Ironman EM: Hauschildt mit Kalkül, Podest für Konschak und Sämmler

von tri2b.com | 03.07.2016 um 16:37
Melissa Hauschildt hat das Rennen der Frauen beim Ironman Frankfurt gewonnen. Nach 9:01:17 Stunden siegte die Australierin vor der überraschend starken Katja Konschak (9:09:58) und Daniela Sämmler (9:13:23). Die Titelverteidigerin und Topfavoritin Daniela Ryf gab den Wettkampf bereits nach 20 Kilometern auf der Radstrecke wegen Unterkühlung auf.

Die Schweizerin beherrschte zwar das Schwimmen wie gewohnt, aber schon nach dem kurzen Landgang war der Rhythmus gebrochen. Taumelnd kam sie nach 53:45 Minuten als Führende aus dem Langener Waldsee, sichtlich angeschlagen ging sie in die Wechselzone und auch die ersten Meter auf dem Rad ließen vermuten, dass mit der Ironman-Weltmeisterin etwas nicht stimmt. Ein paar Kilometer weiter musste Ryf stoppen, wurde von einem Kampfrichter in eine Jacke gehüllt und aufgewärmt - es nützte nicht, die Schweizerin fuhr im Touristentempo noch bis nach Bergen-Enkheim, dann stieg sie aus. Ihr sei einfach kalt gewesen, ließ sie später mitteilen, das Schwimmen ohne Neo im 22 Grad warmen See, verbunden mit den kühlen 15 Grad Lufttemperatur hatte ihr anscheinend extrem zugesetzt. "Ich habe alles probiert, um beim Schwimmen nicht so zu frieren. Es hat nichts geholfen", so Ryf via Twitter kurz nach dem DNF.

Das war die Chance für die deutschen Frauen, sich in der Mainmetropole in Szene zu setzen. Natascha Schmitt nutzte das als erste aus. Die Siegerin des Ironman 70.3 Luxemburg vor zwei Wochen übernahm nach drei Kilometern auf dem Rad die Spitze und blieb dort bis in den Marathon hinein. Hinter ihr hatte sich Daniela Sämmler vorbei an Melissa Hauschildt auf Platz zwei geschoben, vor dem Marathon hatten sie 5:11 und 6:32 Minuten Rückstand auf die Frankfurterin. Dahinter lauerten mit Verena Walter und Astrid Stienen schon die nächsten deutschen Frauen.

Dass aber durchaus mit Melissa Hauschildt zu rechnen war, zeigten die ersten Laufkilometer. Die Australierin überholte erst Daniela Sämmler und verkürzte den Abstand zur Spitzenreiterin von Kilometer zu Kilometer. Kurz vor der Halbmarathon-Marke war Hauschildt an Schmitt dran, für die Frankfurterin, die in ihrer Vorbereitung mit einer Verletzung am Sprunggelenk zu kämpfen hatte, war die Chance auf einen Heimsieg dahin. Hauschildt zog davon, auch eine Zeitstrafe wegen unerlaubter Annahme von Verpflegung konnte sie weder aus dem Rhythmus bringen noch aufhalten.

Souverän brachte sie den Sieg ins Ziel (9:01:17 Stunden) und war die erste Australierin, die sich vor dem Römer als Siegerin des Ironman Frankfurt feiern lassen konnte. Das Abwarten hatte sich ausgezahlt. Dahinter büßte nun Natascha Schmitt, die mehr und mehr unrund lief, immer deutlicher an Boden ein. Die Chance nutzt Katja Konschak aus Nordhausen, die im Frühjahr wegen einer Armfraktur lange aussetzen musste. Mit einen 2:59:29 Stunden-Marathon lief sie auf Rang zwei nach vorne und war im Ziel selbst erst einmal baff.  "Unglaublich, hätte ich nie geglaubt, dass es das gibt. Ich hab nie gewusst, wie viel Rückstand ich auf Rang zwei habe. Ich versuche jetzt, in zwei Wochen beim Ironman UK die Hawaii-Quali perfekt zu machen", erklärte Konschak direkt nach dem Zieleinlauf. Daniela Sämmler, die in dieser Saison auch lange mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, legte einen soliden Marathonlauf hin und sicherte sich damit in 9:13:23 Stunden Rang drei. Natascha Schmitt brach nicht vollends ein, wurde starke Vierte, und verbesserte in 9:16:40 Stunden auch ihre alte Langdistanzbestzeit. Ebenfalls gut unterwegs im Marathon war Verena Walter (9:18:58), die mit Rang fünf vor der Spanierin Saleta Castro belohnt wurde. In die Top Ten ging es auch noch für Katharina Grohmann, die ihre schwache Schwimmzeit mit einem schnellen Marathon vergessen machte und in 9:31:54 Stunden als achte Profifrau auf dem Römerberg einlief.