Ironman Lanzarote: Jan Frodeno starker Zweiter, US-Boy Jesse Thomas siegt

von tri2b.com | 21.05.2016 um 17:17
Der US-Amerikaner Jesse Thomas (8:42:33 Stunden) und Tine Holst (10:02:35 Stunden) aus Dänemark haben die Jubiläumsauflage des Club La Santa Ironman Lanzarote gewonnen. Jan Frodeno lag bei äußerst schweren Bedingungen, mit extremen Windverhältnissen auf der Radstrecke und Hitze im Marathon, bis nach der 25 Kilometermarke in Führung, dann musste er Thomas ziehen lassen. Der Brite David McNamee wurde Dritter. Timo Bracht lag bis zur 15 Kilometermarke gleichauf mit dem späteren Sieger, musste dann aber abreißen lassen, und lief auf Rang sechs ein. Bei den Frauen sorgte die Dänin Tine Holst für einen Überraschungssieg. Titelverteidigerin Diana Riesler lag lange auf Podiumskurs, nach einer Schwächephase im Marathon, fiel sie noch auf Rang vier zurück.

Bei den zwei Schwimmrunden in der Bucht vor Puerto del Carmen war es wie erwartet Jan Frodeno, der mit für das Tempo sorgte. Schon beim ersten Landgang hatte sich eine sechsköpfige Gruppe mit Frodeno, Stephen Bayliss, Ivan Rana, David McNamee und Johann Ackermann abgesetzt, die in der Konstellation auch bis zum Schwimmaustieg zusammen blieb. Stephen Bayliss wurde dann die Ehre zu Teil, als Erster auf der Avenida de las Playas auf die Radstrecke zu gehen. Später sollte der Brite dann keine Rolle mehr spielen.

 

Drama um Frodenos Helmvisier

 

Dramatisch ging es derweil für Frodeno in der Wechselzone  zu. Das Visier seines Zeitfahrhelmes hatte sich gelöst. Drei Minuten, unterbrochen mit einigen Kraftausdrücken, war der Hawaii-Sieger damit beschäftigt, dann ging es auch für ihn auf die 180 Radkilometer.  Zunächst bestimmt an der Spitze in Richtung El Golfo McNamee das Tempo, dicht gefolgt von einem überraschend starken Johann Ackermann.  Der Kölner sollte dann auf dem Weg in die Feuerberge sogar in Führung gehen, wobei ihn McNamee auch im weiteren Verlauf nicht weit enteilen ließ. Dahinter hatte sich Frodeno mittlerweile von seinem Visier endgültig entledigt und bildete zusammen mit dem Spanier Rana die nächsten Verfolger. Auch nicht weit weg: Timo Bracht, der Lanzarote-Rookie Jesse Thomas durch die Lavafelder des Timanfaya Nationalparks zog.

Normalerweise selektiert der schwere Ritt über das Mirador del Haria und Mirador del Rio auch das Spitzenfeld. Heute sollten die Topfavoriten nur mit äußerst geringen Abständen die windige Nordspitze Lanzarotes erklimmen. Auf dem Rückweg, mit der schnellen Abfahrt in Richtung Arrieta, schob sich die Spitze sogar wieder enger zusammen. Angeführt von Ackermann ging es zurück in Richtung Puerto del Carmen, wobei der Leader am Schluss den Vorsprung doch noch bis auf zwei Minuten vergrößern sollte. Dahinter erreichten Frodeno, McNamee, Rana, Thomas und Bracht innerhalb einer guten Minute die zweite Wechselzone.  Stark war auch der Auftritt des Augsburgers Roman Deisenhofer, der mit drei Minuten Rückstand auf die Topfavoriten in den Marathon wechselte.

