Challenge Vichy: Bayliss und Marsh gewinnen die heißeste Premiere des Jahres

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 21.08.2011 um 20:10
Stephen Bayliss und Amy Marsh haben die erste Auflage der Challenge Vichy 2011 gewonnen. Die heißen Temperaturen waren für die Athleten die wohl größte Herausforderung auf der ersten Langdistanz im Herzen der Auvergne.

Stephen Bayliss und Amy Marsh haben die erste Auflage der Challenge Vichy gewonnen. Der Brite konnte sich in einer wahren Hitzeschlacht in 8:45:29 Stunden vor Teemu Lemmettylä aus Finnland und dem Wanaka-Sieger, Jamie Whyte aus Neuseeland durchsetzen. Den heißen Temperaturen hat auch die Amy Marsh am besten gegenhalten können und sich die Langdistanz entsprechend eingeteilt. Die Amerikanerin wurde Erste in 9:44:56 Stunden vor Juliette Benedicto aus Frankreich und der Tschechin Jana Candrova. Das französische Vichy empfing die knapp 500 Athleten mit strahlend blauem Himmel und besten Bedingungen zur Premiere des jüngsten Mitglieds der Challenge Family. Doch genau das sollte am vergangenen Sonntag im Herzen der Auvergne zur größten Herausforderung für alle Triathleten werden. In der Früh um sechs Uhr konnten bereits ähnliche Temperaturen in Luft und Wasser gemessen werden und so waren 26 Grad deutlich zu warm für einen Neoprenanzug. Ein leichter Südwind sorgte zwar für etwas Kühlung, als die Ampel auf Grün schaltete und das Signal zum Start der ersten Auflage der Challenge Vichy gab.

