Ironman 70.3 WM: Jan Frodeno rennt Gomez und Brownlee nieder

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 02.09.2018 um 11:14
Jan Frodeno hat den Dreikampf der Triathlon-Giganten bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft im südafrikanischen Port Elizabeth für sich entschieden. Der 37-Jährige Olympiasieger und zweimalige Ironman Hawaii-Sieger setzte sich in 3:36:31 Stunden vor dem Briten Alistair Brownlee (3:37:42) und Javier Gomez (3:38:37)aus Spanien durch und feierte damit den zweiten Ironman 70.3-WM-Titel nach 2015. Die Entscheidung um den Sieg fiel im Halbmarathon, wo Frodeno zunächst den Angriff von Brownlee konterte und anschließend auch Titelverteidiger Gomez abschütteln konnte.

Tief hängende Wolken und Regen empfing die Männer am Raceday am Hobie Beach in Port Elizabeth, dazu 18 Grad Luft- und 19 Grad Wassertemperatur. Um bei den eher ungemütlichen Bedingungen auf Touren zu kommen, schlugen die Topfavoriten vom Start weg gleich ein extrem hohes Tempo an. An der Spitze formierte sich so schnell eine achtköpfige Führungsgruppe mit Jan Frodeno, Titelverteidiger Javier Gomez, den beiden Briten Alistair Brownlee und Adam Bowden, Ben Kanute aus den USA, dem Neuseeländer Braden Currie und Sam Appleton aus Australien. Nach 21:52 min. hatte dann Kanute als Leader wieder den Hobie Beach erreicht, seine sieben Mitstreiter folgten innerhalb von nur sechs Sekunden.  Mit einer halben Minute Rückstand rannte der Belgier Pieter Heemeryck zu seinem Rad, der auf den ersten Radkilometern sogar die Lücke zur Spitze schließen sollte. Markus Rolli kam an Position 13 in der ersten größeren Verfolgergruppe aus dem Indischen Ozean.

 

Brownlee greift im Downhill an - Frodeno und Gomez auf der Hut

 

Auf dem Rad  sorgte zunächst Jan Frodeno für die Pace an der Spitze der Führungsgruppe, mit dem Ergebnis, dass außer Heemeryck niemand nach vorne aufschließen konnte. Nach 15 gefahrenen Kilometern war die Gruppe um Rolli bereits fast drei Minuten zurück. Im weiteren Verlauf  sorgten sich dann vor allem US-Boy Ben Kanute und Alistair Brownlee für das Tempo. Zusammen mit Sam Appleton konnten sie nach dem Wendepunkt bei km 38 eine kleine Lücke zu den Verfolgern um Frodeno aufreißen.  Brownlee versuchte nun auf den Bergabpassagen mit höchster Trittfrequenz das Tempo im Maximum zu halten. Während Frodeno, Gomez und auch Heemeryck die Attacke von Brownlee parierten, fielen Currie, Fisher und auch Bowden nun schnell deutlich zurück.

Frodeno spannte sich nun auch wieder an die Spitze der Sechsergruppe, um vor allem Gomez etwas unter Druck zu setzen, allerdings ohne sichtbaren Erfolg. An dieser Konstellation sollte sich auf den letzten flachen 20 Kilometern entlang der Küste nichts mehr ändern. Schon jetzt war klar, dass die WM-Medaillen in einer Laufentscheidung in dieser Gruppe vergeben werden.

Frodo fuhr zusammen mit Appleton Lenker an Lenker an den Transitionbalken. Der 70.3-Weltmeister von Zell am See 2015 wechselte einen Tick schneller als die Konkurrenten und ging als Leader auf die Halbmarathonstrecke. Fünf Minuten dauerte es, bis die nächsten Verfolger Currie und Fisher ihr Rad abstellten.

 

Brownlee setzt die erste Laufattacke - Frodo kontert, Gomez taktiert

 

Kaum in den Laufschuhen legte der zweimalige Olympiasieger Brownlee wie bei einem Rennen über die Olympische Distanz los und setze sich vor Frodeno, der mit aller Macht versuchte die Beine des Briten zu halten. Gomez hielt sich etwas zurück, während Kanute und Appleton sich an den Positionen vier und fünf einreihen mussten. In einer der ersten kurzen Downhills kontere Frodeno dann Brownlees Angriff und setzte sich schnell mit ein paar Metern Abstand an die Spitze. Kurz danach kam auch Gomez zurück und nach fünf der 21 Laufkilometer ging der Dreikampf um den 2018er 70.3-WM-Titel nun endgültig in die entscheidende Phase. Frodeno und auch Gomez hielten die Pace extrem hoch, mit dem Ergebnis, dass Brownlee dem Tempodiktat bald nicht mehr folgen konnte.

 

Die Entscheidung: Gomez mit Gehpause

 

Der Deutsche spannte sich nun vor den Spanier, der sich zunächst augenscheinlich taktisch noch zurück hielt. Nach der 10 km-Marke wurden die Gesichtszüge von Gomez plötzlich deutlich angestrengter und wenig später ging plötzlich erstmals eine Lücke auf. Frodeno zog mit seinen langen Schritten davon, während sich Gomez mit schmerzverzerrtem Gesicht die Finger in den Rippenbogen drückte - ein unweigerliches Zeichen für Seitenstechen. Der Titelverteidiger blieb sogar kurzzeitig stehen, um anschließend mit deutlich geringerer Pace wieder in den Laufschritt zu wechseln.

Nun war der Weg frei für Jan Frodenos zweiten Ironman 70.3-WM-Sieg, der knapp fünf Kilometer vor dem Ziel bereits mit einer knappen Minute in Führung lag.  Frodeno biss nun sichtlich auf die Zähne, an seinem Sieg gab es aber nichts mehr zu rütteln. Schon deutlich vor dem Zielgelände ballte er erstmals die Faust und winkte sogar kurz ins Publikum. Nach 3:36:31 Stunden war der Sieg perfekt. Dahinter nutzte Brownlee die Schwächephase von Gomez und sicherte sich mit 1:10 min. Rückstand WM-Silber.  Hinter einem sichtlich gezeichneten Gomez folgten Ben Kanute und Pieter Heemeryck auf den Plätzen vier und fünf. Der Österreicher Michael Weiss schaffte mit einem starken Lauf noch den Sprung in die Top Ten. Zweibester Deutscher war Marcus Herbst auf Rang zwölf, Markus Rolli folgte mit wenigen Sekunden Abstand an 13. Position.