Ironman Hawaii 2011: Craig Alexander siegt zum dritten Mal

von tri2b.com | 09.10.2011 um 06:45
Der Hawaii-Sieger ist auch in 2011 ein Australier: Craig Alexander holte sich den Titel des Ironman-Weltmeisters zurück und siegte nach 2008 und 2009 zum dritten Mal in Kona. Bei seinem Sieg stellte „Crowie“ mit 8:03:56 Stunden auch einen neuen Streckenrekord in Kona auf – zwölf Sekunden war er schneller als Luc van Lierde bei seinem Sieg 1996! Für Andreas Raelert wurde es auch in diesem Jahr Rang drei, hinter einem weiteren Australier: Pete Jacobs hatte dem Rostocker mächtig zu schaffen gemacht und am Ende noch deutlich die Oberhand behalten.

Für Andreas Raelert begann der Tag überhaupt nicht nach Plan. Beim Schwimmen bildete sich eine große Spitzengruppe, aus der sich nur Ex-Schwimmer Andy Potts (USA) absetzen konnte. Als einziger unter 50 Minuten ging er mit zwei Minuten Vorsprung vor einer 20-köpfigen Gruppe, in der sich Andreas Böcherer, Luke McKenzie und Faris Al-Sultan um die Nachführarbeit bemüht hatten, auf die Radstrecke. Andreas Raelert hatte die Gruppe gehalten, aber bekam nach dem Schwimmausstieg einen Schlag ans linke Auge und zog sich eine kleine Platzwunde zu. "Auf den ersten Radkilometern war ich etwas benommen", sagte der Rostocker auf der Pressekonferenz. Timo Bracht und Jan Raphael verpassten den Sprung in die Gruppe und hatten 90 Sekunden Rückstand beim Wechsel.

 

Hohes Tempo von Beginn an


Schon auf der Runde auf dem Kuakini Highway schmolz der Vorsprung von Andy Potts auf die Hälfte und auf dem Queen Ka'ahumanu Highway war Potts dann von Lieto, Alexander und McKenzie gestellt. Diese drei führten die wohl größte Spitzengruppe des Ironman Hawaii an. Es folgten viele Positionswechsel an der Spitze. Somit war das Tempo konstant hoch. Andreas Raelert beteiligte sich nicht an der Tempohatz, sondern gestaltete seine Rennstrategie. Beim Wendepunkt in Hawi führte Marino Banhoenacker und innerhalb von rund einer Minute kamen 15 Athleten zur Wende. Auf dem Rückweg hielten sich die herausragenden Bedingungen mit kaum Wind und etwas Bewölkung für die Radstrecke. Zurück nach Kailua-Kona setzte der bekannt radstarke Chris Lieto auf Attake und sprengte damit das Hauptfeld. In Folge konnte sich der Amerikaner leicht absetzen, aber nicht von Vanhoenacker und Alexander, die sich an sein Hinterrad hefteten.

Für Alexander eine völlig neue tatkische Ausrichtung, da er bisher auf dem Rad sehr defensiv gefahren war. Jetzt zeigte er sich auch in der Spite und konnte sich allmählich von Andreas Raelert absetzen. Nach 180 Kilometern hat der Amerikaner gut vier Minuten Vorsprung auf Alexander, wohl zu wenig für den mittelmäßigen Läufer. Andreas Raelert hatte sieben Minuten auf Lieto verloren, musste sich aber eher mit dem Rückstand auf Craig Alexander und dem sehr stark aussehenden Dirk Bockel aus Luxemburg beschäftigen.Wie der Teufel war Andreas Raelert nach dem zweiten Wechsel losgerannt. Schnell hatte er Plätze gutgemacht, fand sich bald auf Rang zwei wieder und alles lief auf ein Duell mit Craig Alexander hinaus. Während der Australier aber konstant sein Tempo rannte, musste Raelert seinem Tribut zollen: Von hinten stürmte Pete Jacobs heran und vorbei – näher als 2:30 Minuten kam der Rostocker diesmal nicht an die Spitze heran. Stattdessen musste er am Ende auch noch Jacobs ziehen lassen: „Ich habe alles probiert, bin auf der Laufstrecke auch sehr schnell an Craig Alexander aufgelaufen. Aber heute waren einfach zwei Sportler besser als ich. Die letzten Kilometer hatten mit Laufen nichts mehr zu tun, das war ein Kampf Mann gegen Mann, den ich leider gegen Pete Jacobs verloren habe. Da ich alles gegeben habe, bin ich aber nicht enttäuscht.“

Für Craig Alexander lief es dagegen perfekt und endete in neuer Rekordzeit. Aber auch am Australier lief das Rennen nicht spurlos vorbei: Drei Kilometer vor dem Ziel stoppte er aufgrund von Krämpfen gleich mehrmals abrupt und sorgte für Schrecksekunden. Am Sieg aber war nicht mehr zu rütteln, und zum Rekord reichte es auch noch.


Bracht erkämpft beste Hawaii-Platzierung der Karriere

Eine grandiose Vorstellung lieferte einmal mehr Timo Bracht ab. Hinter dem Luxemburger Dirk Bockel wurde er Fünfter, nachdem er vom 22. Platz zu Beginn des Marathons seine Aufholjagd gestartet hatte. „Auf dem Rad lief’s nicht richtig rund. Aber ich hab mir andauernd gesagt: der Wettkampf dauert noch sehr lange. Und meine Geduld hat sich ausgezahlt. Natürlich habe ich davon profitiert, dass vor mir viele weggeplatzt sind. Und so kam doch noch mein bestes Ergebnis auf Hawaii heraus.“Andreas Böcherer rannte auf Platz acht und bewies, dass mit ihm nach seinen 70.3-Erfolgen auch auf der Langdistanz zu rechnen ist: „Es war ein sehr konstantes Rennen, ich war immer im Bereich der Top Ten. Aber der Lauf war wirklich hart. Ich habe unterwegs echt gelitten. Als ich zwischendurch mal Fünfter war, hab ich schon zum Denken angefangen; aber dann hat mich Pete Jacobs wie eine Straßenlaterne stehen lassen und da hab ich mir vorgenommen, meinen Platz zu verteidigen. Mehr war nicht drin!“


Al-Sultan nur in der "Komfort-Zone"

Faris Al-Sultan bestätigte seine Konstanz in Kona als Zehnter, war aber sauer auf sich selbst: „Es war eines meiner schlimmsten Rennen überhaupt. Ich hatte keine schlechten Beine, ich war auch relativ schnell auf dem Rad. Aber ich habe etwas erlebt, was ich noch nie hatte: Angst vor den Schmerzen! Ich bin einfach nicht aus meiner Komfortzone rausgekommen. Insofern habe ich heute eine schlechte Leistung gebracht.“Mit vier Athleten unter den Top Ten war es jedenfalls mal wieder ein sehr erfolgreicher Tag aus deutscher Sicht.