Trainingslager-Inside: Drei Tage mit Sandra Wallenhorst auf Mallorca

von tri2b.com | 10.03.2010 um 00:00
Radfahren im Süden, fernab der Heimat mit all seinem Alltagsstress. Im Trainingslager ist das möglich. Profis, wie Sandra Wallenhorst, sind oft schon früh im Jahr unterwegs, um sich vor allem mit langen Ausdauereinheiten die Grundlage für die kommende Wettkampfsaison zu schaffen. Es werden meist umfangmäßige Akzente gesetzt, Motivation getankt und neue Reize gesetzt. Und obwohl das Trainingslager für viele Triathleten fester Bestandteil der Saison ist, köcheln doch die meisten ihr eigenes Süppchen und lassen sich nicht gern ihre Trainingsgeheimisse entlocken. Wie ein effektives Trainingslager gestaltet werden kann, lässt uns die Hannoveranerin Sandra Wallenhorst exklusiv einsehen – wir haben die Ironman-Europameisterin drei Tage lang auf Mallorca begleitet.

Im Trainingslager obliegt man mehr als sonst den Gegebenheiten des Wetters . Man entflieht dem ungewöhnlich lange kalten Deutschland, um sich eine gute Basis für akzentuiertes Training zu schaffen. Wenn dann das Wetter nicht mitspielt, kann sich ein Trainingslager als sehr zäh erweisen. In der ersten Woche auf Mallorca waren Sandra Wallenhorsts Trainingstage durchmischt mit gutem und phasenweise schlechterem Wetter. Unser Ankunftstag war letzterer Kategorie zuzuordnen und man merkte ihr an, dass auch eine Profi-Triathletin durchaus unzufrieden mit dem Wetter sein kann.

Tag 1: 150 km, davon 50 km am Berg
Nach einer intensiven Vorwoche auf der Insel standen heute 150 Radkilometer in 4,5 Stunden an, davon 50 km direkt am Berg. Und bei Regen fühlt es sich bei einer guten Vorbelastung dann doch etwas schwerer an: „Ich hatte gedacht, dass nach meiner letzten intensiven Woche mal etwas lockerer gefahren werden kann, aber irgendwie war das heute nicht so“, so die Hannoveranerin nach getaner Arbeit. Und hier wären wir auch bei einem springenden Punkt: Während des Trainingslagers kommt es in erster Linie darauf an, neue Reize zu setzen, die weitestgehend über Umfang, gespickt mit Ansätzen der Intensität, erreicht werden – „Kilometer fressen“. Schonphasen gibt es nur im nötigen Bereich, der Akzent liegt bei vielen auf dem Rad. Bei Wallenhorst verhielt es sich in der letzten Woche ebenso.

Es wird dann zur hohen Kunst, zehrende Einheiten mit dem eigentlich gewünschten, aber zum Teil nicht vorhandenen guten Wetter zu vereinbaren. Und so geht es auch morgen für Sandra Wallenhorst weiter – etwas entspannter, aber dennoch umfangreich.

Tag2: 3,6 km im Wasser, 14 km zu Fuß
Ein weiterer sogenannter „lockerer“ Tag, der eine Schwimm- und eine Laufeinheit beinhaltet. Kerneinheit soll ein qualitatives Schwimmtraining mit einer Gesamtlänge von 3,6 km sein. Im Wechsel werden kurze, knackige Intervalle geschwommen, durchmischt mit dem ein oder anderen ruhigen 400er. Zu Beginn des letzten Drittels Ihrer Schwimmeinheit merkt man auch verstärkt, dass Schwimmen nicht Wallenhorsts Lieblingsdisziplin ist – es wird nur noch herunter gearbeitet. Nach einer guten Stunde verlässt Sandra Wallenhorst das Wasser und bricht auf zum Mittagessen.

Nach der vormittäglichen Schwimmeinheit folgt gegen 17 Uhr ein lockerer Lauf im 5-er Schnitt über 14 km. Das Wetter spielt dieses Mal mit: Keinerlei Regen bei rauer See unter Sonnenstrahlen im verlassen zu sein scheinenden El Arenal. Da kommt auch bei Wallenhorst sofort gute Laune auf. Um 20 Uhr endet auch schon der Trainingstag, ab 21 Uhr wird geschlafen, da am Folgetag der längste Radblock des Trainingslagers beginnt.

Tag 3: Lockere 6-Stunden Radtour und Schwimmen
Punkt 10 Uhr, nach einem ausgiebigen und zeitintensiven Frühstück, geht aus auf zu einer 6-Stunden-Radtour im lockeren Tempo. Nach einiger Mühe, endlich Ruhe auf den Straßen zu finden, trifft man auf einige der zahlreichen Radgruppen, von denen Sandra Wallenhorst eine für sich gewinnen kann: „Ich fahre eigentlich meistens lieber alleine. Eine Gruppe hat sicherlich seine Vorteile, aber im Wettkampf muss ich auch alleine fahren, da kann ich das auch gleich im Training üben. Das macht es zwar härter, so baue ich allerdings gleich mein mentales Training in mein reguläres Training ein.“ Es ist dann ganz amüsant zu sehen, wenn Radgruppen voller alteingesessener Radsportler von Wallenhorst durchwühlt werden und schnell ihr Hinterrad zu Gesicht bekommen und dieses dann regelrecht gejagt wird. Nach einigen Minuten hört allerdings meist das Spiel zu Gunsten der Hannoveranerin auf.

Nach gut einer Stunde kommt ordentlich Wind auf, der bis zur Küste Wallenhorst auf ihrem Zeitfahrrad ordentlich voran treibt. Ab gut der Hälfte wird bei einer Tankstelle angehalten, um schnell zwei Kaffee zu trinken, um gestärkt den einzigen in die Radstrecke integrierten Berg (den Klosterberg San Salvador bei Felanitx) zu erklimmen. Kurz oben verschnauft, geht auch schon die Rückreise los und bis dato sieht man ihr kaum eine Strapaze an. Eigentlich wird auch eher rumgescherzt. Relativ unspektakulär erreichen wir das Hotel nach guten 6:30 Stunden Fahrzeit. Jetzt wird sich kurz gestärkt, denn in einer Stunde ist erneut Schwimmen angesagt – dieses Mal wirklich ruhiger, eher Ausschwimmen.

Und so endet der dritte Tag mit Sandra Wallenhorst für uns gegen 18 Uhr: Es wird noch gegessen und dann früher ins Bett gegangen, da morgen 8 Stunden auf dem Rad folgen …