 

Ausscheidungslaufen - Jesse Thomas mit dem besseren Finale

 

Es deutete sich ein gnadenloses Ausscheidungslaufen an.  Ackermanns Führung war schon nach fünf gelaufenen Kilometern dahin, später sollte ein DNF folgen. Jan Frodeno war der neue Spitzenreiter, als es im starken Gegenwind zwischen der Landebahn des Flughafens von Arecife und dem Atlantik zum ersten Wendepunkt ging. Verfolgt wurde der Weltmeister nun vom Pärchen Bracht und Thomas, die McNamee und Rana etwas distanzieren konnten.  Als erstes zeigte nun Timo Bracht leichte Schwächen. Der Streckenrekordhalter musste Thomas ziehen lassen und wurde später auch noch von NcNamee und Rana überlaufen.  Jesse Thomas, Rekordsieger des Wildflower Triathlons, war nun nicht mehr zu halten. Schnell schloss der US-Amerikaner nach der Halbmarathonmarke die Lücke zu Frodeno. Nach gut 25 Kilometern kam es dann zur Wachablösung.

Jesse Thomas lief nun seinem zweiten Ironman-Sieg entgegen, nachdem er in Vorjahr in Wales mit Streckenrekord gewann. "Ich habe das Rennen sehr genossen und es ist super gelaufen. Die Menschen haben einen in all den kleinen Inseldörfern einfach super angefeuert und unterstützt. Das gab mir viel Stärke und Motivation." Frodenos Kampfgeist war trotzdem nicht gebrochen, er verteidigte in der Nachmittagshitze von Puerto del Carmen seine knappen Vorsprung vor den Verfolgern. Rang zwei mit einem 2:50 Stundenmarathon sind nach der fünfwöchigen Laufpause im Februar und März aller Ehren wert, zudem ist der Kona-Slot eindrucksvoll validiert. "Es macht mich nie so richtig glücklich, wenn ich Zweiter werde. Aber nach der langen Verletzungspause war schon auch eine Genugtuung mit so einer guten Form hier nun meinen Kona-Slot fix gemacht zu haben," so Frodeno im Ziel. 

McNamee rannte als Dritter ins Ziel, gefolgt vom US-Amerikaner Chris Baird, der mit einem extrem schnellen Marathon das Verfolgerfeld nochmals durcheinanderwirbelte.  So fiel Roman Deisenhofer fiel dadurch noch auf Platz acht zurück.

 

Britin Charles lange bestimmend  -  bis Holst kam

 

Richtig eng ging es auch im Frauenrennen zu. Zunächst bestimmte die Britin Lucy Charles das Renngeschehen an der Spitze. Beim Schwimmen war sie sogar in der Gruppe der besten Männer vertreten und setzte sich dann auch auf dem Rad an die Frauenspitze. Auf dem Weg über die Feuerberge fuhr sich dann Diana Riesler in die erste Verfolgerposition. Doch Riesler sollte heute kein solcher Parforce-Ritt gelingen, als wie im Vorjahr.  Am schnellsten fuhr heute Tine Holst. Die Dänin konnte im weiteren Verlauf zur Deutschen aufschließen und sich noch etwas nach vorne absetzen. Dort fuhr Chales weiter in der Leaderposition, die auch noch mit einem knappen Vorsprung vor Holst in die Laufschuhe wechselt.

 

Riesler bricht ein und verliert Podiumsplatz

 

Im Marathon war Holst nun schnell an Charles dran und auch vorbei. Holst sollte sich jetzt nicht mehr von der Spitze verdrängen lassen, auch wenn ihr die Verfolgerinnen keinen beruhigenden Vorsprung gönnen sollten.  Auf der ersten langen Schleife in Richtung Arecife schickte sich zunächst Riesler an, zu Charles aufzuschließen. Die Titelverteidigerin war dran an der Britin, hatte dann aber ihre Kräfte aufgebraucht. Nutznießerin sollte nun Alexandra Tondeur werden.  Die Belgierin überrannte mit einem 3:10-Stundenmarathon Riesler und Charles und sicherte sich so Rang zwei hinter der Ironman-Premierensiegerin Tine Holst. Charles lief zum sicheren dritten Rang, weil Riesler nun regelrecht einbrach und als Vierte noch 14 Minuten auf einen Podiumsplatz einbüßen sollte.