Ironman 70.3 World Championship: Norweger Iden gewinnt in Nizza, Kienle rennt noch auf Rang fünf

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.09.2019 um 11:08
Gustav Iden ist der neue Ironman 70.3 Weltmeister 2019. Der erst 23-jährige Norweger siegte in Nizza nach 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 3:52:35 Stunden vor dem Briten Alistair Brownlee (3:55:19) und Rudolphe Von Berg (3:56:45) aus den USA. Rang vier ging an Idens Landsmann Kristian Blummenfelt (3:59:21). Dahinter entwickelte sich im Halbmarathon ein spannendes Duell um Rang fünf. Sebastian Kienle (4:00:18) rang auf der Promenade des Anglais keinen Geringeren als den Spanier Javier Gomez (4:01:18) nieder, der am Ende auch noch den Belgier Bart Aernouts (4:01:14) vorbeiziehen lassen musste, und Sechster wurde.

Schon ziemlich leer gefegt war die Profiwechselzone, als Sebastian Kienle nach 26:50 Minuten endlich den Swimsuit gegen sein Zeitfahrrad eintauschen durfte. Die im Wasser pfeilschnell Konkurrenz hatte dem zweimaligen Ironman 70.3-Weltmeister über dreieinhalb Minuten Rückstand aufgebrummt. Im Schlepptau des Swimleaders Josh Amberger (23:15 min) eine massive Spitzengruppe mit insgesamt 18 Athleten auf den anspruchsvollen Radkurs. Von den Deutschen schaffte nur Florian Angert den Sprung in die erste Gruppe. Patrick Lange und Horst Reichel gingen  mit einer guten Minute Rückstand ebenfalls noch aussichtsreich platziert auf die Radstrecke.  Neben Kienle hatten auch Maurice Clavel, Andi Dreitz und Markus Rolli deutlich Verspätung nach der Auftaktdisziplin.

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Brownlee als Leader über den Col de Vence - Iden schafft den Anschluss

 

Auf dem anfangs noch flachen Weg aus Nizza heraus sorgte sich sofort Alistair Brownlee ums Tempo, der dann zum Beginn der Steigung in Richtung Col de Vence zunächst mit Ben Kanute einen Mitstreiter finden sollte, die schnell eine kleine Lücke zum Rest des Feldes reißen konnten. Als die Steigungsprozente zulegten, kam auch dahinter Bewegung ins Feld. Rudolphe Von Berg und Sam Appleton folgten als weiteres Duo mit ca. 30 Sekunden Abstand auf Brownlee und Kanute. Die anfänglichen Spitzengruppe, u.a. mit Blummenfelt und Gomez besetzt, flog nun regelrecht auseinander. Nur ein Athlet kletterte sogar noch etwas schneller dem Col de Vence entgegen. Gustav Iden konnte so bis auf Brownlee alle drei anderen Flüchtigen einholen.

Brownlee stürzte sich als Leader in die kurvenreiche Abfahrt. Mit viel Risikobereitschaft konnte dann Von Berg die Lücke von über 40 Sekunden zum Briten schließen und auch Iden gelang der Anschluss. Als Spitzentrio fuhren Brownlee, Von Berg und Iden nun über die nicht mehr ganz so technisch anspruchsvollen Passagen in Richtung Nizza zurück und sollten gemeinsam in der zweiten Wechselzone ankommen.

Als erster Verfolger schnürte Kanute (+3:20 min) seine Laufschuhe, gefolgt von Blummenfelt (+4:40 min). Florian Angert hielt sich mit knapp sechs Minuten Rückstand als Neunter zu diesem Zeitpunkt noch in den Top Ten.  Sebastian Kienle (+6:05 min) verlor zwar auf dem Rad weiter zeitlich an Boden, wechselte aber schon als Elfter zusammen mit Bart Aernouts, und noch vor Gomez, in den Halbmarathon.  Andi Dreitz, der zunächst auf dem Rad deutlich Zeit gutmachte, stürzte auf dem Rückweg nach Nizza und musste das Rennen verletzt aufgeben. Maurice Clavel (+ 10 min) und Patrick Lange (+15 min) hatten nach schwachen Radvorstellungen schon alle Chancen auf eine vordere Platzierung verspielt.

 

Iden von vorne, Kienle läuft Gomez platt

 

Aus dem Dreikampf ums WM-Gold wurde schnell ein Zweikampf. Rudolphe Van Berg konnte schon auf der ersten von zwei Wendepunktschleifen hinaus zum Nizza Airport nicht mehr folgen. Iden und Brownlee flogen zunächst gemeinsam leichtfüßig über die Promenade des Anglais. Auf dem Rückweg in Richtung der Altstadt Nizzas tat sich wenig später schnell auch eine Lücke zwischen dem Norweger und dem Briten auf. Brownlee hatte seinen leichtfüßigen Schritt eingebüßt und Iden bekam mit dem Gefühl der alleinigen Führung noch einen zusätzlichen Push. Das Podium war gemacht: Gustav Iden, vor Alistair Brownlee und Rudolphe Von Berg.  Dahinter lief Kristian Blummenfelt auf Rang vier. Allerdings hätte sich der schnelle Norweger keine Schwächephase mehr leisten dürfen, denn dahinter flog die Laufzweckgemeinschaft Kienle/Gomez förmlich durchs Feld. Platz um Platz und Sekunde um Sekunde machen die Beiden nun in der zweiten Laufrunde gut. Als es letztmals zurück in Richtung Ziel ging hatte sich sogar Kienle vor Gomez gespannt. Lauerte der fünfmalige ITU-Weltmeister aus Spanien vielleicht darauf Sebi im Schlussspurt zu überrumpeln? Fehlanzeige. Kienle (zweitbeste Laufzeit in 1:09:31) lief Gomez regelrecht platt, der nicht nur reißen lassen musste, sondern auch noch Bart Aernouts vorbeiziehen lassen musste.

 

Lange zeigt zumindest im Laufen seine Klasse

 

Florian Angert konnte beim Laufen nicht ganz an seine Schwimm- und Radleistung anknüpfen und fiel noch auf zwei Ränge auf Platz elf zurück. Maurice Cavel klassierte sich auf Rang 18, nachdem der Franzose Ivan Jarrige noch disqualifiziert wurde. Patrick Lange ließ mit einem flotten Halbmarathon in 1:11:22 Stunden dann doch noch sein Können aufblitzen und schob sich so um 13 Plätze bis auf Rang 22 nach vorne.