Gutes für die 42,195 km: Worauf es ankommt bei Laufschuhen und Laufbekleidung

von tri2b.com | 15.03.2009 um 00:00
Bereits 3,8 km Schwimmen und 180 km Radfahren stecken im Körper – und dann setzt das vor allem muskulär belastende und mental stark abverlangende Laufen mit den 42,195 km noch einen obendrauf. Jegliche Erleichterung in Form von Material wird dankend angenommen, aber wie kann eine solche effektiv aussehen? Worauf es bei der Materialwahl ankommt, lest ihr im Folgenden

Aktives Laufen
Des Triathleten und Läufers Fokus bei der Optimierung seines Laufmaterials gilt dem Laufschuh, denn Effizienz und Ökonomie stehen und fallen mit diesem. Doch welcher Schuh ist der passende? In erster Linie ist diese Frage nicht einfach zu beantworten, denn die Schuhwahl ist sehr subjektiv. Und hier liegt auch schon das Problem: In Zeiten von „natural running“, aktivem Laufen, etc. wird oft ein Ideal empfohlen, dass sicherlich seine Daseinsberechtigung hat, allerdings die Praxis – und hiermit sind die Aktiven gemeint – ein wenig hinterher laufen. Der Markt wird zunehmend mehr gespeist mit Schuhen, die ein direktes Bodengefühl vermitteln, wenig Dämpfung im Vergleich zu einigen Jahren zuvor aufweisen und nicht für Fersenläufer ausgelegt sind. Nur ist ebendieser Fersenläufer der meistverbreitete Lauftyp. Somit ist der flache Schuh für den aktiven Laufstil auch eben nur für diesen gedacht. Es hat keinen Sinn, einen Ecco Biom als Fersenläufer zu kaufen und danach zu meinen, man bekäme den aktiven Laufstil schnell hin – hierzu fehlt eindeutig die spezifische Vortriebsmuskulatur.
Aber es sei auch geschrieben, dass nur wenige Athleten während einer Langdistanz zu einem „natürlichen“ Schuh greifen und eher ein Kompromiss in Stabilität und Leichtigkeit gesucht wird, so wie z.B. geboten von klassischen Lightweigt Trainer (Asics DS Trainer oder Scott Makani).

Passives Laufen
Wie es flach und dynamisch bei den Schuhen der Mittel- und Vorfußläufer sein kann, so verhält es sich bei den Schuhen für Fersenläufer eher bequemer und robuster. Konkret bedeutet dies, dass der Schuh mit weitaus mehr Technologien und Materialschichten versehen sein kann, als die flachen Schuhe. Und dementsprechend voluminöser sieht ein solcher Schuhe aus – ganz egal ob Cushion- (Dämpfungschuh für neutrale Fussstellungen) oder Support-Schuh (gestützter Schuh für Läufer mit Überpronationstendenz). Das Volumen des Schuhs, und damit auch das Gesamtgewicht, steigen, denn Technik muss verpackt sein. Viel Technik hat aber seinen Preis – Schuhe tendieren von Jahr zu Jahr mehr gen 200,- EUR. Was für jeden Läufer am sinnvollsten ist und welche Technik in einem Schuh wirklich maßgebend zum tragen kommt, muss jeder selber für sich entscheiden, allerdings sollte man nicht meinten, dass das teuerste immer das beste für einen ist. Vielleicht braucht gerade Ihr Fuß nicht die ultimative Technik, die einen Aufpreis von 90,- EUR bedeuten würde. Fragen Sie hierzu ihren Fachmann im Laufschuhbereich, am besten im spezialisierten Running-Shop.

Muss es der High-End-Schuh sein?
Zum Thema Selbstentscheid, welcher Schuh gut für einen selbst ist: Ein Schuh für den Fersenläufer greift wenig bis stark in Bewegungsmuster und Muskelaktivität ein, was durchweg beabsichtigt ist. Viel Technik in einem Schuh minimiert die Anforderungen an des Läufers Füße, da die Technologien kompensieren und Füße dadurch weniger arbeiten müssen, als sie könnten. Lange Zeit galt die Regelung der Kompensation über einen Schuh als durchweg gut, dies kann heutzutage aber kein allgemeingültiger Anspruch sein. Läufer mit Fehlstellungen sollten sicherlich Schuhe nutzen, die ebendiese Fehlstellung minimiert (z.B. bei Pronierern wäre in den meisten Fällen ein Schuh mit Pronationsstütze empfehlenswert, um Beschwerden zu minimieren). Braucht man allerdings die Technologie einen Schuhs nicht, nutzt diesen aber doch, kann es mitunter vorkommen, dass die eigentlich gut ausgeprägte Fußmuskulatur abschwächt – im schlimmsten Fall kann es zu Überlastungen der durch den Schuh nun anders angesprochenen Muskulatur kommen.

Kurzum:
Flache Schuhe aus dem Segment „natürliches Laufen“ sind konzipiert, um die Performance zu steigern und die laufspezifische Muskulatur zu stärken. Schuhe für Fersenläufer sind eher Muskulatur unterstützend und somit schonender, aber auch nicht ganz so vortriebsstark wie die flachen Brüder.

