Daniel Unger ist Triathlon-Weltmeister

von René Penno für tri2b.com für tri2b.com | 03.09.2007 um 17:31
Das Spätsommermärchen ist wahr geworden: Daniel Unger holt den WM-Sieg nach Deutschland. In einem packenden Finale verwies er Javier Gomez Rang zwei ...

Das Spätsommermärchen ist wahr geworden: Daniel Unger holt den Weltmeistertitel nach Deutschland. In einem packenden Finale vor rund 300.000 Zuschauern verwies er Javier Gomez aus Spanien auf den zweiten Platz. Brad Kahlefeldt wurde Dritter. Jan Frodeno sicherte sich als Sechster ebenfalls das Ticket für Peking. » ... zu den Bildern von den Rennen der Männer-Elite ... „Ich kann es noch gar nicht glauben, ich bin von mir selbst überrascht“, sagte Daniel Unger immer wieder, als wolle er sich selbst in die Realität zurückholen. Der Ravensburger aber war mitten drin. In einem packenden Finish hatte er den spanischen Mitfavoriten Javier Gomez noch distanziert und einen Vorsprung von vier Sekunden ins Ziel gebracht. Kurz vor der Ziellinie aber blieb er noch einmal kurz stehen: „Das war der Höhepunkt des gesamten Rennens, ich wollte dieses Glücksgefühl für einen Augenblick genießen.“ Kurz danach kippte er völlig erschöpft über die Ziellinie.
Bis dahin hatte Daniel Unger ein hartes Stück Arbeit zu verrichten. Am letzten Tag der WM blieb Hamburg vom Regen verschont, dafür wurde die Innenstadt zu einem wahren Hexenkessel. Das Feld der Männer war nach dem Schwimmen noch relativ dicht beieinander. Auf der Radstrecke versuchte Javier Gomez zwar gleich von Beginn an Druck zu machen, als er sich zusammen mit dem Amerikaner Andy Potts sowie den beiden Franzosen Frederic Belaubre und Stephane Poulat leicht absetzen konnte. Das übrige Feld machte aber ebenfalls gleich Dampf sorgte noch in der zweiten von acht Radrunden wieder für den Zusammenschluss. Auch der erneute Versuch von Stephane Poulat in der letzten Radrunde blieb erfolglos, so dass auf die ersten Laufmeter ein großer Pulk ging. Der sich aber schnell auseinanderzog und es so aussah, als hätte Javier Gomez bereits Schwierigkeiten. Der Spanier aber schaffte schnell und scheinbar mühelos den Anschluss an die Gruppe mit Daniel Unger und Jan Frodeno. "Ich habe vergessen, wie schnell ich bin..." In der vorletzten Runde setzten die beiden Deutschen ihre Konkurrenz dann gehörig unter Druck und verschärften das Tempo. Übrig blieben vier Athleten an der Spitze. „Ich wollte die Lücke noch größer machen“, sagte Unger nach dem Rennen. „Aber da habe ich wohl unter dem Jubel des Publikums überpaced. Ich hatte vergessen, wie schnell ich unterwegs bin“, erklärte der neue Weltmeister, der zu diesem Zeitpunkt nur noch mit Javier Gomez unterwegs war und einem Angriff des Spaniers zunächst nicht gleich folgen konnte. „Ich war absolut am Limit“, so Unger, der aber durch die Zuschauer noch einmal die letzten Reserven freisetzen konnte. „Auf dem letzten Kilometer war es wahnsinnig laut. Die Zuschauer haben mich förmlich vorangetrieben“, konnte Unger die Lücke zu Gomez noch einmal schließen. Aber auch der war am Limit, was Unger gleich ausnutzte. „Ich habe angetreten und gleich eine kleine Lücke gehabt.“ Und der Sieg war ihm auf dem Hamburger Rathausplatz nicht mehr zu nehmen. „Daniel war heute zu stark, mehr war nicht drin“, gab hinterher der im Weltcup Führende Javier Gomez zu. „Ich kann ihm nur zu diesem Sieg gratulieren. Ich selbst bin sehr glücklich mit dem zweiten Platz. Das ist der bisher größte Erfolg meiner Karriere“, schwebte auch der junge Spanier auf Wolke sieben. Dahinter holte sich der Australier Brad Kahlefeldt die Bronzemedaille vor dem Kanadier Simon Whitfield und William Clarke (GBR). Nach 1:43:45 Stunden kam Jan Frodeno nach einem ebenfalls starken Auftritt in der Hansestadt auf den sechsten Rang. „Das ist das absolut Größte, was ich bisher geleistet habe. Die Dezibel hier haben mich förmlich getragen“, war der Deutsche Meister stolz auf sein Ergebnis. Die beiden anderen Deutschen im Feld, Steffen Justus und Andreas Raelert kamen auf die Plätze 25 und 27, Maik Pätzold musste mit Krämpfen vorzeitig aufgeben. Damit ging für die Deutsche Triathlon-Union eine ohnehin schon erfolgreiche Weltmeisterschaft mit dem ganz großen Coup zu Ende. „Wenn man Träume hat, sollte man einen Weg finden, die zu verwirklichen“, gab sich DTU-Präsident Dr. Klaus Müller-Ott etwas philosophisch. Er hatte von Anfang eine hoch motivierte Mannschaft gesehen, die mehr aus der eigenen WM herausholte, als eigentlich erwartet wurde. „Wir sind in den letzten Jahren immer mehr gereift“, zog auch Sportdirektor Rolf Ebeling eine positive Bilanz. „Das war ganz großer Sport.“