Ironman Frankfurt: Wer gewinnt den Triathlongipfel in der Mainmetropole?

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.07.2018 um 14:13
"In Frankfurt und auf Hawaii zählts", sagte der Ironman Hawaii-Sieger von 2017, Patrick Lange, im Vorfeld des Showdowns bei der Ironman European Championship in Frankfurt. Auf den Darmstädter werden am Wochenende vor allem die Augen gerichtet sein, ebenso auf Jan Frodeno. Eigentlich wäre der Frankfurt-Sieger von 2015 als Topfavorit ins Rennen gegangen. Nach einem Radsturz Frodenos im Training sehen die Vorzeichen nun etwas anders aus, das Rennen um den prestigeträchtigen Ironman EM-Titel ist offener den je. Anders sieht es bei den Frauen aus. Hier geht einmal mehr die Schweizerin Daniela Ryf als Topfavoritin ins Rennen. Aus deutscher Sicht steht die Langdistanz-Premiere von Anne Haug im Fokus.

Die Bilder vom Radunfall Jan Frodenos gingen vor 14 Tagen wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien in der Triathlon-Szene. Frodo zeigt sich dort als verwundeter "Boxer" mit Schürfwunden im Gesicht und einer genähten Risswunde. Die Schrammen im Gesicht des 36-Jährigen sind mittlerweile schon gut abgeheilt. Das eigentlich Problem liegt tiefer. Der Sturz führte zu einer Ruptur einer Kniesehne und machte so ein weiteres Lauftraining zunächst unmöglich. Erst in der Rennwoche konnte Frodeno wieder einen Koppellauf über 12 Kilometer durchführen. Frodeno sprach deshalb im Vorfeld von einem "Alles oder Nichts-Rennen" am Sonntag.

 

Patrick Lange: Heimvorteil oder Heimballast?

 

Gegenspieler Patrick Lange kennt die Problematik mit Trainingsrückstand im Laufen in Frankfurt an der Startlinie zu stehen. Im Vorjahr konnte der Darmstädter erst im direkten Vorfeld des Heim-Ironmans nach einer mehrmonatigen Laufpause wieder richtig laufen. Im Marathon musste Lange dann ans absolute Limit gehen und erreichte nur noch im Emergency-Mode die Ziellinie am Frankfurter Römerberg.  Diesmal sind die Vorzeichen für Lange anders, die Vorbereitung lief weitgehend reibungslos."Ich bin top fit und freue mich auf mein Heimrennen. Es wird einfach unglaublich vor dieser Zuschauerkulisse am Mainkai", sagt Lange. Vielmehr ist die Frage, wie der amtierende "King of Kona" den Medienrummel ausblenden kann und sich auch am Mainkai in den Queen Kaahumanu-Tunnel laufen wird.

Offen ist das Rennen auch, weil Andi Böcherer einmal mehr versuchen wir in einem top besetzten Rennen seinen ersten Ironman-Sieg zu erreichen. Dritter, Zweiter, Zweiter - so lesen sich Böcherers Frankfurt-Ergebnisse der letzten drei Jahre.  Ein rein deutsches Podium, wie vor drei Jahren wäre also im Idealfall durchaus möglich.

 

Nilsson, Kastelein, Amberger - die Jäger der Germans

 

Allerdings lauert die ausländische Konkurrenz auf einen Ausrutscher der deutschen Triathlonstars. Der Schwede Patrik Nilsson war im Vorjahr mit neuem Laufstreckenrekord (2:40:58 Std.) schon Dritter hinter Kienle und Böcherer.  Die Qualitäten fürs Podium hat auch Nick Kastelein. Der Australier,  Dauertrainingspartner von Jan Frodeno, hat im Vorjahr in Zürich seinen ersten Ironman gewonnen. Ebenfalls Chancen dürfte sich sein Landsmann Josh Amberger ausrechnen.  Vor allem auf dem Rad könnte auch Tyler Butterfield von den Bermudas ein Wörtchen mitreden. Außerdem taucht auch ein gewisser Cameron Wurf, mit dem Ironman Nizza und der Challenge Roth in den Beinen, in der Startliste auf.  Aus Deutschland machen sich u.a. Marc Dülsen, Felix Hentschel, Christian Brader, Markus Liebelt und Philipp Mock Hoffnungen auf eine Platzierung in den erweiterten Toprängen.

