Happy Birthday: Kenneth Gasque und sein Ironman Lanzarote

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 19.05.2016 um 00:37
Mit dem Ironman Lanzarote werden viele Bilder assoziiert - schwarze Lava, gespenstische Vulkankegel, das Mirador del Rio und auch ein Mann mit weißem Haar, meist lächelnd mit hochgestrecktem Daumen: Kenneth Gasque. Der Däne ist der Erfinder des Ironman Lanzarote, er hob das Rennen 1992 aus der Taufe. Vom Exotenrennen hat es sich in einem Vierteljahrhundert zu einer regelrechten Marke entwickelt. 148 Athleten gingen damals, Anfang der Neunziger, an der Playa Blanca an den Start. Am kommenden Samstag werden nun 1.900 Teilnehmer aus 40 Nationen das Triathlon-Abenteuer am Strand von Puerto del Carmen in Angriff nehmen.

Nach dem Schwimmen im Atlantik gilt es 2.500 Höhenmeter zu überwinden, die in Verbindung mit dem oft unbarmherzigen Passatwind, zur regelrechten Tortur werden können. Bei dem Kurs handelt es sich um die frühere Trainingsstrecke von Kenneth Gasque, auf der er sich für die Ironman-Hawaii-Teilnahme fit machte. Im Jahr 1985 war er der erste Däne, der in Kona an der Startline stand. "Sonntagfrüh ging es um 8 Uhr mit Rad los, zuerst in den Norden, dann in den Süden der Insel, nach 50 Kilometern war Teepause mit ein paar Bananen".  Dabei gab es seitens der WTC später sogar Bedenken, ob der Kurs nicht zu schwer sei. "Lanzarote ist anders wie alle anderen Rennen, wir müssen so sein, wir wollen mit dem Kurs den Triathleten die ganze Schönheit der Insel zeigen", verteidigte Gasque sein Rennen. Dass musste der ehemalige Angehörige der Danish Royal Guards noch des Öfteren in den letzten 25 Jahren. 

 

Hindernisse so hoch wie die Vulkane Lanzarotes

 

Gerade anfangs gab es große Vorbehalte gegen das Rennen auf der Insel. Seine Vision mit dem Triathlon, die verschiedenen Touristenzentren Lanzarotes  - Playa Blanca, Costa Teguise und Puerto del Carmen -  auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, fand zunächst wenig Fürsprecher. "So gab es mal einen Minister in der Regionalregierung, der komplett gegen den Ironman war. Die Hotels in Puerto del Carmen hatten aber inzwischen den Nutzen des Rennens erkannt. Der Ironman bringt uns Gäste und Image. Kurze Zeit später waren Wahlen und der fragwürdige Minister wurde nicht mehr gewählt", erzählt Gasque eine Anekdote und fügt an, "die Hindernisse, die es aus dem Weg zu räumen galt, waren höher als alle Vulkane zusammen auf Lanzarote."

Gasque hat sich in all den Jahren nicht beirren lassen und sein Rennen gegen alle Widerstände zu dem gemacht, was es heute ist. "Nun ist der Ironman ein Rennen von Lanzarote. So sind zum Beispiel die Putzfrauen im Club La Santa stolz darauf, für eine Firma zu arbeiten, die den Ironman veranstaltet, das größte Rennen hier auf den Kanaren."

Etwas Wehmut kommt auf, als wir ihm die Bilder einer alten deutschen Triathlet-Ausgabe aus dem Jahr 1992  zeigen. "Der Triathlonsport hat sich seit dem extrem verändert. Wir waren die Speedo-People und wussten damals nicht, ob wir überhaupt finishen können. Heute ist das eigentlich keine Frage mehr, es geht gleich um die Zeit." Gerne erinnert sich der heute 65-Jährige auch an seine eigenen Zieleinläufe beim Ironman Hawaii zurück. Valerie Silk, der in den Anfangsjahren die Marke Ironman gehörte, begrüßte ihn wie alle anderen Finisher mit Handschlag auf dem Alii Drive. Eine Philosophie, die er zurück mit nach Europa nahm. "Heute gibt es Rennen, wo die Athleten nach dem Zieleinlauf mehr oder weniger von der Finishline weggescheucht werden", sagt Gasque. Eine Entwicklung, die dem Dänen gar nicht gefällt.

 

Ironman-Kommerzialisierung kann gefährlich werden

 

Positiv gestimmt ist Kenneth Gasque, wenn man ihn zur Zukunft des Ironman Lanzarote befragt. "Der Club La Santa steht nach außen und nach innen voll hinter dem Rennen. Einzig die neuen Entwicklungen bei Ironman bereiten ihm etwas Sorge. "Aktuell haben wir einen Vertrag bis 2018. Ich bin auch darüber hinaus ebenfalls sehr zuversichtlich. Aber es ist alles eine Sache des Preises. Die neuen chinesischen Ironman-Besitzer werden Geld verdienen wollen. Das ist in Ordnung, kann aber, wenn es auf die Spitze getrieben wird, für den Triathlonsport gefährlich werden.

Drei Tage vor dem Rennen will er verständlicherweise lieber nur in die nahe Zukunft blicken. "Einen wunderschönen Tag, keine Unfälle und viele glückliche Menschen an der Finishline", sind Gasques Wünsche für die Geburtstagsparty des Ironman Lanzarote. Und natürlich ein spannendes Profirennen. Mächtig stolz ist er, dass Jan Frodeno mit dabei ist. "Um es in der Boxersprache zu sagen: He is the greatest - er ist Olympiasieger und Hawaii-Sieger. Niemand hat das vor ihm geschafft." Er wisse aber nicht, ob Frodeno in Topform ist. Sehr hoch schätzt der Renndirektor auch Streckenrekordhalter Timo Bracht und den Spanier Ivan Rana ein.

Wer gewinnt, ist ihm "fast" egal. "Wenn Ivan gewinnt, dann freue ich mich für die Spanier und die Menschen hier auf Lanzarote." Insgeheim hofft er aber auf einen deutschen Sieg an der Avenida de las Playas am Samstagnachmittag.

 

Die erste Lizenz kam aus Roth

 

Gasque weiß schließlich nur zu gut, dass der deutsche Triathlonsport mit der Kernmarkt ist. "Leider sind die Deutschen etwas reisefaul," und schiebt augenzwinkernd einen weiteren Grund nach, warum die Germans nur die Nummer drei hinter Spanien und Großbritannien bei der Anzahl der Starter auf Lanzarote  sind. "Es gibt gute Rennen in Deutschland und gute deutsche Rennen auf  Mallorca."  Mit einem deutschen Sieg bei der Jubiläumsausgabe könnte sich auch ein Kreis schließen. In den ersten drei Jahren des Ironman Lanzarote war der Ironman Europe mit Macher Detlef Kühnel der Lizenzgeber. Gasque hatte in den Achtziger Jahren selbst schon die Fühler ausgestreckt, um einen Ironman nach Europa zu holen, in Roth war man damals aber schneller. "Rückblickend war es gut so. Der Triathlonsport hat sich dort prächtig entwickelt. Das wäre so hier damals noch nicht möglich gewesen." Gasque zeigt wieder mal mit dem Daumen nach oben.