich habe den Unterschied ganz deutlich gespürt, als ich die Strümpfe bei zwei Rennen nicht getragen habe. Genau das gleiche habe ich auch schon von vielen anderen Athleten gehört. 

tri2b.com: Kompressionsbekleidung kann auch für zusätzliche Kühlung sorgen. Wie funktioniert das und ist das für dich auch ein wichtiger Aspekt? 
Y.v.V.: Auf jeden Fall, begeistert bin ich dabei vor allem von den Armtubes. Sie haben zum Beispiel beim meinem Frühjahrstrainingslager auf Hawaii meine Arme bei den langen Radausfahrten vor der Sonne geschützt. Wenn sie feucht sind, kühlen sie zudem die Muskulatur und die Kompression hält die Arme in der Aeroposition locker! Ich mache die Tubes und meine Strümpfe auch während des Rennens an jeder Verpflegungsstelle nass und der Fahrtwind sorgt dann für Kühlung.