
Ligandrol (LGD-4033) ist ein selektiver Androgenrezeptor-Modulator (SARM) und fördert den Aufbau von Muskelmasse. Die Substanz wird daher vor allem in der Bodybilderszene eingesetzt und soll ähnliche Wirkungen erzielen wie anabole Steroide, allerdings mit geringeren Nebenwirkungen. Ligandrol (LGD-4033) steht unter Punkt S1.2. Other Anabolic Agents auf der WADA-Verbotsliste.
„Fassungslos und am Boden zerstört“
Simmonds ging parallel zur ITA-Mitteilung mit einem Instagram-Post an die Öffentlichkeit. Die 31-Jährige war nach der Mitteilung über den positiven Dopingbefund „fassungslos und am Boden zerstört.“ Sie erklärte zudem, dass die nachgewiesene Ligandrol-Konzentration so gering war, dass davon keinerlei leistungssteigernder Vorteil zu erwarten war.
Dopte Simmonds Lebenspartner mit Ligandrol?
Wie die Schweizerin weiter mitteilte, ergaben die Recherchen, dass ihr langjähriger Lebenspartner ohne ihre Kenntnis zum Zeitpunkt ihres positiven Tests Ligandrol einnahm, um den Muskelaufbau zu fördern. Direkt am Tag des Dopingtests und am Tag davor sei es dann zu intimen Handlungen zwischen ihr und ihrem Partner gekommen. Über den Austausch von Körperflüssigkeiten soll die verbotene Substanz so in ihren Körper gelangt sein. Als Bestätigung dieser Erklärung wird eine Haarprobenanalyse herangezogen. Während in einer Haarprobe von Simmonds Partner der Ligandrol-Konsum nachgewiesen werden konnte, war ihre Haarprobe negativ. Zudem führte Simmonds, die sich Rat von einem auf Dopingfragen spezialisierten Juristenteam einholte, an, dass sie sowohl sechs Tage vor und 22 Tage nach dem positiven Dopingtest ebenfalls getestet wurde und dort die Ergebnisse negativ waren.
„Ich wurde in den letzten Jahren regelmäßig sowohl in als auch außerhalb von Wettkämpfen getestet und habe immer negative Ergebnisse erzielt, weshalb dieser Fall für mich ein Albtraum war und etwas, von dem ich mir nie gedacht hätte, dass ich mich in meinem Leben damit beschäftigen muss. Ich nehme meine Anti-Doping-Verpflichtungen ernst und glaube wirklich an den sauberen Sport, also ist es herzzerreißend, meinen Namen mit einer verbotenen Substanz in Verbindung zu bringen“, schrieb Imogen Simmonds auf Instagram.
Die zweimalige Ironman 70.3 WM-Dritte (Nizza 2019/Lahti 2023), die gemäß dem World Anti-Doping-Code und den Ironman Anti-Doping Rules vorläufig suspendiert wurde, will nun mit Hilfe des von ihr beauftragten Expertenteams ihre Unschuld beweisen.
Hintergrund: Mehrere Freisprüche für Sportlerinnen in ähnlich gelagerten Fällen
In der Vergangenheit gab es immer wieder Dopingfälle, in denen sexueller Kontakt zwischen positiv getesteten Personen und deren Partnern als Erklärung herangezogen wurden. Ein prominentes Beispiel einer hanebüchenen Story war der Dopingfall des US-Sprinters Dennis Mitchell im Jahr 1998, der damals seinen stark erhöhten Testosteronwert damit erklärte, dass er in der Nacht vor der abgegebenen Dopingprobe viermaligen Geschlechtsverkehr hatte. Mitchell erhielt eine zweijährige Dopingsperre.
In letzter Zeit gab es allerdings mehrere Freisprüche für Sportlerinnen. So konnte im Jahr 2020 die US-Boxerin Virginia Fuchs glaubhaft versichern, dass ihr positives Dopingergebnis durch den Anabolika einnehmenden Freund und Sexualpartner zustande kam. Ähnlich gelagert war auch der Fall der ukrainischen Tennisspielerin Dajana Jastremska im selben Jahr, die positiv auf ein Potenzmittel getestet wurde, dass ursprünglich ihr Sexualpartner eingenommen hatte. Erst Anfang 2025 erhielt die kanadische Curlerin Briane Harris ebenfalls einen Freispruch, die nachweisen konnte, dass die bei ihr festgestellte zu hohe Ligandrol-Konzentration durch intimen Kontakt mit ihrem Mann zustande kam.
Die Erklärung, dass ein positiver Dopingbefund aufgrund eines Sexualkontakts zustande kommen kann, bestätigte eine im Jahr 2022 veröffentlichte australische Studie, die auch in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin zitiert wurde. Demnach kann sich in der Harnröhre des Mannes befindliches Resturin das Sperma kontaminieren. Diese kleinsten Urinrückstände reichen lt. der Studienergebnisse aus, um ein positives Testergebnis zu erzielen.