 

Wieder eine Ryf-Show?  Was kann Haug zeigen?

 

In der Frauenkonkurrenz ist Daniela Ryf die glasklare Favoritin. Bei ihrem einzigen Rennauftritt in der Saison 2018, dem Ironman 70.3 Rapperswil-Jona, war der Abstand zum Männersieger Josh Amberger (11 Minuten) geringer, als zur zweitplatzierten Frau (Imogen Simmonds/ 15 min.).  Der Leistungsshow der 31-Jährigen in die Quere kommen könnten am ehesten noch die äußeren Bedingungen.  Wir erinnern uns zurück: Vor zwei Jahren gab Ryf schon nach wenigen Radkilometern völlig entkräftet und durchgefroren auf. Auf das Schwimmen ohne Wetsuit bei kühlen Morgentemperaturen war die damalige Titelverteidigerin nicht richtig vorbereitet.

Von den Konkurrentinnen ist es am ehesten Sarah Crowley zuzutrauen, Ryf etwas zu ärgern. Zumal die Australierin als Titelverteidigerin ins Rennen gehen darf und im vergangenen Oktober beim Ironman Hawaii auf dem Rad lange in Schlagdistanz zu Ryf blieb. Nach der Startabsage von Laura Philipp ruhen die deutschen Hoffnungen vor allem auf Anne Haug. Die Bayreutherin ist auf der Mitteldistanz schon zu einer echten Herausforderin von Ryf geworden und konnte sie  im vergangenen November in Bahrain beim bisher einzigen Aufeinandertreffen jenseits der Olympischen Distanz sogar schlagen.  Auf der Langdistanz ist Haug allerdings ein absoluter Rookie. Durch ihre schwächere Schwimmleistung wird sich die zweimalige Olympiateilnehmerin auch erst einmal weiter hinten einreihen müssen, um dann auf ihre Chancen im Marathon zu warten. Anders sieht es bei Katja Konschak aus. Die Thüringerin aus Nordhausen ist als starke Schwimmerin bekannt und lief vor zwei im Vorjahr mit dieser "von Vorne-Taktik" auf Rang zwei am Römer ein.  

 

80 Kona-Slot für die Agegrouper, 150.000 Bucks und 4.000 Proranking-Punkte für die Pros

 

Insgesamt sind für die 17. Auflage des Ironman Frankfurt  über 3.000 Athleten gemeldet, die in den Altersklassen um 80 Qualiplätze für den Ironman Hawaii 2018 am 13. Oktober kämpfen. Für die Profis geht es um maximal 4.000 Punkte (für den Sieg) im Kona-Proranking. Insgesamt werden 150.000 US-$ Preisgeld für die Top Ten der Männer und Frauen verteilt.

Der Wetterbericht sagt aktuell für den Rennsonntag  einen tollen Sommertag mit wohl durchgehend Sonnenschein vorher. Die Höchstwerte sollen bei 26 Grad liegen, die Morgentemperaturen bei 16 Grad. Die Wassertemperatur des Langener Waldsees lang am Mittwoch, 4.7., bei 22,9 Grad.  (somit würden die Profis ohne Neopren-Wetsuit und die Altersklassen mit Neopren-Wetsuit schwimmen. Eine Entscheidung der Veranstalter wird auf der Wettkampfbesprechung bekannt geben)

 

Wettkampzeitplan:

6:30 Uhr: Start Profimänner
6:32 Uhr: Start Profifrauen
6:40 Uhr: Beginn Rolling-Start der Altersklassen