Hawaii ohne Ironman: Lohnt sich das überhaupt?

von Sven Weidner für tri2b.com | 08.10.2020 um 08:58
Hawaii ist wohl für Profis und Agegrouper das Höchste, was man auf der Langdistanz im Triathlon erreichen kann. Doch leider werden wir aufgrund von COVID-19 dieses Jahr keinen Wettkampf unter Palmen und tropischer Sonne erleben. Dies bietet uns die Chance einmal zu betrachten, wie es in Kailua-Kona abseits des längsten Triathlon-Tags des Jahres zugeht. Sven Weidner aus unserem tri2b.com A|N Triathlonteam stattete Big Island im Februar 2018 einen Besuch ab.

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Zugegeben hätte ich nicht eh in San Francisco gewohnt zur Zeit meines Hawaii-Besuchs, wäre ich wohl niemals auf die Idee gekommen die Insel der Triathleten zu besuchen. Denn man sollte immer vor Augen haben, dass man mindestens 20 Stunden Plus für den Flug inklusive Transfers ins Paradies einplanen muss. Von der Westküste sind es jedoch nur fünfeinhalb Stunden und einem Preisniveau eines Trips an das Mittelmeer, wenn man nicht mit einem „low cost carrier“ fliegt. Aber kommen wir nun zum wirklich Wichtigem: Wie ist denn Kona und Big Island an einem ganz normalen Tag?

 

Rentner-Insel Big Island?

 

Der erste Eindruck ist, dass man im Florida der Westküste gelandet ist. Sommer, Sonne, Sonnenschein und Rentner! Dementsprechend ist Kailua-Kona wirklich das kleine ruhige Städtchen, wie man es bei 12.000 Einwohnern erwarten würde. Das Schöne daran ist, dass der Alii Drive und Pier leer sind und man auch ohne Reservierung im Lava Java, Splashers Grill oder sonst wo entlang der Küste den freien Blick auf den Pazifik genießen kann. Dabei sieht man mit etwas Glück auch spielende Delphinschulen in der Kailua-Bay. Dies weckt auch im Urlaub sofort das Verlangen in die Badehose zu schlüpfen und mit den Delphinen zu schwimmen.

 Fast schon trist: Der Alii Drive ohne den Glanz des Ironman - © Sven Weidner

 

Wal-Watching zum Frühstück – nur die Souvenir-T-Shirts erinnern an den Ironman

 

Dass hier jedes Jahr im Oktober fast mehr Triathleten im Wasser sind als Fische, mag man kaum glauben. Im Februar hat man sogar häufig die Möglichkeit spielende Buckelwale direkt von der Küste aus zu sehen. Fast überall auf der Welt zahlt man eine ordentliche Stange Geld, um mit etwas Glück einen Blick auf die Riesen der Meere zu erhaschen. Im Februar ist das in Kailua-Kona ein normaler Montagmorgen beim Frühstück auf der Terrasse. Wem das nicht reicht, der kann auch versuchen in einer der vielen Buchten eine Schildkröte zu finden, um mit dieser dann eine Runde durch das Riff zu drehen. Doch kommen wir zurück zu Kailua-Kona. Merkt man etwas vom besonderen Ironman Flair? Die klare Antwort ist nein! Das einzige, was an den Ironman erinnert, sind die Ironman-Shirts und -Handtücher in den zahlreichen Souvenirläden entlang des Alii Drives. Darüber hinaus scheint es absolut abwegig, dass jemand die Palani Road hinauf läuft, außer das Ziel ist der Taco Bell auf halber Höhe.

Doch auch neben der vielfältigen Meereswelt hat Big Island so einiges zu bieten. So finden sich nahezu alle klimatischen Zonen auf der Insel. Gerade im Volcano National Park an der Südspitze der Insel lernt man als Europäer sehr schnell, wieso Regenwald eigentlich Regenwald heißt. Neben der beeindruckenden Flora, welche man bei dem Namen des Nationalparks eigentlich gar nicht erwartet, hat der Park auch eine interessante Fauna zu bieten. So gibt es hier mit der Nene die vielleicht seltenste Gans der Erde, welche gleichzeitig auch noch Schutzgott der Insel ist. Aus diesem Grund heißt es auch besonders vorsichtig zu fahren, sobald ein Nene-Crossing-Schild am Straßenrand auftaucht. Natürlich gibt es auch Lava im Volcano National Park. So ist es möglich durch erkaltete Lavaröhren im Regenwald zu wandern, in Vulkankrater zu schauen oder mit etwas Glück sogar heiße Lava ins Meer stürzen sehen.

 

Gegensätze: Verkehrsinfarkt auf dem Highway 19 – Einsamkeit an Konas Stränden

 

Apropos Lava...Da kommt einem sofort der Highway und das Energy Lab in den Sinn. Als gewöhnlicher Tourist kommt man dem Energy Lab wohl nur unbewusst bei Ankunft und oder Abflug auf dem Keahole Int. Airport nahe. Denn es liegt direkt hinter dem Flughafen und nur hartgesottene Ironmänner und -frauen werden diesen Teil der Insel erkunden. Der Highway erweist sich hingegen als Stauhölle. Touristen und Einheimische sorgen hier tagtäglich auch ohne Ironman für unglaublich nervende Staus. Das hier schnell oder überhaupt einmal flüssig gefahren werden kann, scheint einem wie ein schlechter Scherz sobald man erst einmal 20 Minuten für 200 m benötigt hat. Geschweige, dass der Highway 19 sich als Radtrainingsstrecke eignet. Dafür entschädigt zumindest der grandiose Blick auf den über Kailua-Kona thronenden Hualalai Vulkan und den Pazifik.

Ohne Ironman kommt an der Kailua-Bay echtes Hang Loose-Feeling auf - © Sven Weidner

Doch das Beste an Big Island ist, dass es ansonsten einfach ruhig und entspannt auf der ganzen Insel zugeht. Die meisten Touristen bevorzugen nämlich die Hauptinsel Oahu. Dementsprechend muss man das Paradies nicht wie an vielen anderen Orten mit anderen Leuten teilen. Gerade unter der Woche, wenn die meisten Einwohner ihrem Job nachgehen, ist es beinahe schon einsam an den Stränden.

Wer Kona mit Ironman dann doch besser findet: Hier geht´s zu unserem Ironman Hawaii-Special, das zum Stöbern nach den großen Momenten zwischen Pier, Hawi und Energy Lab einlädt. Aloha!