Olympia 2004 - Männerrennen: Doppelsieg für die Kiwis

von René Penno für tri2b.com | 26.08.2004 um 11:00
Mit einem unwiderstehlichen Antritt 500 Meter vor dem Ziel hat der Neuseeländer Hamish Carter das olympische Triathlonrennen für sich entschieden. Er verwies seinen Landsmann, den amtierenden Weltmeister Bevan Docherty, auf Platz zwei, Dritter wurde der Schweizer Sven Riederer, der auf der Radstrecke maßgeblich für den Erfolg einer sechsköpfigen Fluchtgruppe gesorgt hatte.

Auf Platz sechs kam sensationell der Rostocker Andreas Raelert, der damit erneut bei einem großen, internationalen Titelkampf für das deutsche Topergebnis sorgte, das beste auch in seiner Karriere. "Die Radstrecke war eine große Herausforderung, in den ersten Runden musste ich hart kämpfen. Wir haben dann aber in der Verfolgung gut zusammengearbeitet. Nun bin ich überglücklich - den Top-10 Platz für die DTU haben wir gesichert", so der Routinier im Interview mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) wenige Minuten nach dem Zieleinlauf. Vor vier Jahren hatte Raelert in Sydney Platz zwölf belegt.

 

Potts bester Schwimmer, Robertson erster Attackierer

 

Ganz vorn jedoch, bei Temperaturen wie am Vortag weit jenseits der 30 Grad, gaben zunächst andere den Ton an. Als der Amerikaner Andy Potts nach 17:49 min als Erster die Wechselzone erreichte, hatte sich hinter ihm schon ein großer Teil der Favoriten eingereiht. Peter Robertson, der Weltmeister von 2003, attackierte bereits im ersten Anstieg und sorgte damit für eine erste Selektion des Feldes. Es bildete sich eine große Spitzengruppe, in der aber zwei der ganz großen Favoriten auf den Sieg, Simon Whitfield und Ivan Rana fehlten.

 

Rana in Schwierigkeiten, Schweizer ganz stark


Vor allem Ivan Rana hatte große Probleme und spielte im weiteren Rennverlauf keine Rolle mehr. In der dritten Radrunde fiel dann eine Vorentscheidung: Der amtierende Weltmeister Bevan Docherty verschärfte im 20-prozentigen Anstieg das Tempo, nur sein Landsmann Hamish Carter, die beiden Schweizer Olivier Marceau und Sven Riederer, der Brite Andrew Johns sowie Frederic Belaubre (Fra) konnten folgen.Schnell hatten diese Sechs einen respektablen Vorsprung vor der neunköpfigen Verfolgergruppe, in der Andreas Raelert einen starken Eindruck hinterließ, herausgefahren. Der Abstand zwischen diesen beiden Gruppen wuchs auf maximal 40 Sekunden an und hatte auch zum zweiten Wechsel noch Bestand. Genug für die beiden Kiwis Carter und Docherty sowie den tapfer kämpfenden Sven Riederer. Diese drei etablierten sich auf den abschließenden zehn Laufkilometern schnell als Spitzentrio.

 

Kiwis lassen sich den Sieg nicht mehr nehmen

 

Während die beiden Neuseeländer das Tempo an der Spitze machten, kam von hinten ganz stark der Australier Greg Bennett auf. Er zeigte die wohl stärkste Laufleistung des Tages und kam noch vor bis auf Platz vier, vorbei an Olivier Marceau und Frederic Belaubre, die beide dem Tempo des Australiers nicht mehr folgen konnten.Ganz vorn aber begann das Pokern um den Sieg. Kurz nach der letzten Wende forcierte zunächst Docherty, dann Carter - bis Sven Riederer nicht mehr folgen konnte. Hamish Carter, der weiter einen lockeren Eindruck machte, forcierte dann 500 Meter vor dem Ziel erneut und konnte damit auch Bevan Docherty abschütteln und einem letztlich ungefährdeten Olympiasieg entgegenlaufen.Die Neuseeländer feierten damit einen großartigen Doppelsieg, für Carter ist es die Krönung einer über zehnjährigen Karriere in der Weltspitze. Ebenso großartig aber die Leistung des Schweizers Sven Riederer. Er war von Beginn an einer der Stärksten auf dem Rad, heftete sich beim Laufen ehrgeizig an die Fersen der beiden Neuseeländer und hatte sogar noch genügend Zeit, sich beim Zieleinlauf feiern zu lassen.Greg Bennett schließlich blieb nur die "Holzmedaille". 30 Sekunden Rückstand eingangs der letzten Laufrunde vermochte er trotz seiner scheinbar größten Kraftreserven nicht mehr aufzuholen.

 

Petzold fehlte "der letzte Punch"

 

Hinter dem Fünften Frederic Belaubre kam schon Andreas Raelert als Sechster ins Ziel. Er hatte sich auf der Laufstrecke ein Duell mit dem Europameister Rasmus Henning geliefert und konnte den Dänen schließlich um einige Sekunden distanzieren. Beide liefen sogar noch auf den zweiten Schweizer Olivier Marceau auf, der am Ende Kräfte gelassen hatte und knapp Platz acht vor dem Duo Hunter Kemper (USA) und Simon Thompson (AUS) verteidigte. Der große Favorit und Titelverteidiger Simon Whitfield (Can) wurde Elfter.Auch die beiden anderen Deutschen verkauften ihre Haut teuer, wenngleich sie nicht ganz vorn zu finden waren. Zwischenzeitlich hatte Maik Petzold als Solist auf der Radstrecke versucht, zur Spitze aufzuschließen. Jedoch vergebens: "Das hat ganz schön Körner gekostet und anschließend habe ich mich nicht mehr so stark gefühlt. Der letzte Punch hat gefehlt. Ich bin froh, dass ich nicht explodiert bin", so der sichtlich erschöpfte Adelsberger nach dem Rennen. "Aber wir haben alles gegeben und das beste rausgeholt." Maik Petzold kam schließlich auf Platz 19, Unger-Ersatzmann Sebastian Dehmer erreichte einen guten 26. Platz. Dehmer, der auf der Radstrecke lange Zeit in einer Zweiergruppe um den Anschluss an das große Verfolgerfeld kämpfte, war mit seinem Debüt zufrieden: "Das war eine faire Strecke, hier hat der beste Triathlet gewonnen. Ich habe viel gelernt, mein Ziel sind nun die Olympischen Spiele 2008. Da will ich angreifen." Im Startfeld der 50 weltbesten Triathleten war Dehmer einer der jüngsten.