Ironman 70.3-WM: Wer bezwingt Gomez und Ryf?

von René Penno für tri2b.com | 26.08.2015 um 22:12
Wer ist der Beste auf der Triathlon-Mitteldistanz? Setzt sich wieder der Titelverteidiger durch? Oder macht es einer der starken deutschen Athleten? Oder gibt es doch eine Überraschung? Fragen, die am Sonntag in Zell am See beantwortet werden. Feststeht: Es sind tatsächlich alle da, die in den letzten Monaten, oder auch Jahren, über die halbe Ironman-Distanz immer wieder die Akzente gesetzt haben. Das gilt auch für die beiden Titelverteidiger, Daniela Ryf aus der Schweiz und Javier Gomez aus Spanien. Und die deutschen Athleten sind nicht nur was die Teilnehmerzahlen angeht, stark vertreten.

Elf deutsche Männer und sieben Frauen stehen in der Profistartliste für die erste Ironman-70.3-Weltmeisterschaft, die nicht auf dem nordamerikanischen Kontinent stattfindet. Ob das ein Vorteil ist? Vielleicht. Denn der eine oder andere Triathlonfan wird es sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen und die Deutschen nach vorne brüllen.

Aber wer hat nun die besten Chancen, den Titel abzugreifen? Javier Gomez? Die Form des Spaniers stimmt. In Stockholm gewann Gomez das achte Rennen der ITU WM-Serie, damit baute er die Führung in der Gesamtwertung aus. Das war zwar nur ein Rennen über die Kurzdistanz, Javier Gomez aber ist für seine Vielseitigkeit bekannt. Und dass in diesem Jahr noch kein aussagekräftiges Ergebnis über die längeren Distanzen in den Palmares des 32 Jahre alten Spaniers steht, davon sollte sich die Konkurrenz nicht täuschen lassen.

Ausgeglichenster Athlet


Wie vor einem Jahr im kanadischen Mont Tremblant, als Javier Gomez die komplette Weltspitze überrumpelte und am Ende Jan Frodeno als letzten Mitstreiter abschüttelte. Frodeno selbst wird in diesem Jahr wieder hochgehandelt. Weil er als einer der ausgeglichensten Athleten gilt und in der jeder Disziplin vorne dabei ist. In diesem Jahr hat sich der Olympiasieger von 2008 seine Rennen ausgesucht, zwei Mal, in Barcelona und in Kalifornien, stand er bei einem 70.3-Rennen ganz oben auf dem Siegerpodest. Sein Meisterstück lieferte Frodeno im Juli mit dem Sieg beim Ironman Germany in Frankfurt ab.

Sebastian Kienle war dort Zweiter. Der amtierende Hawaii-Sieger war schon zwei Mal Weltmeister auf der halben Distanz, er weiß, wie es geht. Beeindruckend war seine Vorstellung im Juni in der Heimat, als er den Ironman 70.3 Kraichgau dominierte -  vor Andreas Böcherer, dem nächsten Deutschen, den die Konkurrenz auf der Liste haben muss. Der Freiburger hat eine bislang bärenstarke Saison, er war Dritter in Frankfurt und gewann zwei 70.3-Rennen und die Half-Challenge Heilbronn in überzeugender Manier.

Zurück zum Titel?


Und noch ein Deutscher macht sich Hoffnungen auf den Sieg. Michael Raelert will an die Erfolge von 2009 und 2010 anknüpfen. Damals war der Rostocker auf dieser Distanz nahezu unschlagbar, 2009 gewann er das WM-Rennen in Clearwater in der heute noch bestehenden Weltbestzeit von 3:34:04 Std. und 2010 blieb er ungeschlagen über die halbe Ironman-Distanz. Verletzungen warfen ihn anschließend immer wieder mal zurück, im Herbst 2014 feierte er nach einer langen Pause eine grandiose Rückkehr mit fünf Siegen. In diesem Jahr sind die Erfolge überschaubar, bislang. Platz drei bei der Challenge Dubai und Platz zwei bei der Challenge Heilbronn waren die herausragenden Resultate, auch angesichts der Konkurrenz. Dass Michael Raelert aber in Topform immer ein Kandidat für den Sieg ist, darüber muss nicht weiter diskutiert werden. Glückwünsche wird es auf jeden Fall schon am Samstag geben, dann wird der Rostocker 35 Jahre alt.

Aber es könnte natürlich ganz anders laufen. Wenn zum Beispiel Andreas Dreitz einen super Tag erwischt. In der letzten Saison hat er ein ums andere Mal überrascht. In diesem Jahr stehen immerhin zwei Siege zu Buche. Einen auf der Mitteldistanz hat Nils Frommhold. Der aber ist ganz frisch: In Polen gewann er praktisch aus dem Training heraus.

Die anderen Favoriten


Nun aber mal zu den anderen, denn es sind nicht nur Deutsche am Start in Zell am See. Der Brite Tim Don zum Beispiel ist ein ernstzunehmender Gegner, drei Mal hat er das in diesem Jahr gezeigt. Oder Terenzo Bozzone aus Neuseeland, der stark in die Saison gestartet war und letzten Sonntag in Budapest einen gelungenen Formtest hinlegte. Mit einem Sieg in Luxemburg und Platz zwei in seiner Schweizer Heimat kommt Manuel Küng nach Österreich - die Liste der Siegkandidaten und Podiumsanwärter könnte noch weiter ergänzt werden mit Namen wie Sam Appleton, Bart Aernouts, James Cunnama und Andrew Starykowicz. Es kommen ebben die Besten ins Salzburger Land.

Ryf, wer sonst?


Das trifft auch auf die Frauenkonkurrenz zu. Daniela Ryf will alles daransetzen, ihren Titel zu verteidigen. Zweifel daran kommen nicht auf, wo auch immer die 28 Jahre alte Schweizerin am Start war, hat sie auch gewonnen. Egal, wie die Konkurrentinnen hießen. 

Am ehesten ist wohl Meredith Kessler aus den USA, den Kanadierinnen Heather Wurtele und Magali Tisseyre, der Britin Jodie Swallow und Camilla Pedersen aus Dänemark zuzutrauen, die Serie Ryfs zu durchbrechen.

Nicht ohne Chancen gehen die deutschen Frauen an den Start. Anja Beranek hat bei ihren letzten Auftritten mehrmals bewiesen, dass sie mit den Besten mithalten kann. Vielleicht ist es für die Fürtherin Motivation, im Mai den Ironman 70.3 Austria gewonnen zu haben. Dass sie sich in Österreich wohlfühlt, zeigte auch die Generalprobe 2014 in Zell am See: Da war sie schnellste Schwimmerin und Radfahrerin und musste er beim Laufen die Konkurrenz vorbei lassen.Weiterhin gehören auch die Deutsche Meisterin Julia Gajer, Kristin Möller und Maren Hufe zum Kreis derer, die für Topplatzierungen infrage kommen.

Berechtigte Hoffungen Ryf zu ärgern, macht sich auch die Österreicherin Eva Wutti. Die Ironman Austria Siegerin gewann im Vorjahr die WM-Generalprobe in Zell am See und geht demensprechend motiviert in die Heim-WM. "Für einen Sportler gibt es nichts Schöneres und Emotionaleres, als im eigenen Land zu gewinnen. Die Vorfreude auf das Rennen in Zell am See ist daher riesengroß", so die 26-Jährige.