OstseeMan: Till Schramm und Jenny Schulz siegen in Glückburg in neuer Rekordzeit

von Niels-Peter Binder für tri2b.com | 05.08.2019 um 11:55
Eine Triathlon-Langdistanz wird mit starken Beinen und langem Atem entscheiden, aber diese beiden Faktoren allein reichen nicht immer aus, um ein echter Champion zu werden. Dass ein 226 km langer Wettkampf auch im Kopf entschieden wird, erlebten die Zuschauer beim 18. OstseeMan-Triathlon in Glücksburg. Bei Deutschlands einzigem Langdistanz-Wettkampf mit Schwimmstrecke im Meereswasser demonstrierte der Kölner Till Schramm in einem packenden Duell mit Vorjahressieger Christian Altstadt eindrucksvoll seinen Siegeswillen und sicherte sich mit einem neuen Streckenrekord von 8:24:11 Stunden seinen nunmehr vierten Sieg an der Flensburger Förde.

Ebenso wie der 34-jährige vom Team Alpecin, der die fünf Jahre alte Bestmarke des Rostockers Christian Nitschke um eine halbe Minute verbesserte, war auch die Siegerin Jenny Schulz in Rekordtempo 3,8 km durch das Ostseewasser gekrault, 180 km durch das nördliche Angeln geradelt und den 42,195 km langen Marathon am Wasserschloss gelaufen. Die 35-jährige Frankfurterin verbesserte auf der leicht veränderten Strecke ihren eigenen OstseeMan-Streckenrekord aus dem Vorjahr um 14 Sekunden auf 9:12:03 Stunden und gewann mit deutlichem Vorsprung vor Nicole Klein (TSV Bayer Dormagen/ 10:09:21 Std.) und Bianca Grosse (SC Oberursel/ 10:18:19 Std.).

 

Jenny Schulz: "Neue Radstrecke lässt sich etwas flüssiger fahren"

 

Schulz lag nach dem Schwimmen noch in der Verfolgerposition, übernahm dann aber nach der Hälfte der anspruchsvollen Radstrecke die Führung, die sie bis zum Zieleinlauf immer weiter ausbaute. „Das Laufen war recht zäh und in der vorletzten Runde hatte ich einen echten Hänger, aber dann habe ich vor der letzten Runde auf die Uhr geguckt und gemerkt, dass ich die Zeit von 2018 packen kann und habe nochmal gebissen“, erklärte die gut gelaunte Siegerin. „Die neue Radstrecke lässt sich etwas flüssiger fahren“, benannte die Streckenrekordhalterin einen weiteren Faktor, der neben ihrer eigenen starken Form und den nahezu idealen äußeren Bedingungen mit ruhigem Wasser und milden Lufttemperaturen von nur 20 Grad die Bestzeitjagd begünstigte.

 

200 Kilometer langes Duell auf Augenhöhe zwischen Schramm und Altstadt

 

Im Kampf um den Sieg bei den Männern lieferten sich Christian Altstadt und Till Schramm rund 200 km lang fast ein Kopf-an-Kopf-Duell, das im Ziel ebenfalls mit der bislang schnellsten Zeit der OstseeMan-Historie endete. Der Sieger von 2018 und der im Vorjahr von ihm bezwungene Till Schramm kamen fast zeitgleich am Kurstrand aus der Förde und verloren sich auch auf der Radstrecke nicht aus den Augen. So gingen beide im Abstand von wenigen Sekunden auf die Laufstrecke, auf der Till Schramm dann die Entscheidung suchte. Nach zwei gemeinsamen Runden und 16 Kilometern im Gleichschritt forcierte Schramm das Tempo. „Till ist richtig schnell los und damit hat er mich psychisch geknackt. Ich hätte gern länger einen Fight geliefert, aber obwohl ich eigentlich noch Energie hatte, habe ich es nicht mehr hingekriegt, nochmal zurückzukommen“, bekannte der Zweitplatzierte, der immer weiter zurückfiel und schließlich nach 8:40:15 Stunden den Zielstrich erreichte.

