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Sub7 und Sub8-Project: Rekord ohne Wert? – ein Kommentar

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6:44:25 Stunden für 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen. Hat Kristian Blummenfelt am 5. Juni 2022 mit seiner Fabelzeit eine neue Ära im Triathlon-Sport eingeläutet? Ganz klar nein! Was die Zaungäste auf dem Motodrom in der Lausitz und die weltweiten Triathlonfans in der Liveübertragung sahen, war eine andere Sportart und hatte mit den Grundsätzen des Ironman bzw. Langdistanz-Triathlons nichts zu tun.

In allen Regelwerken ist übereinstimmend verankert, dass die Athlet*innen ohne fremde Hilfe das Ziel erreichen müssen, um in die Wertung zu kommen. Beim Sub7 und Sub8-Project wurde hingegen alles Menschenmögliche getan, um Kristian Blummenfelt, Joe Skipper, Kat Matthews und Nicola Spirig maximalen Support zu geben. Nur beim Schwimmen konnte das Quartett noch keine Vorteile vom Wasserschatten der Pacer und Pacerinnen ziehen. Die Schwimmzeiten waren eher durchschnittlich. Das anschließende Radfahren ließ dann die Herzen der Technikfreaks sicher höherschlagen. Wie beim Teamzeitfahren der Tour de France wurde das Stundenmittel scheinbar mühelos über die 50 km/h-Marke gedrückt. Und mittendrin Nicola Spirig, die mit ihrem Roadbike und minimal-invasivem Aerotuning im Windsog mitgezogen wurde. Im Marathon gabs neben den Pacemakern, was in der Leichtathletik bei jedem etwas größeren Stadtmarathon gang und gäbe ist, u.a. ein Dauer-Coaching der mitradelnden Trainer oder einen mobilen Cooldown aus dem Sprühkanister.
Die Initiatoren, um Pho3nix-Foundation Gründer Sebastian Kulczyk und Chris McCormack, der als CEO der ausrichtenden MANA Sportgroup fungiert, hatten wirklich alles daran gesetzt, dass die anvisierten Rekordmarken auch fallen. Nun hat „Macca“ also seinen Rekord, den er in Roth zu seiner aktiven Zeit immer verfehlte. Gleich mehrmals biss sich der gewiefte Australier dort an der Rekordmarke des Belgiers Luc Van Lierde die Zähne aus, trotz des einen oder anderen inoffiziell zur Verfügung gestellten Pacemakers.
Es war eindeutig zu dick aufgetragen, um das Wort „Weltrekord“ guten Gewissens überhaupt in den Mund nehmen zu können, ohne die Grundsätze des Triathlonsports mit den Füßen zu treten.
Die vier Athlet*innen haben zweifelsfrei punktgenau eine Topleistung abgeliefert und Blummenfelt und Matthews zeigten erst vor vier Wochen bei der Ironman WM in St. George, dass sie es auch in einem echten hammerharten Ironman unter Einhaltung des Regelwerks können.
Und an alle, die bei der Drafting-Orgie jetzt mahnend den Zeigefinger heben: Jede Woche kommen auf den oftmals überfüllten Triathlon-Strecken landauf landab neue persönliche Bestzeiten zustande, die ganz sicher auch als „Rekord ohne Wert“ eingeordnet werden müssen.
Harald Eggebrecht

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