Alexander Taubert - der sonnenfeste Schattenmann

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 23.10.2002 um 16:27
Ein Nobody habe die deutschen Männer vor der Blamage gerettet, schrieben die Agenturen am Tag nach dem Showdown in Kailua-Kona. Gemeint war Alexander Taubert, der zusammen mit dem jungen Markus Forster für die schwächelnden Stars in die Bresche gesprungen war. Doch Taubert ist seit über zehn Jahren einer der erfolgreichsten Deutschen auf Hawaii ...

Beinahe hätte es am vergangenen Samstagabend zu einer Sensation gereicht: Als Alexander Taubert mit einer der besten Marathonzeiten des drückend-schwülen Tages an der Kona-Küste um die "Hot Corner" bog, lag er nur noch knapp zwei Minuten hinter der deutschen Nummer eins, Thomas Hellriegel. Um fast neun Minuten hatte er dessen Vorsprung aus dem Höllenritt verkürzt, und Platz fünf war das stärkste Resultat Tauberts in zwölf ununterbrochenen Jahren auf Hawaii. "Ich liebe die Hitze" Doch war die Leistung des 33-jährigen Mannheimers alles andere als eine Überraschung. Der Titel des "Nobody" in der deutschen Montagspresse entspricht eigentlich beinahe einer Kränkung. Sechs Jahre zuvor hatte die rasende Legende Dave Scott genau die selbe Platzierung des Neoprofis nur knapp vor der Finishline verhindert und auch damals war der hitzefeste Schattenmann zweitbester Deutscher hinter Hellriegel. Dessen gnadenlose Flucht nach vorn entspricht weder den Fähigkeiten, noch der Taktik Tauberts. Stattdessen spielt das 1,86 Meter lange Leichtgewicht seine Vorteile regelmäßig im Marathon aus und arbeitet sich still und fast unbemerkt nach vorn. Auf Hawaii, wo gern zehn Kameras auf die Spitze und keine einzige zu den Verfolgern gerichtet ist, endet's deshalb Jahr für Jahr in einer großen Überraschung. Schwäche ist relativ Sein schwächster Auftritt liegt neun Jahre zurück, endete auf Rang 37 und bedeutete dennoch den Hattrick in der Juniorenwertung. Damals war Taubert im Höhentraining in Flagstaff gestürzt und machte deshalb Bekanntschaft mit den amerikanischen Schönheitschirurgen. Die nähten seine Oberlippe wieder an und richteten auch das übrige Gesicht wieder grade, doch den Wundschorf nahm er noch mit ins Rennen. Da braucht man Nehmerqualitäten – bisher hat Alexander Taubert immer gefinisht. Auch 1997, als Olivier Bernhard für die vernichtende Schlappe aus dem Vorjahr Revanche nahm und den dritten Sieg Tauberts in Zürich knapp verhinderte. Taubert hatte sich schon nach dem Schwimmen übergeben müssen und dennoch bis weit in den Marathon die Führung behauptet. – Zu den Höhepunkten seiner Saisonplanung ist er regelmäßig gut vorbereitet. Das Prinzip heißt "Qualität vor Quantität" und dessen Umsetzung wird seit vielen Jahren in enger Zusammenarbeit mit Peter Sauerland, dem früheren Nationaltrainer für die Langdistanz, abgeglichen. Auch diesmal arbeiteten die beiden in der Vorbereitung auf Mallorca eng zusammen. Nicht "Profi", sondern Triathlet Das ist der normale, professionelle Einsatz, doch Profi nennt Taubert sich nicht. "Klingt immer nach viel Geld und das passt hier wohl nicht!" Immerhin, sechs bis acht Stunden "tägliche Arbeit" bescheinigen auch die Eltern für die letzte Trainingsphase, vor allem auf dem Rad und im Wasser. "Zu Fuß war's diesmal etwas weniger, denn das viele Training geht bei ihm doch ganz schön auf die Bänder und Gelenke". – Vielleicht denken beide dann auch immer wieder mal an die Zeit nach dem Sport, doch bis dahin hat Alexander die elterliche Unterstützung sicher. Im Hintergrund hat er inzwischen das Lehramts-Studium an der Uni Heidelberg abgeschlossen und irgendwann wartet dann das Referendariat. Oder eine andere Option, die mehr mit dem Sport zu tun hat, den Taubert seit dem fünften Lebensjahr treibt. Schwimmen, dann Leichtathletik, schließlich Feldhockey und nach einem Wadenbeinbruch wieder Schwimmen, so ein Werdegang hat schon manchen schließlich zum Triathlon geführt. In Koblenz wurde Alex 1986 Zehnter der Jugendklasse – der Gesamtsieger hieß damals Jürgen Zäck. "Ich hasse den Wind" Aus dem Schatten der früheren und aktuellen Lichtgestalten Dittrich, Zäck, Hellriegel und zuletzt Stadler zu treten, scheint aber immer noch nicht so ganz gelungen. Dafür muss man eben nicht nur immer wieder Topresultate 'raushauen, sondern auch mehr Wind darum machen. Das liegt Taubert aber gar nicht. Schade, denn vor einem der ausgeglichensten Rennen aller Zeiten hätte eine Ansage gerade in diesem Jahr für noch mehr Würze gesorgt. Mit einem Unterschied zu vielen anderen – sie wäre eingetroffen. Die Sponsorenlage dürfte jedenfalls noch besser werden, da könnte der fünfte Platz jetzt helfen. Einer der konstantesten Athleten in der deutschen Ironman-Spitze hat auf Hawaii nämlich noch einiges vor. Unter einer Bedingung: es sollte wieder Taubert-Wetter sein: "Ich liebe die Hitze, aber ich hasse den Wind!"