O-Töne aus Roth: Hier scheint der Triathlon-Gott zu leben

von tri2b.com | 04.07.2022 um 11:17
Auf der Race-Pressekonferenz des DATEV Challenge Roth powered by hep ließen die drei Topplatzieren Frauen und Männer ihr Rennen Revue passieren. Zudem schilderte Sam Long die Eindrücke seiner Roth-Premiere und Veranstaltung-Chef Felix Walchshöfer konnte nach extrem angespannten Tagen ein mehr als gelungenes Fazit ziehen. Hier sind die O-Töne.

Felix Walchshöfer (Rennleiter): Der Triathlon-Gott, das muss wohl ein Rother sein. Zum 20-jährigen Jubiläum des DATEV Challenge Roth powered by hep haben wir quasi nahtlos an die Rennen von vor Corona anknüpfen können. Die Mädels und Jungs hier will ich von ganzem Herzen beglückwünschen. Wir haben zwei gigantische Rennen gesehen, sowohl bei den Männern und bei den Frauen; mit einer fulminanten Aufholjagd von Anne Haug, die wirklich alles rausgeholt, und ihre Leistung vom letzten Jahr bestätigt hat. Fenella, was für eine Show! Ich habe Dich heute auf dem Rad gesehen, ja du hast viel gekämpft aber ebenso viel gestrahlt. Es war wundervoll zu sehen, wie sehr du mit dem Herzen dabei warst! Judith, Du warst das erste Mal dabei und wurdest Dritte! Gratuliere, was für eine fantastische Leistung!

Magnus, das war heute für Dich die zweite Langdistanz, Roth Debüt, Radrekord mit 04:01:56 und 9 sec am Streckenrekord von Frodeno vorbei, und das Ganze ohne Neo! Und Patrick, der Kämpfer, der „Aufholer“: Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich Dir deine zweite Rückstandzeit auf die Spitze während des Radfahrens (3:30 min) so mitgeteilt habe. Ich dachte mir: was sagst du jetzt dem Jungen? Du willst ihn nicht demotivieren! Also habe ich gesagt: Patrick, lass dich nicht unterkriegen aber du bist 3:30 min hinten raus, den Jungs vorne geht es aber gar nicht gut, die Ersten sind schon rausgeplatzt. Da kam von Patrick ein laut hörbares f***, er legte ein richtiges Kämpfergesicht auf und legte nochmal eine Schippe drauf. Und so gab es dann eine der fulminantesten Aufholjagden, die ich je gesehen habe! Sam Long, du hattest ein fantastisches Rennen und das größte Lächeln an der Ziellinie! Als Du das Ziel erreicht hast, meintest Du: das ist total verrückt! Nun noch ein großes Dankeschön an die Hilfs- und Rettungskräfte: Das BRK vermeldet 33 Rückholungen von der Radstrecke, 44 Athletinnen und Athleten sind bisher medizinisch versorgt worden. Dies ist absolut im üblichen Rahmen, vor Allem an einem Tag mit Temperaturen wie heute. Lediglich leichte bis mittlere Unfälle wurden gemeldet. Die Polizei berichtet, es habe ihrerseits gar keine Vorfälle gegeben, und auch von den Kampfrichtern haben wir keine Vorfälle gemeldet bekommen. Damit sind wir also mehr als zufrieden! Noch kurz zu Frodo: Er ist momentan auf dem Weg nach Osnabrück, wo er morgen Früh einen Arzttermin wahrnehmen wird. Dennoch wird er morgen zurück kommen, um beim Helferfest dabei zu sein. Bevor er losfuhr habe ich ihn nochmal getroffen, das hat heute bei ihm schon tief gesessen, das muss man so sagen.

Anne Haug (Siegerin/GER): Das Schwimmen hat schon so richtig weh getan und als ich die ersten Zeiten des Rückstandes mitbekommen habe, das war ein harter Schlag ins Gesicht! Mit diesem Rückstand auf die Radstrecke zu gehen, das hat mich ziemlich gestresst und ich musste auch ordentlich Gas geben; das hat mir auch ganzschön Power gekostet, zum Schluss. Ich wollte eben definitiv meinen Titel hier verteidigen und wenn ich schon aus der Gegend komme, mache ich das nicht nur für mein Team, sondern auch für die Zuschauer. Sie haben mich auch super unterstützt! Der Solarer Berg war dabei für mich das Beeindruckendste . Es war wirklich fantastisch, man spürt sich gar nicht mehr selber, und ich habe gar nicht gemerkt, dass das ein Berg ist, man wird da einfach „hochgeplärrt“ . Das wird mir definitiv in Erinnerung bleiben, denn so etwas, das gibt es nur einmal und das ist hier. Das ist ein großes Highlight und pusht einen ungemein.

Fenella Langridge (2. Platz/GBR): Es war die beste Erfahrung meiner bisherigen Triathlon-Karriere! Das war einfach episch und ich habe es so genossen. Auch mit dem zweiten Platz bin ich überglücklich! Ich war sehr dankbar, dass ich erst so spät im Rennen überholt wurde, erst in der zweiten Hälfte des Laufes. Den ganzen Tag zu führen, das war unbeschreiblich. Generell fand ich es schon sehr warm, vor allem entlang des Kanals, während des Laufens hat es sich dann ziemlich aufgeheizt. Es gab zwar ein bisschen Wind, aber nicht genug, um uns abzukühlen.