Gegen die Comeback-Qualitäten und den Siegeswillen von Till Schramm gab es an diesem OstseeMan-Tag kein Mittel. „Ich habe sechs Wochen an einer Verletzung laboriert und erst am Mittwoch von meinem Arzt das Okay für einen  Start bekommen“, erklärte Schramm die für ihn schwierige Zeit vor dem Triathlonklassiker des Nordens. „Aber ich wollte auch endlich mal wieder ein Rennen gewinnen und meinem Sohn Theo eine Freude machen und ein gutes Vorbild sein“, erläuterte Schramm eine Triebfeder seines Siegeswillens und verwies auf seine persönliche Durststrecke von 15 Monaten ohne Sieg bei einem Wettkampf. Den dritten Platz erkämpfte der Niederländer Bert von Veen vom Triathlonclub Twente in 9:06:14 Stunden.

 

Nur knapp 250 Einzelstarter über die volle Distanz am Start - OstseeMan 113 lockte die Triathleten nach Glücksburg

 

Insgesamt knapp 250 Ausdauercracks hatten sich im Alleingang an die volle Langdistanz gewagt. Obwohl der OstseeMan seit der Einführung des Hamburger IronMan-Rennens bei den Teilnehmerzahlen im Hauptrennen nicht mehr das Niveau früherer Jahre herankommt, war die Wechselzone in Glücksburg dieses Mal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Staffelwettbewerbe und vor allem der im Vorjahr neu eingeführte OstseeMan113 über die halbe Langdistanz mit diesmal über 500 Startern sorgten dafür, dass insgesamt knapp 1500 Aktive an der Flensburger Förde auf den Beinen waren.  

Den Staffelwettbewerb der Männer gewann das Trio des Borener SV (Niklas Fahlteich, Matthias Jubt, Dieter Schwarzkopf) in 8:06:37 Stunden. Die Damenwertung ging an das nordfriesische Trio „Team Dirkshof“ (Ann-Christin Reißberg, Eike Petersen, Sina Jacobsen), das 9:56:50 Stunden benötigte. Der Sieg in der Mixed-Wertung ging ebenfalls an die Westküste. Die Enge-Sander Charlotte Jürgensen und Sören Sönksen hatten sich Marathon-Landesmeisterin Jessika Ehlers als „Aushilfe“ ins Team geholt, die mit einem schnellen Marathon (2:49:39 Std.) auf den beiden letzten Kilometern noch den Sieg herauslief.

 

Neue Sieger über die 113-Distanz

 

Beim OstseeMan113 über die halbe Langdistanz (1,9 km 90 km – 21,1 km), der mit über 500 Startern für viel Bewegung auf den Strecken sorgte, gab es zwei neue Sieger. Luca Heerdt (Tri Finish Münster) siegte in 4:00:55 Stunden mit klarem Vorsprung vor Leif Schröder-Groeneveld (USC Kiel/ 4:05:51 Std.) und Golo Röhrken (Tri-Team Hamburg/ 4:10:07 Std.). Als schnellste Frau fuhr Leonie Konczalla (Kaifu-Tri-Team) auf der Radstrecke an die Spitze ließ sich den Spitzenplatz auch auf der Laufstrecke nicht mehr nehmen. In 4:15:49 Stunden gewann die Hamburgerin vor Anine Hell (SV Würzburg 05/ 4:24:00 Std.) und Sara Baumann (Triathlon-Team Hagen/ 4:27:02 Std.). Als beste Schleswig-Holsteinerin wurde Victoria Best (TriVelos Flensburg) in 4:32:54 Stunden Gesamtfünfte, nachdem sie auf der Laufstrecke an Vorjahressiegerin Lisa Schröder-Ott (USC Kiel/ 4:44:13 Std.) vorbeigezogen war.