Ironman Hawaii: Patrick Lange setzt sich die Krone auf

von René Penno für tri2b.com | 15.10.2017 um 03:58
Patrick Lange ist der Sieger des Ironman Hawaii 2017. Der Darmstädter siegte in Kona in neuer Streckenrekordzeit von 8:01:39 Stunden und reiht sich damit ein in die Liste der Ironman-Ikonen. Zweiter wurde 2:27 Minuten dahinter der Kanadier Lionel Sanders, 5:31 Minuten hinter Lange holte sich der Brite David McNamee Rang drei vor Sebastian Kienle. Jan Frodeno spielte diesmal am Ende keine Rolle. Der Titelverteidiger lag nach dem Radfahren noch auf Kurs, musste aber früh im Marathon Gehpausen einlegen. Frodeno blieb trotzdem im Rennen und finishte nach 9:15:44 Stunden auf Rang 35 im Profifeld.

Schon nach wenigen Laufkilometern auf dem Alii Drive spürte Jan Frodeno die Probleme. Der Sieger des Ironman Hawaii 2015 und 2016 blieb stehen, ging, dehnte sich immer wieder. Erst nach einer ganzen Weile, noch auf den ersten zehn Laufkilometern, trabte er wieder an. Immer noch geplagt von Schmerzen. Das hohe Tempo auf dem Rad und die veränderte Sitzposition hatten scheinbar ihren Tribut gefordert.

Lange leichtfüßig


Patrick Lange muss dieses Drama irgendwann mitbekommen haben. Von Rang elf nach dem Radfahren, mit 10:23 Minuten Rückstand auf Cameron Wurf, war er in den Marathon gestartet. Dann machte er es genau wie im vergangenen Jahr: Einen Athleten nach dem anderen holte er sich, die Jagd endete diesmal jedoch nicht auf Rang drei. Mit seinem flüssigen Laufstil trotz fast 40 Grad Hitze demoralisierte er die Konkurrenz. Kurz nach dem Energy Lab, nach 31 Kilometern, war auch Sebastian Kienle fällig, Patrick Lange war jetzt Zweiter. Der 31 Jahre alte  Hesse setzte seine Jagd auf den Spitzenreiter fort, bei Kilometer 37 spürte der mittlerweile sichtlich unrund laufende Kanadier Lionel Sanders den Atem seines Verfolgers. Wenig später sah er nur noch Langes Fersen, der rannte scheinbar leichtfüßig davon, Sanders mit seinem humpelnden Laufstil kämpfte verbissen. Vergebens. Patrick Lange rannte seinem größten Erfolg entgegen und trug sich als sechster Deutscher in die Siegerliste des Ironman Hawaii. "Ich bin einfach nur überwältigt, mein Lebenstraum hat sich erfüllt. Es war eine interessante Renndynamik in den ersten eineinhalb  Stunden auf dem Rad. Unglücklicherweise bin ich auf dem Weg nach Hawi aus der Gruppe gefallen. Als 63 Kilogramm-Leichtgewicht war es dort schwierig bei den Seitenwinden. Auf dem Rückweg fand sich dann wieder eine Gruppe mit Boris Stein, David McNamee, Patrick Nilsson, Josh Amberger und Freddy Van Lierde. Auf der Laufstrecke war es dann ein heißer Tag. Im Energy Lab hatte ich Probleme mit dem Magen. Der Kursrekord ist einfach der Wahnsinn," so Sieger Lange über den Rennverlauf.

Das Rennen


Der Australier Josh Amberger hatte die Konkurrenz nach dem Schwimmen angeführt. Mit über einer Minute Rückstand folgte Jan Frodeno, Lange hatte 1:36 Minuten Rückstand. Auch Nils Frommhold war gut dabei (+ 1:47). Erst 6:33 Minuten dahinter kamen Athleten wie Cameron Wurf, Lionel Sanders, Sebastian Kienle und Boris Stein, der als drittbester Deutscher auf Rang zehn das Ziel erreichte, in die Wechselzone.

Während sich hinter Amberger die erste große Gruppe sortierte, machten sich die stärksten Radfahrer auf die Verfolgung. Wurf, Sanders, Kienle und Stein holten schnell auf. Nach 30 Kilometern drückten sie den Rückstand auf viereinhalb Minuten, nach 48 Kilometern war der Abstand bei unter drei Minuten. Nach 70 Kilometern, kurz vor dem Wendepunkt in Hawi, führten Sanders, Kienle und Wurf das Rennen an. Cameron Wurf konnte sich später noch lösen und fuhr bis zum Wechsel fast eine Minute auf Lionel Sanders und 1:36 Minuten auf Sebastian Kienle heraus. Als Vierter folgte 2:16 Minuten hinter dem Spitzenreiter Jan Frodeno in den Marathon. Die Belohnung für die schnelle Arbeit auf dem Rad: Cameron Wurf verbesserte Normann Stadlers Bestmarke von 2006 (4:18:23) auf 4:12:54 Stunden, auch die nächsten zwei, Sanders (4:14:19) und Kienle (4:14:57), blieben unter dem alten Rekord.

Entscheidung auf dem Heimweg


Während für Frodeno nun bald die Leiden begannen, büßte Wurf schnell die Führung ein. Sanders übernahm die Spitze und vergrößerte die Lücke zu Kienle bis auf zwei Minuten. Erst im Energy Lab wurde der Rückstand des Siegers von 2014 etwas größer, auf dem Rückweg nach Kona nahm das Klassement dann endgültig seine Formen an. "Das ist Triathlon. Beim Laufen stellte sich für mich jeden Kilometer die Frage, ob ich heute ins Ziel komme," so Kienle über seinen Leidensmarathon. Lange rannte bis ganz nach vorne und verblüffte seine Konkurrenten, auch David McNamee, der für die beste Platzierung eines Briten in Kona sorgte, schaffte es noch aufs Podium. Sebastian Kienle brachte mit schweren Beinen Platz vier ins Ziel vor Cunnama und Terenzo Bozzone. Hinter Andy Potts, Patrik Nilsson und Ben Hoffman wurde Boris Stein Zehnter.  Einen starken Eindruck hinterließ auch Marc Dülsen, der sich auf Rang 18 einreihte. Beim Schwimmen musst der 32-Jährige nach einem Tritt in den Bauch viel Rückstand hinnehmen. Außerdem verlor er im Wasser seinen Zeitnahmechip und es bestand zunächst Unklarheit, ob Dülsen überhaupt offiziell gewertet wird.


ANZEIGE