Judith Corachán (3. Platz/ESP): Ich bin überaus zufrieden! Mein Ziel war es, in die Top Five zu kommen, und nun bin ich sogar Dritte geworden. Ich wusste, dass Anne und auch Fenella einfach auf einem anderen Level sind, an das ich nicht rankomme. Somit weiß ich meine Platzierung bei meiner Roth-Premiere sehr zu schätzen und bin mir bewusst, wie toll das ist.

Magnus Ditlev (Sieger/DEN): Ich wusste nicht, dass ich so knapp dran bin am Rekord, aber ich wollte auch lieber die volle Erfahrung mitnehmen, als einer bestimmten Zeit nachzujagen. Bisher habe ich noch nichts erlebt, was diesem Event auch nur nahe kommt! Das ganze Rennen über war ich überwältigt von der Stimmung der Zuschauer! Sogar im Kanal, beim Schwimmen, konnte man die Fans hören! Ich freue mich schon sehr, hier ein zweites Mal mitzumachen! Aber auch mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden! Für meine Verhältnisse hatte ich ein sehr gutes Schwimmen. Ich habe mich dazu entschlossen, das Radfahren von Beginn an mit voller Kraft anzugehen um die erste Gruppe einzuholen. Ich war etwas nervös, ob dies die richtige Entscheidung war, da dieses erst mein zweites Langdistanzrennen war. Dann ist aber einer nach dem anderem vom Feld abgerissen und es waren nur noch Jan und ich, der dann wegen seiner Achillessehne ja leider auch aussteigen musste. Vielen Dank für eure Unterstützung, das war ein einmaliges Rennen!

Patrick Lange (2. Platz/GER): Das war sicherlich der schönste zweite Platz meiner Karriere. Und großen Respekt vor Magnus seiner Leistung! Niemand auf der Welt hätte ihn heute geschlagen, eine absolute Weltklasseleistung! Das muss ich neidlos anerkennen und ein ganz großes Lob aussprechen. Ich hatte im Rennen leider mehr downs als ups, und musste mental viel auf mich nehmen. Meine Vorgabe für das Rennen war: alles rauslassen, was geht. Das Laufen war hierbei mit Sicherheit der Schlüssel, da konnte ich meine Stärke ausspielen. Die ganze Veranstaltung war aber fantastisch mit einem unglaublichen Support, so was kann nur Roth bieten, ich bin schon ein paar Tage länger dabei als Magnus und habe weltweit schon viele Rennen gesehen, aber das hier, das ist der Wahnsinn!

Ein großes Danke an meine Ärzte und Physiotherapeuten, die es geschafft haben, dass ich überhaupt an der Startlinie stehen konnte. Das war alles andere als selbstverständlich. Aus meiner Vergangenheit als Physiotherapeut weiß ich, dass so eine Verletzung im Normalfall deutlich länger dauert, mindestens ein halbes bis dreiviertel Jahr. Meine Schulter hat leider schon Probleme gemacht. Aber die Schmerzen sind  am Ende dem geschuldet, dass man eine Langdistanz nicht trainieren oder simulieren kann, der Test ist nun einmal das Rennen selbst. Am größten waren die Schmerzen beim Laufen, durch das permanentes Durchschwingen der Arme. Und als ich dann zum Jubel die Arme hochreißen wollte, war ich erstaunt, dass es nur links geht. Aber man muss sich keine Sorgen um mich machen und auch keine Headline darüber kreieren. Im Wettkampf blendet man den Schmerz aus und morgen geht es weiter.

Reinaldo Colucci (3. Platz/BRA): Ich bin definitiv sehr glücklich mit meinem dritten Platz! Auch bei mir gab es viele ups and downs, aber das ist es, was eine Volldistanz für mich ausmacht: der Geist,  das Gefühl vom Durchkämpfen und des an sich Glaubens! Vor Allem während des Marathons, als ich realisierte, dass ich es aufs Podium schaffen kann, habe ich alles gegeben. Bereits als ich 13 Jahre alt war habe ich hunderte Male das Rennen angeschaut, an dem die 8-Stunden-Marke geknackt wurde und war begeistert! Das war für mich das „Eintrittsticket“ in die Triathlon-Welt. Roth ist einfach ein sehr spezieller und einmaliger Ort! Es war mein erstes Rennen hier, aber jetzt werde ich noch öfter nach Roth kommen!

Sam Long (6. Platz/USA): Erstmal möchte ich sagen: „Magnus, the magnificent “, Es war einmalig, zu sehen, wie Du das Rennen meisterst. Und Patrick: Gerade auch im Hinblick auf seine Verletzung war es eine wahnsinnig gute Leistung! Und wie wir alle wissen, ist er schon eine lange Zeit aktiv im Sport, seine Uhr ist wahrscheinlich sogar älter, als ich es bin- nein, sein Rennen war sehr stark! Zu Beginn des Laufs hatte ich noch versucht, mit ihm mitzuhalten, und mich an ihn dran zu hängen, schließlich haben wir ja den gleichen Nachnamen und ich dachte, dass ich eventuell auch diese Gene in mir habe, doch ich musste schnell feststellen, dass die Deutschen leider nicht nur im Schwimmen und Radfahren, sondern auch noch im Laufen sehr stark sind! Mein eigenes Rennen war leistungsmäßig, furchtbar. Vor allem das Schwimmen lief gar nicht zu meiner Zufriedenheit. Mein Motto war Fortschritt statt Perfektion, Fortschritt im Hinblick auf meine bisherigen Rennen. Aber ich habe noch nicht einmal einen kleinen Fortschritt gemacht. Dennoch: Ich bin einfach nur glücklich, ein Teil dieses einmaligen Rennens gewesen zu sein und ich will definitiv wieder hier, in Roth antreten! Hier, wo der Triathlon-Gott zu leben scheint.