Ironman Frankfurt: Llanos gewinnt Marathon-Ausscheidungsrennen

von H. Eggebrecht für tri2b.com | 07.07.2013 um 16:20
Eneko Llanos ist der neue Ironman-Champion vom Frankfurter Römerberg. Der Spanier gewann in 7:59:48 Stunden die Ironman European Championships 2013 und hatte nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen gut sieben Minuten Vorsprung vor dem zweitplatzierten Jan Raphael. Dritter wurde der Niederländer Bas Diederen, der in einem dramatischen Marathonfinale noch auf das Podium nach vorne stürmte. Für vier weitere deutsche Top Ten-Platzierungen sorgten Andreas Böcherer, Christian Ritter, Michael Raelert und Sebastian Kienle auf den Rängen fünf, sechs, sieben und neun.

Um zwölf Uhr mittags, nach über fünf Stunden Renndauer, begann das Männerrennen beim Ironman Frankfurt noch mal von vorne. Zu diesem Zeitpunkt lag der Titelverteidiger Marino Vanhoenacker nach einer 150 Kilometer langen Solofahrt über fünf Minuten vor seinen Verfolgern. Die fünfköpfige Gruppe mit Andi Böcherer, Jan Raphael, Hawaii-Sieger Pete Jacobs, Eneko Llanos und Axel Zeebroek wechselte nahezu zeitgleich in den Marathon. Während Vanhoenacker schweren Schrittes die ersten Kilometer entlang des Mains in Angriff nahm, schlugen Raphael und Llanos sofort ein hohes Tempo an und schon innerhalb der ersten von vier Zehn-Kilometer-Laufrunden ging zuerst der Deutsche und wenig später der Spanier in Führung und auch Pete Jacobs war nur gut eine Minute zurück. Das Rennen um den EM-Titel war bei mittlerweile annähernd 30 Grad Lufttemperatur nochmal neu eröffnet.

Führungswechsel im Minutentakt

Was nun ein Ausscheidungslaufen Mann gegen Mann wurde, begann um 6:45 Uhr im Langener Waldsee mit 22-köpfigen Spitzengruppe, die gemeinsam nach 3,8 km den steilen und sandigen Anstieg in die Wechselzone hinauf liefen. Ein Umstand der dem exquisiten Profistarterfeld bei der diesjährigen Auflage des Ironman Frankfurt geschuldet war und so bisher in der Vergangenheit noch nie vorkam. Die Ehre des schnellsten Schwimmer wurde dabei dem Briten Harry Wiltshire zuteil, für den exakt 46 Minuten gestoppt wurden. Stark präsentierte sich beim Schwimmen auch der Daniel Unger, bei seiner Ironman Premiere. Der ITU-Kurzdistanz-Weltmeister des Jahres 2007 stieg an zweiter Stelle aufs Rad und fuhr bis zur 60-Kilometermarke in der ersten Verfolgergruppe mit, bevor er den Anschluss verlor.

Diese war bei gut der Hälfte der Radstrecke auf fünf Athleten geschrumpft, wobei vor allem Böcherer auf dem Rückweg immer wieder für die Tempoarbeit sorgte. Während Unger schon vorher abgefallen war, musste nun auch der bis dato gut im Rennen liegende Michael Raelert die Gruppe ziehen lassen. Erst gar nicht zur Spitzengruppe nach vorne fahren konnte der Vorjahreszweite Sebastian Kienle. Mit vier Minuten Rückstand zur Spitze ging der Ironman 70.3-Weltmeister auf die Radstrecke. Eigentlich ein Rückstand, den Kienle innerhalb der ersten Radrunde in seiner Form von 2012 sicher wettgemacht hätte. Doch der Trainingsrückstand, bedingt durch eine langwierige bakterielle Infektion, hinterließ auch beim sonst so radstarken Kienle deutliche Spuren. Bis zur zweiten Wechselzone suchte man den Knittlinger vergeblich in den Top Ten.

Llanos auf Rekordkurs

Llanos war es dann, der im Frankfurter-Hitzekessel einen kühlen Kopf behielt. Bei der Halbmarathonmarke hatte der Baske seinen Vorsprung auf sechs Minuten ausgebaut und war ganz nebenbei dran, den Streckenrekord von Timo Bracht aus dem Jahre 2009 anzugreifen. Wie schon beim Halb-Ironman auf Mallorca spulte Llanos auch den Marathon lange wie ein Uhrwerk herunter. "Ich wusste, dass ich unter 2:45 Stunden laufen musste für eine Zeit unter acht Stunden. Dann wurde ich müde und dieses Ziel hat mich gar nicht mehr gereizt. Aber als man mir wenige Kilometer vor dem Ziel zurief, dass ich es noch schaffen kann, habe ich nochmal alles mobilisiert und habe auch im Zielkanal voll durchgezogen", so der Spanier zu seiner Lauftaktik. Sehr gut unterwegs waren zu diesem Zeitpunkt auch noch Jan Raphael und Axel Zeebroek, die nur wenige Sekunden voneinander getrennt in die zweite Hälfte der 42,2 Kilometer gingen. Gar nichts mehr lief hingegen bei Vanhoenacker. Die Bilder glichen fast denen des Ironman Hawaii 2012, als er nach einem Parforce-Ritt auf dem Rad auf der Laufstrecke aufgeben musste.

Die Karten für Rang drei nochmal neu gemischt.

Der 36-jährige Llanos lief auf den letzten Kilometern einem ungefährdeten Sieg entgegen und blieb als einziger Athlet des Tages unter acht Stunden. Raphael konnte ebenfalls den Zielkanal hinauf zum Römer richtig feiern: „Das Rennen topt alles, vergleicht man es mit meinem zweiten Platz im Jahr 2011. Denn wenn man die Startliste zuvor gesehen hat, dann war klar, dass man es nicht einfach mal so macht. Jetzt bin ich unglaublich glücklich." Hinter Raphael wurde es aber nochmal sehr spannend.Bei Kilometer 37 sah es noch so aus, als ob Zeebroek und Kienle, der sich bereits von Rang zehn auf Platz vier nach vorne gekämpft hatte, das Podium unter sich ausmachen würden. Der lachende Dritte war aber der Niederländer Bas Diederen. Er hatte kurz nach Kienle in die Laufschuhe gewechselt und stürmte mit einem 2:49er Marathon auf das Podest – nur Sieger Llanos lief schneller. Während Andi Böcherer und Christian Ritter sich noch ausgiebig vom Frankfurter Publikum feiern lassen konnten, kamen Michael Raelert und auch Kienle völlig entkräftet auf dem Römerberg an.