Ironman Hawaii: Frodeno siegt vor Raelert

von René Penno für tri2b.com | 11.10.2015 um 04:35
Jan Frodeno folgt auf Sebastian Kienle und setzt sich beim Ironman Hawaii die Weltmeisterkrone auf. Frodeno siegte nach 8:14:40 Stunden und einem beeindruckenden Rennen an der Spitze vor Andreas Raelert (8:17:43) und Timothy O’Donnell aus den USA (8:18:50). Sebastian Kienle kam mit hängendem Kopf als Achter ins Ziel, Boris Stein vervollständigte die Top Ten als Zehnter.

Jan Frodeno ist nun endgültig auf dem Olymp der Triathleten angekommen und hat seine eigene Geschichte geschrieben. 2008 war er Olympiasieger, seit seinem Wechsel auf die Langdistanz sammelte er Siege wie am Fließband, wurde in diesem Jahr schon Ironman Europameister und Weltmeister auf der Ironman 70.3-Distanz und ist nun auch der Sieger des Ironman Hawaii 2015.

 

Kienle schnell im Wasser, Frommhold startet mit Plattfuß in den Tag

 

Für Frodeno war es ein nahezu perfekter Tag. Er kam kurz hinter dem Neuseeländer Dylan McNeice nach 50:50 Minuten aus dem Wasser des Pazifik und setzte sich schon in der Wechselzone an die Spitze. Auf den ersten kurvigen Kilometern durch Kona fuhr Frodeno dann sogar allein an der Spitze und die Zuschauer am Straßenrad der Palani Road stellten sich die Frage, ob nun wie in Frankfurt eine Soloflucht folgt. Dahinter hatte sich nach dem Schwimmen gleich eine gut 20-köpfige Verfolgergruppe gebildet, mit nahezu allen Mitfavoriten. Nicht mit dabei war allerdings Nils Frommhold, der gleich nach der Wechselzone sein Hinterrad wegen eines platten Reifens wechseln musste. Ebenso fehlte Andi Böcherer. Dafür war Sebastian Kienle nach einer ganz starken Schwimmleistung gleich zu Beginn des Radfahrens in der großen Gruppe vertreten und sorgte dort für das Tempo an der Spitze. Als es von Kona in Richtung Flughafen und den Lavafeldern ging, war abzusehen, dass die Gruppe bald an Frodeno dran ist. "Ich wollte hier nicht allein fahren, dafür ist Hawaii zu anders. Hier fühlte ich mich nicht so kugelsicher", so der 34-Jährige zu seiner defensiven Fahrweise. Überrascht war der Leader aber umso mehr, dass Kienle bereits die Gruppe, unter anderem mit Ben Hoffman, Frederik van Lierde, Luke McKenzie, Tyler Butterfield und Tim O’Donnell, heranführte. Dahinter gelang es dann auch Böcherer mit viel Einsatz die Gruppe zu erreichen.

 

Keiner fährt richtig davon

 

Als es in den Anstieg in Richtung Hawi ging, attackierte zunächst Sebastian Kienle, allerdings ohne Erfolg. Danach war Tim O'Donnell dran. Der US-Amerikaner kam weg und fuhr mit einem kleinen Vorsprung zum Wendepunkt in Hawi. Auf dem Rückweg konnte er zuerst sogar seinen Vorsprung vergrößern, dann kamen die Deutschen zurück. Mit zunehmender Distanz kristallisierte sich dann das Trio O’Donnell, Kienle und Frodeno an der Spitze heraus und bestimmte den weiteren Rennverlauf. Gegen Ende der Radstrecke setzte sich Jan Frodeno von seinen beiden Begleitern ab und kam mit 30 Sekunden Vorsprung auf O’Donnell zum zweiten Wechsel. Sebastian Kienle hatte da bereits 55 Sekunden verloren. 

 

Andreas Raelert holt auf, Sebastian Kienle bricht ein

 

Jetzt lief alles für Jan Frodeno, der trotz der extremen Hitze stark anlief und seine direkten Verfolger gleich unter Druck setzte. Nach wenigen Kilometern auf dem Alii Drive hatte er seinen Vorsprung vor O'Donnell schon auf zwei Minuten ausgebaut. Als es nach 15 Kilometern die Palani Road hochging, lag Kienle noch auf Rang drei, danach büßte der Vorjahressieger immer mehr Zeit - und auch Plätze ein. Ganz anders aufgelegt zeigte sich Andreas Raelert, der auf der Radstrecke aufgrund eines Reifendefekts und eines leichten Sturzes den Anschluss an die Favoritengruppe verlor und deshalb mit etwas Rückstand in den Marathon wechseln musste. Dort lief der Rostocker dann von Beginn an auf Angriff und sammelte Konkurrent um Konkurrent ein. An der Palani Road war er fast schon zu Kienle aufgelaufen.

 

Frodos Attacke im Energy Lab

 

Jan Frodeno machte sein Ding an der Spitze und zog der Konkurrenz im Energy Lab endgültig den Zahn. "Für das Energy Lab hatte ich mir meine Körner aufgespart, da wollte ich von vorherein attackieren", so Frodeno zu seiner Renntaktik. Auch wenn es ihm auf den letzten Kilometern zurück nach Kailua sichtlich schwer fiel, den Rhythmus zu halten. Das Lächeln wirkte gequält, je näher Frodeno aber dem Ziel kam, desto gelöster wirkte er. Er hatte nichts mehr zu befürchten und brachte seinen ersten Hawaii-Sieg sicher ins Ziel.

Dahinter, und das ist die kleine Überraschung des Tages, holte sich Andreas Raelert Platz zwei. Vier Kilometer vor dem Ziel war er an Tim O’Donnell dran und ließ den Amerikaner hinter sich. Zwischendurch sah es danach aus, als könne Raelert auch Frodeno noch gefährlich werden. Bevor es ins Energy Lab ging, hatte der 39 Jahre alte Rostocker seinen Rückstand von über fünf Minuten nach dem Radfahren auf 2:47 Minuten verringert. Näher kam er an Frodeno nicht mehr heran. Immerhin reichte es zu Platz zwei, zum dritten Mal in Kona, und dem fünften Podium insgesamt auf Big Island seit 2009.

Sebastian Kienle musste auf dem Rückweg nach Kona noch Andy Potts, Tyler Butterfield, Cyril Viennot und Eneko Llanos vorbeilassen. Boris Stein, nach dem Radfahren noch nicht unter den besten 15, rannte bis auf Platz zehn nach vorne. Der Eitelborner sprach im Anschluss von einer "sehr starken kämpferischen Leistung", war aber über seiner Renneinteilung verärgert. "Ich bin mit 300 Watt nach Hawi raus gefahren und mit 200 zurück". Andreas Böcherer, der noch in den Top Ten in dem Marathon gewechselt war, büßte im zweiten Teil viel Zeit ein. Der Freiburger biss sich aber durch und lief auf Rang 20 ins Ziel. Maik Twelsiek wurde 22., der ähnlich wie Böcherer im Marathon Zeit und Plätze verlor. Auf Platz 24 folgte mit dem Deutschen Malte Bruns (AK 18-24) der beste Agegrouper des Tages.