Textilien - Winter
Nach den Schuhen gilt das besondere Augenmerk dem Textil. Hier ist eine Pauschalempfehlung noch viel weniger möglich als bei den Schuhen, allerdings gibt es Hauptkriterien, auf die es ganz besonders ankommt. Für die kühlere Jahreszeit kommt es auf ein sinnvolles Schichtenprinzip an, meist bestehend aus Unterwäsche, Top und Jacke für den Oberkörper, eine Unter- und eine Laufhose für die Beine. Hier wirken viele unterschiedliche Prinzipien diversester Hersteller, die eine Entscheidung nicht leicht machen, sehr sinnvoll allerdings verhält es sich mit einer Wind blockenden Membran für die Jacke, so wie es z.B. Goretex und Sympatex anbieten. Das Unterhemd sollte in der Regel gut Schweiß absorbierend sein und ein solides Mikroklima aufweisen. Ideal wäre, und hier geht der Trend mehr und mehr hin, wenn Silberfäden oder andere Bakterien eliminierenden Stoffe in das Textil eingewebt sind – die Geruchsbildung wird nahezu auf Null reduziert. Das Top besitzt dann gemeinsam mit dem Unterhemd eine wärmende Funktion.
Die Jacke kann wohl zum kostenintensivsten Produkt bei der Gestaltung eines Laufequipments werden. Umso detaillierter sollte man auf die Kriterien achten, die Jacken erfüllen sollten: neben der Windblockfunktion sollte die Jacke eine gute, ergonomische Passform haben, atmungsaktiv sein und Verstellmöglichkeiten an Arm und Bund besitzen. Sehr extravagant werden dann Jacken, die verdeckte Reißverschlussleisten haben, verstellbar über Magnetismus sind oder unendlich viel Stauraum bieten – sicherlich kein Muss, allerdings ein nettes Gimmick, wenn das nötige Kleingeld stimmt. Eine voll ausgestattete Jacke kann zuweilen die € 480,- erreichen. Die meisten Modelle der Markenhersteller bewegen sich aber um die € 100.-
Bei einer Laufhose findet man auf dem Markt verhältnismäßig wenig Wind blockende Schichten verarbeitet, was aber auch nicht zwingend ist, da die Wärmefunktion einer Hose den Windzug meist gut kompensieren kann. Deswegen gut die Hosenfunktionen anschauen und dann entscheiden, ob es das richtige für die kalte Jahreszeit ist.

Textilien - Sommer
In den warmen Phasen des Jahres geht der maßgebliche Umfang an Technologien eines Textils zurück; nun zählen hauptsächlich Feuchtigkeitsmanagement und Komfort. Im Bereich Feuchtigkeitsmanagement und Ventilation sind oft einfache Materialien wie Mesh sehr empfehlenswert, allerdings gibt es noch eine Vielfalt weiterer Textilarten, die Sinn machen könnten – probieren geht über studieren.
Komfort äußert sich sehr subjektiv – die einen mögen es locker, die anderen eher hauteng. Für letzteres legt sich der Markt auch zunehmend mehr aus, gerade in Zeiten der Kompressionsfunktionalität. Aber über diese hinaus (die nur bei sehr wenigen Herstellern auch sinnvoll umgesetzt sind), erreicht man über hautenge Textilien eine direktere Kommunikation zwischen Textil und Haut, was effektiv ist für Abwärme und Schweiß.

Beinbekleidungen können ebenfalls locker oder hauteng ausfallen – je nachdem, was weniger Probleme bereitet und bequem laufen lässt.
Auch bei den Beinen ist das Thema Kompression stark im Kommen und ein fasst schon herbei geprügelter Trend, der durch die cep-Socken hier in Deutschland erst ins Rollen kam. Die Socken verdienen von allen Kompressionsprodukten am ehesten den Namen, denn ein Effekt ist in der Regel spürbar. Bei allen weiteren Kompressionsartikeln ist mehr Vorsicht geboten, denn meist wird nicht eingehalten, was versprochen wurde – sehr schade, denn gerade Kompression am Bein hat theoretisch einen hohen Effekt für die gesamte Ökonomie beim Laufen.

Textilien - Wettkampf
Meist stellt sich die Frage, ob Ein- oder Zweiteiler. Einteiler sind ergonomisch und bieten den Vorteil, dass man ihn bereits beim Schwimmen ohne Probleme tragen kann – kein weiteres Textil muss angezogen werden. Der Vorteil des Zweiteilers liegt in der Variationsmöglichkeit und im Komfort. Letztendlich ist es eine Geschmackssache, vor allem für die Langdistanz, für welches Textil man sich entscheidet. Bei Olympisch oder Sprint findet man eher Einteiler vor, denn diese sind kompromisslos. Hier sollte dann eine gute Aquadynamik gewährt sein, was in der Regel über eine sehr glatte Oberfläche erlangt wird. Bei einem Einteiler mit Golfballprinzip anzufangen, wie ein zum Teil versucht wird, ist unserer Ansicht nach sicherlich kein Muss und nur marginal bis gar nicht ertragreich.

Zu guter Letzt sein noch einmal erwähnt, dass es bei dem Textil für die Langdistanz um Komfort und perfekte Ventilation geht, denn Ihr Körper befindet sich in der zweiten Haut bis zu 16 Stunden. Das ist es weniger entscheidend, ob das Textil für Wasserlage optimiert ist, wenn dadurch Kompromisse bei der Ventilation eingegangen werden. Am besten probiert man das Wettkampfequipment bei längeren Einheiten das ein oder andere Mal aus, um sicher zu gehen.

Fazit
Es ist sicherlich nicht notwendig, jeden Trend mitzumachen, da einiges einfach nicht ausreichend erprobt ist oder per se nicht da verspricht, was es hält. Auch teuer ist nicht immer das Beste. Es gilt einen soliden Mittelweg zu finden, der es einem ermöglicht, problemlos und auf Wunsch auch optimiert laufen zu können.