Ironman Frankfurt: Jan Frodeno hält Konkurrenz und Hitze in Schach und gewinnt erneut

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 30.06.2019 um 14:22
Jan Frodeno hat bei der Ironman European Championship 2019 in Frankfurt seinen Vorjahressieg wiederholt und sich auch im Dreikampf der deutschen Ironman-Ikonen gegen Sebastian Kienle und Patrick Lange durchgesetzt. In 7:56:02 Stunden siegte der 37-Jährige bei tropischen Temperaturen um die 35-Gradmarke über die 3,8 km Schwimmen, 185 km Radfahren und 42,2 km Laufen mit vier Minuten Vorsprung vor Kienle (8:00:01), der im Marathon zwischenzeitlich sogar zu Frodeno aufgelaufen war. Rang drei ging mit großem Abstand an Franz Löschke (8:17:24) aus Potsdam.

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Das Schwimmen verlief wie viele erwartet hatten. Jan Frodeno nahm gleich den Schwung vom Landstart mit und schwamm die erste 700 Meter lange Gerade im Langener Waldsee mit einem extrem hohen Tempo an. Schnell teilte sich das Feld. Vorne Frodeno, mit dem Neuseeländer Dylan McNeice und Frank Löschke an den Füßen, und die größere Verfolgergruppe um Patrick Lange und Sebastian Kienle dahinter. Bald musste auch Löschke einsehen, dass Frodos Schwimmtempo für ihn heute zu hoch ist und reihte sich an der Spitze der Verfolgergruppe ein. Beim kurzen Landgang nach gut 1.500 Metern war die Lücke schon auf eine knappe Minute angewachsen. Auf der zweiten längeren Schleife sollten Frodeno und McNeice ihren Vorsprung weiter ausbauen.  1:54 Minuten nach dem Leaderduo war es Patrick Lange, der eine 14-köpfige Verfolgergruppe in die Wechselzone führte. Ganz am Ende der Gruppe rannte auch Sebastian Kienle den steilen Sandstrand hinauf in den Parc Ferme.

 

Frodo flüchtet und mäht den Rasen im Kreisverkehr

 

Auf dem Rad machte sich Frodeno dann zu einer Soloflucht auf. Schon bei der ersten Durchfahrt der Frankfurter City hatte er McNeice abgehängt. Die Verfolgergruppe wurde dort noch von Lange an der Spitze über die Alte Brücke in Richtung Hanauer Landstraße geführt. Wenig später war dann Sebastian Kienle am Zug.  Mit tief über dem Lenker gebeugter Aerohaltung war der dreimalige Frankfurt-Sieger auf dem Weg nach Friedberg bald der alleinige Verfolger von Frodeno.  Vor dem nördlichsten Punkt der Radstrecke hatte dann der Leader einige Schrecksekunden zu überstehen. Frodo fuhr einen Kreisverkehr etwas zu forsch an und konnte nur mit einen gekonnten Hüpfer über den Bordstein und einem anschließenden Austritt in das "Straßenbegleitgrün" einen kapitalen Sturz verhindern.

 

Reifen platt: Lange wird zum Radmechaniker

 

Die zunächst vielköpfige Verfolgergruppe um Lange war nach 100 Kilometern zum Start der zweiten Radrunde bereits aufgesplittet. Mit sechs Minuten bog der Schweizer Philipp Koutny zusammen mit dem Briten Joe Skipper in die zweite Radrunde ein. Über acht Minuten Rückstand wurde dort für eine Neunergruppe, mit den Deutschen Löschke, Paul Schuster, Tobias Drachler und Patrick Dirksmeier  heraus gestoppt. Patrick Lange folgte knapp dahinter und hatte sich bereits aus den Pedalen ausgeklickt. Das Vorderrad war platt vom neutralen Servicefahrzeig war nichts zu sehen. Endlos lange sieben Minuten war der zweimalige Hawaii-Sieger, gehandicapt von den schweißnassen klebrigen Händen, mit der Reparatur beschäftigt, dann ging es auch für ihn in die zweite Radrunde.

 

Kienles Arzttermin und Frodos große Geste

 

Vorne machte Kienle nun Jagd auf Leader Frodeno. Allerdings sollte auch der Knittlinger nicht gänzlich von der Defekthexe verschont bleiben. Der Reifen seiner Hinterradscheibe hatte einen Schleicher. Allerdings blieb Kienle ein zeitkostender Wechsel des Laufrads erspart und konnte trotz des Handicaps auf den letzten Radkilometern zu Frodeno aufschließen. Gemeinsam ging es ins Wechselzelt am Mainkai.  Dort musste sich Kienle eine kleine Scherbe vom Sanitätsdienst aus der Ferse entfernen lassen, die er sich am Morgen beim Schwimmausstieg eingetreten hatte. Frodeno nahm sich sogar die Zeit, um kurz zu Kienles Befinden nachzufragen, bevor er das Marathonduell eröffnete.

Auf der ersten der vier Laufrunden pendelt sich sein Vorsprung zwischen 30 und 45 Sekunden ein, bevor Kienle in der zweiten Runde Sekunde um Sekunde aufholte und zum Ende der zweiten Runde die Lücke komplett schließen konnte. Das "Schulter-an-Schulter-Duell" sollte aber nur eine Momentaufnahme sein. Frodeno konterte und hatte bald wieder eine Minute Vorsprung heraus geholt. "Ich wusste, dass Sebi gut drauf ist. Er kam gerade nach vorne, als ich mich von einen Hänger erholt hatte und ich nochmals zulegen konnte."

 

Frodeno und Kienle machen den Sieg unter sich aus - Lange bleibt für Kona im Rennen

 

Frodeno baute seinen Vorsprung nun zwar weiter aus, sicher war die Titelverteidigung aber noch nicht. Kienle blieb bei Bedingungen, die an das Laufen im Energy Lab beim Ironman Hawaii erinnerten, in Schlagdistanz.  Die nächsten Verfolger hatten zur Marathonhalbzeit bereits 20 Minuten Rückstand, wobei Franz Löschke, der knapp vor Koutny und Tobias Drachler lag, die besten Karten im Kampf um Rang drei hatte. Patrick Lange, der nach seinem Reifenschaden mit großem Rückstand zum Laufen kam, hatte dort mit schweren Magendarmproblemen zu kämpfen und versuchte mit einem Finish zumindest seinen Hawaiistartplatz zu validieren.

Erst in der letzten Laufrunde war klar, dass Jan Frodeno sich seinen dritten Frankfurt-Sieg nicht mehr nehmen lässt. "Schöner kann Ironman nicht sein. Soviel Drama. Das ist Racing, für das sich das Aufstehen lohnt," kommentierte Frodo beim hr-fernsehen seinen neuerlichen Triumph am Römerberg.  Sebastian Kienle war trotz Rang zwei bestens aufgelegt im Zielinterview. "Es war heute ein "last man standing"-Rennen. Ich bin zwischenzeitlich gegen Jan gerannt, dann wieder gegen mich und die Klimaerwärmung. Jan ist nicht nur ein Gewinner, sondern ein Champion," kommentierte Kienle zudem Frodenos große Geste im Wechselzelt.  Franz Löschke durfte sich anschließend für Rang drei und die Kona-Quali feiern lassen. Dahinter folgten Tobias Drachler, der Schweizer Koutny, Matt Russell aus den USA und Patrick Dirksmeier auf den Rängen 4, 5, 6 und 7. Hinter Bas Diederen (8.)  kamen auch noch Roman Deisenhofer (9.) und Marc Dülsen in die Top Ten. Patrick Lange beendete seinen gebrauchten Tag auf Rang 11.