Laguna Phuket Triathlon - Race-Test: Der König, die Prinzessin und ein paar Rockstars

von Bernd-Uwe Gutknecht für tri2b.com | 22.11.2016 um 20:58
Kult-Moderator Whit Raymond hatte sich ein Extra-Gestell für seine Lesebrille anfertigen lassen: in pink und türkis, den neuen Logo-Farben des Laguna Phuket Triathlons. Seit 20 Jahren moderiert der Amerikaner, die wohl mit markanteste Stimme der Triathlonwelt, Asiens ältesten bestehenden Dreikampf. Nur konnte Whit nicht ahnen, dass diesmal die Trauer-Farben schwarz und weiß dominieren würden. Nach dem Tod des vom thailändischen Volk fast schon göttlich verehrten Königs Bhumibol verordnete die Regierung eine 100-tägige Trauerzeit, woran sich die Thai tunlichst halten.

In Michael Raelerts Siegeransprache war Whits Brille auch das erste Thema. Der Moderator hat in Phuket ähnlichen Star-Status wie die Top-Profis. Immer wieder entschuldigte sich Raymond beim Publikum, dass er dieses Jahr nicht so „aufdrehen“ kann wie sonst, weil es die Trauer-Etikette verbietet. Ich kann mir vorstellen, welche Stimmung normalerweise in Phuket tobt. Denn trotz obligater Zurückhaltung feuerten die Bewohner der umliegenden Dörfer die Triathleten beeindruckend an. Selbst die versammelten Schulkinder trugen freilich schwarze T-Shirts.

 

Reizvolle Gegensätze

 

Zwei Welten treffen beim Laguna Phuket Triathlon aufeinander: zum einen eben die Dorfbewohner im Hinterland der südthailändischen Ferieninsel, die nach 23 Jahren Triathlon zwar an die gestylten, grellen Athleten auf ihren futuristischen Hightech-Bikes gewöhnt sind, sie aber immer noch wie Marsmenschen anschauen. Zum anderen die Luxuswelt der Fünf-Sterne-Hotels in der künstlich angelegten Lagunenlandschaft. Und genau das macht den vielleicht größten Reiz dieses legendären Triathlons aus. Eine perfekte Organisation (der Renndirektor Roman Flösser stammt aus Pforzheim), an der die vielen Volunteers, zumeist Angestellte der Hotels, einen großen Anteil haben. Daneben aber der familiäre, freundschaftliche Flair, den man auch bei jeder Radausfahrt  spürt. Aus den kleinen Lokalen, von den Marktständen oder von vorbeifahrenden Pickups winken dem Radler wildfremde Menschen zu, Daumen hoch an jeder Ecke!

 Es geht zur Sache: Die Radstrecke in Phuket hat auch steile Rampen zu bieten - © Laguna Phuket Triathlon 

 

Wenn der Bodyguard von "Prinzessin Pa" zulangt
 

Der Schwimmstart ist direkt vor den Nobel-Herbergen Dusit Thani und Outrigger. Wer das entsprechende Reisebudget mitbringt, kann sich hier einquartieren und quasi aus dem Bett an die Startlinie fallen. Was bei der frühen Startzeit um 6 Uhr 30 sehr angenehm ist. Von der Finishline sind`s dann auch wieder nur ein paar Meter in die eigene Dusche. Davor kommt eine ungewöhnliche Schwimmstrecke: 1800 Meter, die ersten anderthalb Kilometer im rund 28 Grad warmen Meer, die restlichen 300 Meter - nach einem Sprint über eine Sanddüne hinweg - in einem der Lagunen-Seen. Selber schuld, wenn man nur auf eine Seite atmet: als ich gerade die Wendeboje passiere, packt mich jemand am Arm und zieht mich zwei Meter zur Seite! Ein Soldat, wie mir gleich klar ist. Denn im Feld ist auch die thailändische Prinzessin Bajrakitiyabha Mahidol, eine Enkelin des verstorbenen Königs, im Volksmund „Prinzessin Pa“. Sie schwimmt, radelt und läuft, umringt von einem Dutzend gut trainierter Bodyguard-Soldaten. Alle an ihren lila Badekappen zu erkennen. Ich war unabsichtlich zu nahe an Prinzessin Pa aufgeschwommen und wurde deshalb etwas unsanft zu einem Umweg aufgefordert. Macht man ja gerne für eine echte Prinzessin...