Auftakt zum heißesten Renntag
Mit einem starken Getöse erfolgte der Wasserstart zur ersten Disziplin auf der Ruderstrecke des aufgestauten Flusses Allier, der eher einer Badewanne aufgrund der Wassertemperatur glich. Nach bereits 500 Metern hat sich eine vierköpfige Spitzengruppe um Schwimmspezialist Raoul Shaw abgesetzt, in der erwartungsgemäß auch Benjamin Sanson und auch schon der Brite Stephen Bayliss schwammen. Dritter Franzose im Bunde war Julien Coudert. Der Abstand zum Rest des Feldes wurde schnell größer und so war es nicht wie erwartet der 40-Jährige Sanson, der dem Lac d’Allier als Schnellster durchschwamm, sondern der erst 21-jährige Franzose Shaw. Er absolvierte auch ohne Neopren die 3.800 Meter in 50:17 Minuten und hat mit der Spitzengruppe einen Vorsprung von zwei Minuten heraus geschwommen. Die gefährlichsten Verfolger aber kamen erst mit der dritten Gruppe und einem Abstand von über sieben Minuten. Dazwischen schwamm die schnellste Frau, Amy Marsh, einsam und alleine die Wendepunktstrecke durch Vichy und war, wie auch Juliette Benedicto, mit 55:23 Minuten noch unter einer Stunde aus dem Wasser.
Renneinteilung und Erfahrung auf dem Rad waren entscheidend
Mit einem schnellen Wechsel ging die Vierergruppe auf die 180 Kilometer lange Radstrecke. Zwei Runden à 90 Kilometer durch die leicht wellig und ländliche Region der Departements d’Allier und Puy de Dome mit einer bezaubernden Landschaft lagen vor den Athleten.
Das Thermometer jedoch war bereits auf 32 Grad geklettert und es war erst kurz nach 8 Uhr. Nach nur 5 Kilometern konnte sich Stephen Bayliss absetzen und einen leichten Abstand herausfahren. Der Höhenunterschied pro Runde beträgt lediglich 380 Meter und so war es kaum möglich, entscheidende Stiche zu setzen. Im Gegenteil, die Lücke zu den langsameren Schwimmern Benjamin Pernet und Sylvaine Rota schloss sich stetig und so bildete sich zum letzten Drittel ein Führungstrio, das auch so zum zweiten Mal in die übersichtliche Wechselzone kam. Ben Sanson, der zu Beginn der zweiten Disziplin noch Kontakt zu Bayliss halten konnte, viel immer weiter zurück, während Jamie Whyte Boden gut machen konnte. Amy Marsh fuhr unbeirrt an der Spitze des Frauenfeldes und baute ihren Vorsprung der ersten Disziplin weiter aus. Mit 10:14 Minuten kam sie als Erste zum zweiten Wechsel. Als Einzige in Schlagweite konnte ihr noch Juliette Benedetto folgen, während die Dritte nach dem Radfahren, Jana Candrova, schon über eine halbe Stunde zurücklag. Imke Schiersch, die einzige Deutsche unter den Profis, vertraute auf ihre Erfahrung und ging die erste Langdistanz seit ihrer Babypause kontrolliert an. Mit einem Rückstand von 12:04 Minuten nach dem Schwimmen und als vierte Frau hat sich die Green Lady unter den Triathleten auf die Radstrecke begeben. Ihr machte die Hitze, wie vielen anderen auch zu schaffen und so konzentrierte sich Schiersch auf ihren idealen Rhythmus, ohne sich von der Konkurrenz aus dem Takt bringen zu lassen. Sie wechselte schließlich als Fünfte auf die Marathonstrecke. Und dort beginnt das Rennen, wie so oft, meist von neuem.
Hitzeschlacht bei 34 Grad im Marathon
Während die Radstrecke noch meist durch Wälder und über das atemberaubende Hochplateau, der Auvergne verlief, liegt die Laufstrecke weitestgehend in der Sonne entlang des Lac d’Allier. Der war zwischen zwei Brücken vier Mal zu umrunden und hatte außer einer Treppe keine nennenswerten Steigungen. Bayliss war vorne weg und seinen Mitstreitern enteilt. Sanson hatte, wie auch Bastie und Felix-Favre das Rennen vorzeitig beendet, aber von ganz weit hinten hat sich ein Finne ein großes Ziel gesetzt. Trotz der hohen Temperatur von mittlerweile 34 Grad hat Teemu Lemmettylä allen Mut zusammen genommen, um Runde für Runde einen Rückstand von 12:10 Minuten aufzuholen. Zwischenzeitlich lieferte er sich sogar einen Zweikampf mit dem ebenso schnell laufenden Jamie Whyte. Beide holten bald Pernet und Rota ein, die ihrer schnellen Radzeit Tribut zollen und das Rennen überhitzt kurze Zeit später ebenfalls aufgeben mussten. Schnellster Mann des Tages war trotz der großen Hitze schließlich der Britte Stephen Bayliss, der zwei Wochen zuvor stolzer Vater wurde und bereits glücklich von seiner Frau und seinem Sohn empfangen wurde. Den schnellsten Marathon der Frauen lief Jana Candrova. Der 36-jährigen Tschechin sollte die schnelle Laufzeit jedoch nicht mehr helfen, die Zweite der Challenge Vichy 2011, Juliette Bendetto einzuholen. Souverän und mit einem Abstand von 17:04 Minuten hat Amy Marsh aus den USA die Premiere und Hitzeschlacht in der Auvergne gewinnen können. Imke Schiersch kämpfte ebenso mehr mit den hohen Temperaturen als ihren Gegnerinnen. Sie konnte Position fünf nach dem Bikesplit nicht halten, lief aber konstante Rundenzeiten über die abschließenden 42,2 Kilometer. Im Ziel war die deutsche Triathletin dann als achte Frau mit 11:23:12 Stunden und sichtlich erschöpft.
Großer Sport zur Premiere
Nicht nur von den Tagesbesten und Schnellsten der ersten Auflage der Challenge Vichy war das an diesem heißesten Tag 2011 eine großartige Leistung. Auch alle anderen Athleten, die bei diesen hohen Temperaturen die Langdistanz erfolgreich beenden konnten, haben an diesem Sonntag im August wahrlich großen Sport gezeigt; ebenso wie die Helfer und die gute Organisation. Die erste Challenge Vichy fand im Centre Omnisport Bellerive und bot mit einem großzügigen Areal perfekte Voraussetzungen für Triathleten und Zuschauer. Der Start, Wechselzone und Ziel liegen nur wenige Meter auseinander und die gesamte Schwimmstrecke, wie auch der Rundkurs des Marathons, sind immer gut einsehbar und übersichtlich. Die Strecken und die bezaubernde Landschaft in der französischen Vulkanregion rund um den Fluss Allier sind ideal für eine Langdistanz.