Trainingslager-Fragen: Wann, wie lange, wohin zum Triathlontraining?

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 15.12.2015 um 09:45
Welcher Trainingslagerstandort ist der Beste? Mit welcher Aufenthaltsdauer wird der beste Effekt erzielt? Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Triathlon-Trainingslager? Fragen, die in Zeiten von immer mehr Anbietern und Destinationen, die um die Gunst der Triathleten buhlen, nicht so einfach zu beantworten sind. Neben den Klassikern Mallorca und Kanarische Inseln, kommen vermehrt Anbieter auf dem spanischen Festland hinzu, auch die türkische Rivera versucht neuerdings Triathleten anzulocken. Ebenso bietet das Radsportmutterland Italien für Triathleten eine Vielzahl von Standorten an, die insbesondere für Triathleten aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz gut mit dem Auto erreichbar sind. Ähnlich verhält es sich mit dem Trainingsrevieren an der Adriaküste Kroatiens. Außerdem locken exotische Trainingsreviere, wie zum Beispiel Südafrika oder Thailand zum Training fernab der Heimat.

Wir haben uns über diese Fragestellungen mit Lothar Leder (erster Triathlet, der einen Ironman unter 8 Stunden bewältigte, Roth 1996) und Stephan Vuckovic (Silber bei der olympischen Triathlonpremiere, Sydney 2000) unterhalten. Beide haben in ihrer langjährigen Profikarriere unzählige Trainingsreviere rund um den Erdball kennen gelernt und organisieren bzw. leiten selbst Trainingscamps.

 

 

Trainingslager-Standort:

Die Wahl sollte hier vor allem die konditionellen Fähigkeiten anpasst sein. "Für Einsteiger ist möglichst flaches Gelände wichtig", erklärt Ex-Ironmanprofi Lothar Leder. "Extreme Sachen", wie zum Beispiel das bergige Teneriffa sind seiner Meinung nach nur was für erfahrene Triathleten mit einem sehr guten Ausdauerniveau. Ein Standort, der dieser Vorgabe folgt, ist beispielsweise die Colonia St. Jordi an der Südspitze Mallorcas. Lothar Leder wird dort zusammen mit seiner Frau Nicole im April 2016 zwei Trainingswochen für den Anbieter Triathlon Holidays (Mehr Infos ...) leiten. Dort sieht Leder auch seine Vorgabe der "kurzen Wege", erfüllt. Das hochmoderne Schwimmbad liegt direkt am Hotel und kann so ohne lästige Transferzeit erreicht werden. Genau dieser Umstand ist auch das große Plus von Vuckovics Lieblingstrainingsdomizil, dem Club La Santa auf Lanzarote. Drei 50 Meter-Pools und das Leichtathletik-Stadion mit der 400-m-Bahn ist direkt in der Anlage. "Auch wenn der Wind mal ein zwei Tage verrückt spielt und Radfahren nicht möglich ist, dann kann man in der Anlage im Schwimmen und Laufen sein Training absolvieren," nennt Vuckovic die Vorzüge des Sportclubs an der Westküste Lanzarotes. Ein weiter wichtiger Punkt, auf den Lothar Leder hinweist, ist die Verpflegungssituation in der Unterkunft. Frühstück und Abendessen in Buffetform sind meist obligatorisch. Wichtig ist aber laut Leder, auch tagsüber seine Speicher direkt nach dem Trainingsende mit hochwertigen Kohlenhydraten wieder auffüllen zu können.


Trainingslager-Zeitpunkt:

Der optimale Zeitpunkt eines Trainingslagers hängt natürlich vor allem von der Terminierung des geplanten Hauptwettkampfs ab. Unter der Annahme, das Saisonziel liegt in der mitteleuropäischen Triathlonhauptsaison zwischen Anfang Juni und Ende August, hält Lothar Leder ein radlastiges Camp im März oder April für ideal. Allerdings sollte dann im Mai "nachgefüttert" werden, empfiehlt der fünfmalige Roth-Sieger. Dafür eignen sich dann die langen Wochenenden mit den Feiertagen und Brückentagen. Ähnlicher Meinung istauch Stephan Vuckovic, der als Zeitraum für ein Triathlon-Trainingslager die Monate Februar bis April als ideal ansieht. Wenig hält Leder allerdings von den ganz frühen Camp-Terminen für Hobbytriathleten mitten im Winter, wie sie vor allem auf den Kanarischen Insel angeboten werden. "Die Leute trainieren dort bei sommerlichen Temperaturen, fahren Kurz-Kurz, und verausgaben sich auch zu stark bei den oft kräftezerrenden Windverhältnissen. Wenn sie dann heim in die Kälte kommen, werden sie schnell krank." Deshalb ist der Rheinhesse ein Fan vom "einfachen Mallorca", wo das Klima im Frühjahr nicht so grundverschieden ist und die Anpassung leichter von statten geht.

Vuckovic kann allerdings von Trainingsaufenthalten auf Mallorca berichten, wo es im März eine Woche lang bei 10 Grad durchgeregnet hat. Deshalb ist seine Empfehlung, die Baleareninsel erst ab April als Camp-Standort zu wählen.

 

Zeitdauer des Trainingscamps:

Die Angebote der Veranstalter sind meist auf einen ein- bzw. zweiwöchigen Aufenthalt abgestimmt. Vuckovic findet 10-14 Tage als ideal, Leder sieht bei dieser Zeitdauer viele Hobbytriathleten schon überlastet, der deshalb die Vorzüge eines einwöchigen Aufenthalt herausstellt. Zwei dreitägige Trainingsblöcke mit einem richtigen Ruhetag dazwischen, so sieht sein Vorschlag aus, mit dem ein Abdriften ins Übertraining verhindert wird. Nicole Leder fügt dazu an, dass "in längeren Trainingsaufenthalten dann auch Zeit zum Regenerieren unbedingt mit eingeplant werden muss." Als Beispiele nennt sie einen Mittagsschlaf oder einfach mal ein Buch am Pool lesen, anstatt im ermüdeten Zustand die nächste Trainingseinheit abzuhaken.

 

Fazit:

Ein Trainingscamp sollten Hobbytriathleten vor allem hinsichtlich ihrer Fähigkeiten auswählen. Dies betrifft sowohl den Standort, den Zeitpunkt und die Zeitdauer. Gerne wird hier zu den Profis hinüber geschielt, die nicht selten mehrere mehrwöchige Camps hintereinander reihen und oft schon vor dem Jahreswechsel ihre ersten Trainingswochen im Süden absolvieren. Das mag bei semiprofessionell trainierenden Top-Agegroupern ebenfalls funktionieren. Der durchschnittliche Hobbytriathlet, der oftmals im Heimtraining die Trainingszeit zugunsten des Jobs oder der Familie kürzen bzw. opfern muss, ist meist mit der "kleineren Lösung", sprich kürzerer Campdauer, etwas späterer Terminierung und einfacherer Topografie besser bedient.

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