 

Im Fokus der Kameras: Rockstar Artiwara Kongmalai alias „Toon Bodyslam“ -  © Laguna Phuket Triathlon

Im Ziel bekam die Tochter des designierten Thronfolgers (AK 35-39, Startnummer 908, falls jemand ihre Splitzeiten wissen will) fast genauso viel Applaus wie die Sieger. Und das traf auch für das thailändische Top-Model Yossavadee Hassadeevichit und für den Rockstar Artiwara Kongmalai alias „Toon Bodyslam“ zu. Na ja, es ist halt so, als würden Heidi Klum, Xavier Naidoo und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gemeinsam bei einem Triathlon in Deutschland starten.

Schwimmstart direkt neben Phukets Nobelherbergen -  © Laguna Phuket Triathlon

 

Triathlon-Maschinen werden zum Gehwagen

 

Die 50 Kilometer lange Radstrecke hat es in sich. Phuket klingt zwar nach einer flachen Strandlandschaft, bietet aber im Hinterland einige markante Hügel. Der letzte Anstieg hat exakt 20 Prozent, was viele Athleten auf Triathlon-Maschinen zum Schieben zwang. Für Hobbysportler tut`s in Phuket ein Straßenrennrad. Der Asphalt ist erstaunlich gut, an den Linksverkehr hat man sich schnell gewöhnt, außerdem sind die Straßen komplett gesperrt. Und dank des frühen Starts ist auch die Hitze noch erträglich.

Die abschließenden 12 Lauf-Kilometer führen quer durch die Laguna Phuket-Ferienanlage inklusive Golfplatzrunde. Nicht sonderlich spektakulär, aber gut zu laufen. Und die betuchten Hotelgäste auf ihren Sonnenliegen spendeten sogar wohlwollend Applaus. Mit Verpflegungsstationen alle zwei Kilometer lassen sich auch die gut 30 Grad ertragen. Ausreichend Cola und Isogetränke mit Eiswürfeln sowie in Eiswasser getauchte Schwämme sind eine Wohltat auf den letzten Kilometern. Und wenn man dann noch von Star-Moderator Whit Raymond mit einem begeisterten „here comes Bernd, representing Germany!“ empfangen wird, hat man einen unvergesslichen Wettkampftag hinter sich.

 Race-Tester Bernd Uwe-Gutknecht: Daumen hoch für den Laguna Phuket Triathlon - © Privat

 

Ein Rennen und eine Region für die "to do" - Liste

 

Die Anreise nach Phuket, neuerdings mit Thai Airways-Direktflug aus Frankfurt, lohnt sich freilich nicht, um lediglich einen erweiterten Kurztriathlon zu machen. Die meisten Hobbysportler schließen noch ein oder zwei Wochen Urlaub an. Oder sie hängen noch den 70,3 IM Phuket eine Woche später dran. Wer nur für den Wettkampf sein Bike nicht mitschleppen will, kann im nahe gelegenen Thanyapura Trainingszentrum Cannondale-Räder leihen. Dort kann man sich auch einquartieren, falls Einem die Laguna-Hotels zu kostspielig sind. Ich weiß jetzt jedenfalls, warum der Laguna Phuket Triathlon regelmäßig auf den ersten Plätzen der „Triathlons to do“ - Listen landet: er ist von Atmosphäre, Organisation, Landschaft und Kult-Faktor her eindeutig eines der weltweiten Highlights, die unser schöner Sport bietet. Und das wäre er auch ohne die Prinzessin und die anderen Rockstars...