Ironman 70.3 WM: Michael Raelert wiederholt Sieg

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 13.11.2010 um 17:02
Der Ironman 70.3-Europameister ist auch der Weltmeister 2010. In einem spannenden Rennen war lange nicht klar, wie es für ihn am Ende ausgehen würde. Doch dank seiner exzellenten Lauffähigkeiten hat der Rostocker Michael Raelert nach 2009 auch in diesem Jahr die Weltmeisterschaft über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen vor Filip Ospaly und Timothy O´Donnell gewonnen. Den Titel bei den Frauen holte sich souverän die Britin Jodie Swallow vor ihrer Landsfrau Leanda Cave. Titelverteidigerin Dibens wurde nur Zehnte.

Mit kühlen Temperaturen empfing Clearwater die Triathleten zur Ironman-WM über die Mitteldistanz. Nur 16 Grad waren es kurz vor dem Start an diesem Samstagmorgen, doch es sollte wärmer im weiteren Verlauf des Vormittags werden. Um 6:30 Uhr starteten die männlichen Profis, die als Erste in das nur 17,7 Grad warme Wasser am Pier 60 durften. Das war immerhin etwas wärmer als die Luft und das Tragen von Neoprenanzügen war auch erlaubt. Es geht sehr flach am Strand von Clearwater in das Wasser und so waren erst einmal Sprintqualitäten gefragt, um schließlich nach einigen Delfinsprüngen in den Kraulstil überzugehen. Am schnellsten waren Sylvain Sudrie und Kyle Leto in den Golf von Mexiko gestürmt und hatten versucht, sich vom Pulk abzusetzen. Bis zur Hälfte 1,9 km langen Schwimmstrecke hatten sie das Feld angeführt. Eine zwölf Mann große Gruppe konnte sich vom Feld lösen, zu der jedoch Michael Raelert und Joe Gambles den Anschluss verpasst hatten. Der Amerikaner Kyle Leto kam nach 23:06 Minuten als Erster mit dem Großteil der Favoriten aus dem Wasser.

 

Raelert in der Rolle des Verfolgers

 

Über eine Minute Rückstand hatte sich allerdings Michael Raelert in der ersten Disziplin eingefangen, und die galt es erst einmal aufzuholen. Zusammen mit dem Australier Gambles, Richie Cunningham und auch dem Brasilianer Colucci verfolgte Raelert die Spitzengruppe. Kilometer für Kilometer machten die 20 Mann starke Verfolgergruppe um den Titelverteidiger Zeit gut, wodurch die Gruppe immer kleiner wurde.Währenddessen wurde vorne um die Führung gekämpft, wobei immer wieder der Franzose Sudrie und besonders Filip Ospaly durch ihre Tempoarbeit auffielen. Gerade mit Aussicht auf die lukrative Zwischensprint-Prämie war dann ein regelrechtes Sprintrennen entstanden. Die 2.500 Dollar hat sich mit einem kraftvollen Antritt Joe Gambles gesichert, der fortan den weiteren Verlauf des Radrennens dominierte. Als Erster stieg er von seiner Zeitfahrmaschine und wechselte mit rund 1:30 Minuten Vorsprung auf die Gruppe um Michael Raelert zum Laufen.

 

Mit Konzentration an die Spitze

 

Als Zweiter kam der Rostocker mit der Verfolgergruppe, darunter auch Reed, Cunningham und Guillaume, in die Wechselzone. Der Tscheche Ospaly, als Siebter vom Rad gestiegen, war Raelert dann in der Wechselzone entwischt und als Erster dem Australier Gambles auf den Fersen. Doch nach nur zwei Kilometern war der in diesem Jahr noch ungeschlagene Raelert wieder an dem Tschechen dran und beide hatten den Abstand zur Spitze bereits um die Hälfte verkürzt. Ospaly versuchte zwar noch einmal, den Titelverteidiger mit einer Tempoverschärfung abzuhängen, doch ein konzentrierter Michael Raelert ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Kurz darauf hatten erst der frühere Kurzdistanz-Spezialist Ospaly und schließlich Raelert den bislang Führenden Gambles überrollt. Die Freude über die Führung war für den Tschechen jedoch nur von kurzer Dauer. Der Deutsche zog durch, um von nun an die Führung zu übernehmen. Nur langsam konnte sich der 30-Jährige lösen und musste auch weiterhin konzentriert bleiben. Als Michael Raelert schließlich als Erster über die Ziellinie lief, hatte er doch noch einen klaren Vorsprung von 1:37 Minuten herausgelaufen und sicherte sich damit als erster Athlet die Titelverteidigung in der Geschichte der Ironman 70.3 WM.„Ich kann’s noch gar nicht fassen und auf den letzten Metern kamen mir die Freudentränen“, zeigte der alte und neue Weltmeister über die Ironman 70.3-Distanz seine Emotionen. Osplay stellte zufrieden fest: „Als Zweiter war ich zwar nah dran, aber Michael ist dieses Jahr einfach unschlagbar.“ Joe Gambles musste sich am Ende noch von Timothy O´Donnell überholen lassen, der zu seiner Überraschung auf den dritten Podiumsplatz lief.

 

Swallow souverän zum Titel

 

Das Rennen der Frauen war dagegen von der Dominanz einer einzigen Frau geprägt. Nur kurz nach den Männern erfolgte deren Start und mit einem schnellen Sprint ins Wasser war die Britin Jodie Swallow schnell auf und davon. Sie hatte gleich zu Beginn eine Lücke zwischen sich und den Verfolgerinnen um Julie Dibens und Amanda Stevens gerissen und bis zum ersten Wechsel fast eine Minute Vorsprung. Als Erste ging sie auf die Radstrecke und sorgte dort weiter für hohes Tempo. Die Vorjahressiegerin Dibens war zwar bemüht zu folgen, trotzdem wuchs der Vorsprung der Führenden auf 2:30 Minuten an. Dann wurde die Dritte des Ironman Hawaii langsam warm und holte auf. Bis auf 30 Sekunden kam Dibens heran, doch die sonst so starke Radfahrerin konnte die Lücke einfach nicht schließen. Derweil holten auch die weiteren Verfolgerinnen Leanda Cave und Amanda Stevens immer mehr auf.Noch als Zweite ging die Titelverteidigerin auf die Laufstrecke, während Swallow, im Vorjahr schon bei der ITU-WM über die Langdistanz erfolgreich, ihre Führung bis auf eine Meile ausbaute. Nach Hälfte des Halbmarathons zog Cave an Dibens vorbei, die nun deutlich langsamer wurde. Durch eine schnelle Laufzeit hatte währenddessen die Kanadierin Magali Tisseyre auf sich aufmerksam gemacht. Sie lief kurz vor dem Ziel noch an Amanda Stevens vorbei auf den dritten Platz. Der Titel der Weltmeisterin 2010 ging aber verdient und souverän an die Britin Jodie Swallow vor Leanda Cave. Dibens ist schließlich als Zehnte ins Ziel gelaufen und „froh über das Ende der langen Saison“. Nur kurz dahinter kam die beste Deutsche Nina Kraft auf Rang 11 ins Ziel, Katrin Esefeld aus Mettenheim wurde 13.