Kommentar: Das Dilemma der Ironman Hawaii-Verschiebung

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 18.05.2020 um 10:44
Jetzt ist sie also da, die (Winter)-Triathlon-WM. Corona macht´s möglich. Der Ironman Hawaii kehrt auf seinen Ur-Termin mitten im Winter der nördlichen Hemisphäre zurück. Nostalgiker dürften somit der Covid-19-Terminverschiebung durchaus etwas abgewinnen, für das Gros der Triathleten mit Wohnsitz auf der Nordhalbkugel, die einen Kona-Slot schon in der Tasche haben oder sich darum noch bewerben wollen, sieht es aber wohl anders aus.

Eines vorweg. Dass der Termin am 10. Oktober 2020 nicht mehr haltbar war, nachdem nahezu sicher bis in den Spätsommer so gut wie kein Ironman-Qualirennen mehr stattfinden wird, steht wohl außer Frage . Außerdem steht, Stand heute,  auch hinter der Reisesituation weiter ein größeres Fragezeichen.

>>Zur News: Ironman Hawaii auf 6. Februar 2021 verschoben ...

Ob jetzt allerdings die Verschiebung mit nun zwei Ironman Hawaii-Rennen im Jahr 2021 der Weisheit letzter Schluss ist, ist zu bezweifeln. Klar, die Ironman-Group hofft darauf, dass im Herbst die verschobenen und geplanten Quali-Rennen wirklich stattfinden können und sich das Starterfeld für die Winter-Ironman WM füllt, und parallel selbiges für den Ironman Hawaii 2021 im Oktober. Gelingt dies, dann klingelt bei Ironman endlich wieder der Geldbeutel. Die Doppelstartproblematik, mit zwei WM-Rennen und zwei Quali-Rennen ist vor allem für die Profi, wie von Jan Frodeno angemahnt, ein Problem. Auch die Top-Agegrouper, die in Kona ums AK-Treppchen kämpfen und ihre Titel verteidigen wollen, kommen in einen vergleichbaren Wettkampfstress.

 

Der Nächste bitte!

 

Dahinter dürfte das Feld der Anwärter auf einen Hawaii-Startplatz wohl nahezu unendlich sein. Auch wenn so manche/r Triathlet/in sich sagen wird - "ich warte bis der ganze Corona-Mist vorbei ist und starte erst dann wieder richtig durch" -, stehen wohl weltweit mehr als genügend Athleten parat, die in die Lücke springen werden. Die einmalige Chance einer Ironman Hawaii-Teilnahme wird so mancher versuchen am Schopfe zu packen. Ein Umstand, den sicher auch die geschäftstüchtigen Ironman-Macher bei der Verlegung im Hinterkopf hatten.

 

Direkt aus Watopia auf den Queen K-Highway

 

Verkauft wird die Terminverschiebung allerdings mit dem Historie des Jahres 1982, als just am 6. Februar zuerst Scott Tinley und Kathleen McCartney Ironman Hawaii-Sieger wurden und das Krabbelfinish von Julie Moss um die Welt ging. Am 9. Oktober waren dann Dave Scott und Julie Leach an der Reihe. Die damalige Terminverschiebung vom Winter in den Herbst sollte den Teilnehmern, die damals fast ausschließlich aus der USA kamen, bessere Möglichkeiten in der Vorbereitung bieten. Heute ist der Ironman Hawaii zwar absolut international, trotzdem sind die Teilnehmer aus der nördlichen Hemisphäre immer noch deutlich in der Überzahl. In Zeiten von Zwift und Co ist dem winterlichen Indoor-Triathlontraining zwar fast keine Grenze mehr gesetzt, eine ideale Vorbereitung sieht aber trotzdem sicher anders aus. Mit einer Ausnahme. Die Profis aus der ersten Reihe dürften wohl weiter ihre Camps dort aufschlagen, wo die Sonne scheint, alle anderen bekommen kalte Füße oder werden wahnsinnig in ihren "Hobbykeller-"Paincaves."

>>Rückblick: Der Ironman Hawaii 2019 in unseren 40 besten Bildern ...

Aber was ist in Zeiten von Corona schon ideal? Ein mediales Ausrufezeichen wird dem Triathlonsport auf jeden Fall gut tun, nach einer Saison die keine war. Sollte es so kommen mit der Februar Ironman-WM, dann dürfen sich alle Triathlon- und Sportfans schon mal auf ein TV-Super-Sportwochenende freuen. Tagsüber Rodeln, Curling und Skispringen, am Abend und in der Nacht dann Schwimmen, Radfahren und Laufen. Ski Heil und Aloha!!!