Kristian Blummenfelt ist Triathlon-Olympiasieger

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 26.07.2021 um 01:53
Der Norweger Kristian Blummenfelt hat das Triathlon-Einzelrennen bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen. Blummenfelt (Siegerzeit: 1:45:04 Stunden) machte seinen Triumph über die 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen in der letzten der vier Laufrunden perfekt, als er seine letzten Mitstreiter, den Briten Alex Yee und Hayden Wilde aus Neuseeland, nach einer Attacke abschütteln konnte. Silber ging an Yee (1:45:15), Bronze sicherte sich Wilde (1:45:24). Die beiden deutschen Starter Jonas Schomburg (38.) und Justus Nieschlag (40.) verpassten das Ziel einer Top-15 Platzierung deutlich, wobei Schomburg durch einen Radcrash mit dem Österreicher Alois Knabl den Anschluss an die Spitzengruppe verlor.

Zu den Geschlagenen gehörte am Ende auch der französische Topfavorit Vincent Luis, der beim Schwimmen, das zunächst mit einem kuriosen Fehlstart begann - ein Kameraboot versperrte einem Teil der Athleten den Weg - , nach 17:39 min als Führender aus der fast 30 Grad warmen Odaiba Bucht kam. Direkt verfolgt vom Russen Dimitry Polyanskiy und der deutschen Hoffnung Jonas Schomburg. Anschließend bildete sich schnell eine neunköpfige Führungsgruppe, zu der auch noch Marten Van Riel (BEL), Henri Schoeman (RSA), Tyler Mislawchuk (CAN), Taylor Reid (NZL), Jonathan Brownlee (GBR) und Kenji Nener (JPN) zählten. Vor allem Schomburg sorgte sich auf dem winkligen Radkurs mit insgesamt 104 Kurven immer wieder ums Tempo. Anfangs auch mit Erfolg, denn die Lücke zur ersten größeren Verfolgergruppe, in der vor allem Blummenfelt und sein Teamkamerad Stornes an der Spitze fürs Tempo sorgten und auch Justus Nieschlag fuhr, ging bis auf knapp 20 Sekunden auf. Die dritte Gruppe, in der u.a. die drei Spanier Mario Mola, Fernando Alarza und Javier Gomez festsaßen, lag nochmals ca. 15 Sekunden zurück.

 

Führungsgruppe mit Schomburg wird gestellt

 

Doch in der dritten der insgesamt acht Radrunden verringerte sich der Vorsprung wieder und noch in der vierten Runde sollte es dann zum Zusammenschluss kommen. 28 Athleten waren nun zusammen, wobei die kurzzeitige Neutralisation der Luxemburger Stefan Zachäus zur Soloflucht nutzte, während von hinten nun auch die Gruppe mit den Spaniern und dem dritten Norweger Gustav Iden den Anschluss schaffte. In dem nun 37-Mann großen Pulk kamen dann Schomburg und der Österreicher Knabl folgenschwer aneinander. Knabls Schaltwerk war ausgebrochen und das Rennen vorbei, Schomburg rappelte sich zwar wieder auf, die Spitzengruppe war für den Hannoveraner, der vor zwei Jahren beim Olympia-Test Rang zehn erreichte, aber längst enteilt.

 

Salvisberg als Leader in T2

 

Nachdem vorne die Flucht von Zachäus beendet war, versuchte sich der Schweizer Andrea Salvisberg. Das Feld ließ ihn gewähren, der so als Leader mit 14 Sekunden Vorsprung in die zweite Wechselzone einfuhr.

 

Yee diktiert das Lauftempo – Nieschlag früh geschlagen

 

Hinter dem Schweizer sortierte sich nun schlagartig das Feld. Alex Yee sprintete aus der Wechselzone und zog ein Pack von gut zehn Athleten hinter sich her. Nieschlag, der an Position 30 wechselte, verlor bereits dort den Anschluss. Schon in der ersten der vier Laufrunden war Salvisberg gestellt und  nur noch neun Athleten zusammen an der Spitze: Alex Yee, Kristian Blummenfelt, Casper Stornes, Hayden Wilde, Max Studer, Keven McDowell, Marten Van Riel, Jonathan Brownlee und Dorian Coninx machten jetzt Jagd auf die Medaillen, während Vincent Luis schon reißen lassen musste und auch die Spanier um Mario Mola den Anschluss nicht mehr herstellen konnten.

Yee führte die Spitze nun weiter an und als nächste fielen Coninx und Van Riel ab. In der dritten Laufrunde drückte dann erstmals Blummenfelt aufs Tempo und nun konnten nur noch Yee und Wilde folgen, während für Jonathan Brownlee der Traum von der dritten Olympiamedaille nun in der wabernden Morgenhitze Tokios regelrecht zerfloss.

 

Blummenfelts entscheidende Attacke sitzt

 

Eingangs der finalen Laufrunde waren die Medaillen vergeben, die Reihenfolge aber noch nicht. Yee lief wieder vorne, Blummenfelt und Wilde hingen dahinter. Nun zündete der Norweger seine zweite Attacke, die zunächst von Wilde und dann auch von Yee wieder gekontert wurde. Kurz bevor es auf den letzten Kilometer ging, schaltete Blummenfelt nochmals einen Gang höher und nun hatten Yee und Wilde keine Antwort mehr. Kristian Blummenfelt blickte sich noch einmal um und lief mit weit aufgerissenem Mund dem Zielkanal an der Odaiba Bucht entgegen und ließ sich den Olympiasieg nicht mehr nehmen. Schon 50 Meter vor dem Zielband begann der völlig entkräftete Norweger zu jubeln und bekam im Ziel die ersten Glückwünsche von Silbermedaillengewinner Alex Yee, bevor er von den Helfern mit dem Rollstuhl aus dem Zielkanal abtransportiert wurde.

Enttäuscht zeigte sich Jonas Schomburg im Ziel: „Eigentlich hatte ich einen guten Tag, aber so schnell kann es gehen. Ich habe versucht, wieder heranzufahren, habe es aber nicht ganz geschafft. Die Hoffnung liegt nun auf der Mixed Relay.“