Gewalt im Triathlon: Wahrheitssuche nach dem Suizid einer südkoreanischen Triathletin

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.07.2020 um 18:16
Nach dem Bekanntwerden des Suizids der südkoreanischen Triathletin Suk-hyeon Choi hat sich jetzt auch die Internationale Triathlon Union (ITU) eingeschaltet. Der Weltverband teilte mit, dass er den Südkoreanischen Triathlon-Verband und das Olympische Komitee Südkoreas (KOSC) zur Übermittlung aller verfügbaren Informationen gebeten hat.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die 22-jährige Triathletin bereits am 26. Juni Selbstmord beging, nachdem sie jahrelang der körperlichen und psychischen Gewalt ihrer Trainer ausgesetzt war. Laut Medienberichten gibt es diverse Aufzeichnungen, die die Übergriffe und Misshandlungen durch ehemalige Trainer und Betreuer auf Suk-hyeon Choi dokumentieren. Erst im April soll sie sich noch mit einem Hilferuf an das südkoreanische Olympische Komitee gewandt haben. Eine genauere Untersuchung der Missstände blieb allerdings aus. Der Korea Herald berichtete zudem über weitere Details. So habe Choi schon zuvor im Februar bei der örtlichen Polizei die Vorwürfe angezeigt. Der Fall soll dann auch im Mai an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden sein. Laut Korea Herald kam von dort nun am Donnerstag die Mitteilung, dass die Anzeige untersucht wurde und der beschuldigte Personenkreis auch bald verhört werde.

 

Die Wahrheit soll ans Licht: 60.000 Unterschriften in einem knappen Tag

 

Nach dem tragischen Suizid wollen auch die Menschen in Südkorea die Wahrheit wissen. So unterzeichneten bereits fast 60.000 Personen innerhalb eines knappen Tages die fünf öffentlichen Petitionen, die das südkoreanische Präsidentenamt auf seiner Website online gestellt hatte.

 

Letzter Weltcup-Start im März 2019

 

Suk-hyeon Choi gewann als Juniorin im Jahr 2015 die Bronzemedaille bei den Asien Meisterschaften in Taipeh. Mehrmals startete die Kaderathletin in den Folgejahren auch in der WTS Serie und im ITU Weltcup, zuletzt im März 2019 im neuseeländischen New Plymouth.

Aktiv geworden ist auch die im Vorjahr neu gegründete World Triathlon Safeguarding and Anti-Harassment Group, die sicherstellen will, dass während der Untersuchungen die Sicherheit der südkoreanischen Triathlet/innen gegeben ist. Die World Triathlon-Gruppe hat eine Schutzrichtlinie gegen Missbrauch und Belästigung im Triathlon erarbeitet. Derartige Fälle können unter safesport@triathlon.org  jederzeit anonym angezeigt werden.