OstseeMan: Till Schramm und Liesa Schmidt triumphieren erneut, Renndirektor „finisht“ um Mitternacht

von Niels-Peter Binder für tri2b.com | 07.08.2017 um 09:56
Till Schramm und Liesa Schmidt sind die alten und neuen Champions des OstseeMan-Triathlons in Glücksburg. Die 29-jährige Ratzeburgerin und der 32-jährige Kölner wiederholten bei der 16. Auflage des Langdistanz-Klassikers an der Ostsee Ihre Vorjahreserfolge. Ehe Till Schramm nach 8:32:08 Stunden im Ziel seinen Titelhattrick feiern durfte und Liesa Schmidt nach 9:34:07 Stunden den verdienten frenetischen Applaus am Kurstrand erntete, hatten die beiden Topasse genau wie ihre über 300 Mitstreiter in der Einzelkonkurrenz sportliche Schwerstarbeit auf der 226 km langen Strecke zu verrichten.

 

Die Ostsee zeigte ihr raues Gesicht

 

Bei keinesfalls idealen Triathlon-Bedingungen bei Deutschlands einzigem Langdistanz-Triathlon mit einer Schwimmstrecke im Meerwasser, gestalteten sich insbesondere die ersten beiden Disziplinen als echte Herausforderung. Die Ostsee präsentierte sich am frühen Morgen mit eher rauem Gesicht. Viele Wellen,  frische 17 Grad Wassertemperatur und nicht wenige Quallen begleiteten die Athleten auf ihrem 3,8 km langen Weg durch die Flensburger Förde. Auf der 180 km langen Radstrecke kämpften die „Eisenmänner“ und „Eisenfrauen“ mit strammem Westwind und zeitweise noch vom nächtlichen Regen und kurzen Schauern während des Rennens nassen Straßen. Auf der abschließenden Marathonstrecke sorgte der Wind dann zumindest für ein wenig Abkühlung und ersparte den Aktiven ein Hitzerennen.  Bei typisch norddeutscher Witterung genossen die Ausdauercracks an vielen Stellen der Strecke und insbesondere im Zielbereich häufig südländisch anmutenden Enthusiasmus. Die knapp 1.000 Starter, die in der Einzelkonkurrenz und im Staffelwettbewerb vom frühen Morgen bis in die Abendstunden im Meer, auf den Straßen im nördlichen Angeln und auf den Wegen am Wasserschloss unterwegs waren, konnten wie gewohnt auf den Support tausender Zuschauer zählen.

 

Siegerin Liesa Schmidt: "Mein bisher schwerster Langdistanz-Wettkampf"

 

In der Frauenkonkurrenz kämpften sich gleich zwei Schleswig-Holsteinerinnen in die Podiumsränge. Liesa Schmidt vom Ratzeburger SV kam bereits als mit Abstand schnellste Frau aus den Ostseewellen und baute ihren Vorsprung auf der Radstrecke weiter aus. Dieses komfortable Zeitpolster konnte Schmidt auch auf den 42,195 km in den Laufschuhen bis zur Ziellinie verteidigen. Nach 9:34:07 Stunden wurde die Ratzeburgerin zum zweiten Mal als schnellste „OstseeWoMan“ gefeiert.  „Das war mein bisher schwerster Langdistanz-Wettkampf. Das Schwimmen in den Wellen war hart und aufm Rad war der Wind auch heftig. Das Laufen war vom ersten Meter an richtig anstrengend“, erklärte die Siegerin, die sich aber auf den letzten Laufrunden sogar kurze Gehpausen erlauben konnte, ohne ihren Erfolg zu gefährden. Verfolgerin Bianca Grosse vom SC Oberursel konnte den Rückstand auf die Führende auf der Laufstrecke nur minimal reduzieren und lief schließlich nach 9:57:25 Stunden als zweitschnellste Frau ins Ziel. Den verbleibenden Platz auf dem Podium sicherte sich Conny Nissen von den TriAs Flensburg, die ihrem starken Debüt im Vorjahr einen weiteren starken Auftritt auf der Langstrecke folgen ließ und in 10:23:51 Stunden den dritten Platz der Gesamtwertung erkämpfte.

