Mitte Juni – Hochsaison im Triathlon. Während landauf landab am Wochenende die verschiedensten Triathlonveranstaltungen, vom Jugend, über Volks-, Kurz bis hin zur Langdistanz stattfinden, kämpfen derzeit vor allem in Bayern und Niedersachsen zahlreiche Veranstalter um die nötige verkehrsrechtliche Genehmigung.
Auslöser dafür ist eine Änderung eines kleinen Absatzes in einer Verwaltungsvorschrift zum Paragraphen 29 (2) StVO (Straßenverkehrsordnung). Als Vorschrift solle demnach gelten, das Rennen oder rennähnliche Veranstaltungen, wie z.B. Triathlonrennen nur noch dann genehmigt werden dürfen, wenn die Straßen für den öffentlichen Verkehr vollständig abgesperrt sind. Im Wortlaut heißt es, „die jeweiligen Streckenabschnitte müssen in der Regel vom übrigen Verkehr freigehalten werden.“ Bisher wurden Triathlonveranstaltungen mit Windschattenverbot auch auf öffentlichen, für den Verkehr offenen Strecken erlaubt, mit dem klaren Verweis, dass sich die Teilnehmer an die StVO halten müssen.
Absagen oder Strecke ändern
Diese neue Regelung trifft zum Beispiel auch Walter Neumann, der seit über 20 Jahren am Wörthsee und Ammersee vor den Toren Münchens einen Triathlon veranstaltet, den vor allem Hobbyathleten fest in ihren Terminkalender angestrichen haben. Aktuell ist immer noch offen, ob nicht doch noch eine Genehmigung für die Ende Juli geplante Veranstaltung erteilt wird. Neumann, früher selbst Polizist und mit den Auslegungen der Vorschriften bestens betraut, war zuletzt eifrig auf der Suche nach Alternativstrecken, bei denen eine Streckensperrung zumutbar ist. Das Aus schon vor der ersten Austragung bedeutete dieser Passus für den von der Agentur Wechselzene neu geplanten Chiemsee Triathlon. „Lange hatten wir gehofft, doch jetzt ist es raus: wie viele andere Triathlon-Veranstaltungen zuvor schon wurde jetzt auch der (…) geplante Chiemsee Triathlon 2009 (CST) nicht genehmigt“ heißt es auf der Website des Veranstalters. Aus der Not eine Tugend zu machen, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Niedersachsen, wo der Wettbewerb in Bramsche nach verwehrter Genehmigung der Radstrecke zwar nicht abgesagt, aber kurzerhand in einen Swim and Run umgewandelt werden mußte.
Erhöhte Unfallbefahr aller Beteiligten als Beweggrund der Behörden
Den Beweggrund, warum die Polizei derzeit gerade in den verkehrsreichen Regionen Südbayerns den genehmigenden Landratsämtern empfiehlt, die neue Regelung konsequent durchzusetzen, sei die erhöhte Unfallgefahr. „Wir brauchen zusätzlich zu den normalen Verkehrstoten nicht auch noch Verkehrstote bei Sportveranstaltungen“, heißt es in einem Zitat des zuständigen Polizeioberrats Rudolf Morawek vom Polizeipräsidium in Oberbayern Süd in der Süddeutschen Zeitung. Dass diese drastische Formulierung leider der Realität entsprechen kann, zeigte sich erst vor wenigen Wochen, als es bei einem Radmarathon im Ammerseegebiet zum einem schweren Unfall mit zwei Todesopfern kam. Hingegen verweisen viele der kleinen altgedienten Triathlonveranstalter darauf, dass es in den vielen Jahren der Austragung nie ernsthafte Unfälle gegeben hätte.
Kleine Veranstaltungen besonders betroffen – bricht die Baisis weg?
Aktuell bemühen sich in Bayern die Vertreter des Triathlon-Landesverbandes in Gesprächen mit dem Innenministerium doch noch eine annehmbare Lösung für die betroffenen, meist kleinen Veranstaltungen zu treffen. Die entscheidenden Wörter „in der Regel“ lassen zumindest hoffen, dass im Einzelfall auch von der strengen Auslegung abgewichen werden kann. Für den Triathlonsport wäre es freilich fatal, wenn viele der kleineren Veranstaltungen durch die neue Genehmigungspraxis sterben würden. Das weiß auch Felix Walchshöfer, Organisationschef der Quelle Challenge in Roth. „Die vielen kleinen Rennen sind die Basis für unseren Sport, die langfristig auch den Zustrom zu den Großveranstaltungen wie zum Beispiel bei uns, bildet. Für die Challenge, die sowieso schon auf fast vollständig gesperrten Straßen stattfindet, oder auch für den Rothsee-Triathlon sieht Walchshöfer hier keine Gefahr. In der triathlonverrückten Region um Roth ist der Triathlon ein gesellschaftliches Ereignis und Straßensperren werden von den betroffenen Anrainer auch deshalb meist akzeptiert. Auf solch breite Unterstützung können gerade die Veranstalter im südbayerischen, touristisch stark erschlossenen Raum nicht bauen. Deshalb sind die nun geforderten Vollsperrungen schwer durchsetzbar und extrem aufwendig, weiß auch Walter Neumann. Aufgeben als Triathlet – das passt nicht zusammen. Deshalb plant man beim Chiemgau Triathlon auch schon für 2010. „Die Verhandlungen mit der Polizei und dem Landratsamt Rosenheim laufen bereits.“