 

Till Schramm: Erst Schrecksekunde dann Titel-Hattrick beim OstseeMan

    

Dass ein Sieg trotz satten Vorsprungs vor dem letzten Wechsel auch auf wackeligen Beinen stehen kann, durchlebte Till Schramm vom Team Alpecin auf dem Weg zu seinem dritten OstseeMan-Sieg in Folge. Der 32-jährige Kölner fuhr nach starker Schwimmleistung auf dem Rad an die Spitze und ging mit sieben Minuten Vorsprung auf den Niederländer Thijs Koelen den Marathon an. Schramm schien dank seiner Laufstärke einem ungefährdeten OstseeMan-Hattrick entgegen zu streben. Auf der vierten der fünf Laufrunden zwischen der Fördepromenade und dem Wasserschloss ergriffen den Führenden aber plötzlich akute Schmerzen im Wadenbein. „Ich lag plötzlich auf dem Boden und konnte nicht mehr laufen. Dank der Hilfe des Führungsradfahrers und dem Support eines Staffelläufers, der mich begleitet hat, konnte ich mich zum Glück wieder aufraffen“, berichtet Schramm von seinem Schreckensmoment wenige Kilometer vor dem Ziel. Das Gefühl, als OstseeMan-Champion gefeiert zu werden, mochte Schramm jedoch nicht missen und biss auf die Zähne. „Das OsteeeMan ist einfach ein Highlight für mich, aber es liegen viele 100 Stunden Arbeit vor diesem perfekten Moment“, erklärte Schramm, nachdem er im Ziel untermalt von unzähligen La-Ola-Wellen und AC/DC-Hard-Rock-Klängen sein Siegerbier genossen hatte.

Hinter Schramm erkämpfte sich Markus Unsleber (SV Würzburg 05 / 8:51:44 Std.) den zweiten Platz. Der Franke zog auf den letzten Laufkilometern noch am Vorjahreszweiten Thijs Koelen aus Twente (8:53:13 Std.) vorbei. Hinter den drei Männern auf dem Podium erkämpfte Finn Johannsen vom MTV Leck in starken 9:07:58 Stunden den vierten Platz der Gesamtwertung und den Landesmeistertitel der Schleswig-Holsteinischen Triathlon-Union. Malte Bruns, der sich kurzfristig zu einem Start an der Ostsee entschieden hatte, stieg bereits nach dem Radfahren aus.

 

Selbst eine Rückenblockade kann OstseeMan-Macher Reinhard Husen nicht stoppen

 

Dem emotionalsten Moment des langen Tages erlebten die Zuschauer und Teilnehmer erst spät in der Nacht nach Ende des offiziellen Zeitlimits. Organisator Reinhard Husen, der den OstseeMan vor 15 Jahren initiiert hatte und seither Jahr für Jahr fast jeden „Finisher“ persönlich im Ziel begrüßt hatte, wagte sich kurz vor seinem 73. Geburtstag und 17 Jahre nach seiner letzten aktiven Langdistanz-Teilnahme selbst an die 226 km lange Herausforderung –  und meisterte sie. Um Mitternacht nach rund 17 Stunden feierten noch rund hundert  Zuschauer, die ausgeharrt hatten, den letzten „Finisher“ des Tages und dessen unbeugsamen Durchhaltewillen. „Ich hatte mir beim Schwimmen eine Rückenblockade zugezogen und musste dann auf dem Rad in jeder Runde absteigen und mich ein paar Minuten lang strecken“, erklärte Husen seinen harten Kampf und die Gründe dafür, dass er seinen Zeitplan nicht ganz einhalten konnte. „Aufgeben musste ich in meiner ganzen Karriere noch nie und das kam heute einfach nicht in Frage, wo ich so toll unterstützt wurde“, sagte der glückliche OstseeMan-Macher.  

 

 
OstseeMan-Staffel: Ein 2:32 Stunden-Marathon sorgt für die Entscheidung

 

Den höchsten Spannungswert des langen Wettkampftages an der Förde bot das Staffelrennen, in dem sich die Vorjahressieger vom Team Maris IT aus Flensburg und der Borener SV lange ein Kopf-an-Kopf-Duell lieferten.  Nachdem die beiden Staffeln nach dem Schwimmen gleichauf lagen und die Vorjahressieger auf der Radstrecke einen Vorsprung von einer Minute herausgefahren hatten, drehte der Borener Schlussläufer Dieter Schwarzkopf auf der Laufstrecke noch das Blatt und änderte mit einer der schnellsten jemals auf der OstseeMan-Strecke gelaufenen Marathonzeit (2:32:50 Std.) noch die Reihenfolge. Die Crew von der Schlei, in der Jannis Dammann schwamm und Matthias Jubt den Radpart erledigte, machte den Sieg in 7:57:46 Stunden perfekt, ehe das Maris-Team nach 8:10:27 Stunden folgte. Bei den Damen hingegen konnte das Trio des Flensburger EDV-Dienstleisters den Vorjahressieg wiederholen.  Jane Meißner, Svea Wenzel und Ute Fanslau bildeten das siegreiche Maris-IT-Team, das 10:10:04 Stunden benötigte. Die Mixed-Konkurrenz gewann das Trio der TriAs Flensburg (Marie-Charlene Jensen, Kay Dobar, Tim-Ole Petersen) in 9:04:32 Stunden.