PTO Championship: Norweger Iden gewinnt, Andi Dreitz als Zehnter bester Deutscher

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 06.12.2020 um 23:21
Gustav Iden ist der erste Sieger der PTO Championship. Der norwegische Ironman 70.3 Weltmeister setzte sich auf dem Daytona International Speedway nach einem verrückten Rennverlauf in 3:05:06 Stunden gegen die versammelte Weltklassekonkurrenz durch. Hinter Iden liefen etwas überraschend der US-Amerikaner Matt Hanson (3:05:57) und George Goodwin (3:06:09) aus Großbritannien in einem dramatischen Lauffinale auf die Ränge zwei und drei. Andi Dreitz schaffte es mit einem Kraftakt als Zehnter noch in die Top Ten. Florian Angert, der lange in der Spitzengruppe mitmischte, wurde 13., Frederic Funk 17.

Das Männerrennen startete beim Schwimmen mit einem All-Out-Anschwimmen der Schwimmspezialisten von der Kurzdistanz. Die Brownlee-Brüder, der Schweizer Andrea Salvisberg und Henri Schoeman aus Südafrika wollten so den Langdistanzlern gleich mal die Luft wegreißen. Der Schnellstart war dann auch von Erfolg gekrönt, denn diesem Spitzenquartett konnten im weiteren Verlauf noch zehn Athleten folgen, darunter auch Florian Angert. In der zweiten Schwimmrunde gingen die Löcher dann deutlich weiter auf. Nach 23:43 min markierte Henri Schoeman die Tagesbestzeit, wobei ihm Salvisberg, Vincent Luis, Alistair und Jonathan Brownlee, sowie Javier Gomez innerhalb von nur fünf Sekunden folgten. Insgesamt bestand das erste Pack, das verteilt auf 17 Sekunden in die erste Wechselzone stürmte, aus 14 Athleten. Florian Angert wechselte als 13. auf´s Rad.

Mit etwas Abstand folgten als nächste Deutsche Nils Frommhold (+0:54 min) und Frederic Funk (+1:22 min). Andi Dreitz (+2:17 min) und Sebastian Kienle (+2:26 min) mussten beim Schwimmauftakt über zwei Minuten Rückstand hinnehmen.

 

Alistair Brownlee setzt gleich auf Attacke – Angert kurzzeitig in Führung

 

Auf dem Rad blies dann Alistair Brownlee sofort zur Attacke. Der zweimalige Olympiasieger führte dick gekettet das Feld an, direkt verfolgt von Vincent Luis, der eines ums andere Mal in die 20 m Windschattenbox von Brownlee hineinfuhr. Der siegverwöhnte Franzose erhielt im weiteren Verlauf dann auch eine Zeitstrafe. Wenig später sorgte der Österreicher Michael Weiss für Verwirrung. Weiss fuhr als überrundeter Athlet an Brownlee vorbei, so dass dieser mehrmals einige Tritte auslassen musste. Weiss kam seinerseits nicht wirklich weg und wurde schnell wieder von der massiven Spitzengruppe eingesammelt.

Dieses Spiel ging nun munter weiter. Als nächster setzte sich der US-Amerikaner Ben Kanute an die Spitze, bevor ihn wiederum Florian Angert ablöste. Größere Abstände gab es an der Spitze aber nicht. Nach der Hälfte der Raddistanz lagen immer noch 13 Athleten innerhalb von einer Minute, wobei es u.a. bei den Überholvorgängen und Überrundungen immer wieder zu Verletzungen der Windschattenregel kam.  Eine weitere Penalty ging so auch an Jonathan Brownlee.

 

Funk, Dreitz und Stein stark auf dem Rad – Kienle gibt auf

 

Von hinten hatte es mittlerweile der Däne Magnus Ditlev mit dem klar höchsten Radspeed (beste Radzeit des Tages in 1:38:12)  in die Spitzengruppe geschafft. Sehr gut war weiter auch Frederic Funk unterwegs, der sich zur Mitte des Radfahrens auf Position 14 einreihte und nur eine knappe Minute hinter der Spitze lag. Ebenfalls in Schlagdistanz hatten sich Andi Dreitz und Boris Stein gefahren, die auch nur eine gute Minute zurück lagen. Von Sebastian Kienle war hingegen nicht viel zu sehen. Der als Mitfavorit gehandelte Deutsche verlor Runde um Runde an Boden und lag nach 50 gefahrenen Kilometern über vier Minuten zurück. Wenig später sah man den Hawaii-Sieger von 2014 in Richtung des Stadioninnenraums abbiegen – DNF. Laut Trainer Philipp Seipp hatte sich Kienle nach Problemen in der Vorbereitung vor Ort in Daytona auch noch eine Erkältung eingefangen.

 

Däne Ditlev ballert an die Spitze – Von Berg als Leader in T2

 

An der Spitze hatte bei der 50 km-Marke dann Ditlev die Leaderposition übernommen. Der 23-jährige, der Anfang September mit der absoluten Radbestzeit den Ironman 70.3 Gdynia gewann, hatte aber bei seiner Aufholjagd fast alle Körner verbraucht. Weg kam er nicht mehr und wurde nach der 60 km-Marke vom Australier Sam Appleton beerbt.  Ebenfalls in die Spitzenränge schob sich nun auch US-Boy Rudy Von Berg, der noch auf seine Laufstärke bauen konnte. Als es in die letzten zwei der 20 Radrunden ging, lagen mit Appleton, Von Berg, Ditlev, Alistair Brownlee, Angert, O´Donnell und Davis noch sieben Athleten innerhalb von 15 Sekunden, nachdem sich Luis und auch Schoeman aus der Spitzengruppe verabschieden mussten.

Rudy Von Berg rollte als Leader in die zweite Wechselzone und kam auch als Leader heraus. Direkt verfolgt von Sam Appleton der sich nun an die Spitze setzte. Keinen Kilometer weiter preschte noch einmal Alistair Brownlee an die Spitze und in den Fokus der Kameras. Nach der ersten der vier Laufrunden stand der Brite dann plötzlich in Wadendehnhaltung an der Balustrade. Eine im Nachgang des ITU Sprintweltcups in Valencia aufgebrochene Wadenverletzung soll der Grund für die Aufgabe gewesen sein.

 

Der Fight um die Podiumsplätze beginnt erst richtig

 

Nun ging das Leader-Wechselspiel munter weiter. Der US-Amerikaner Thomas Davis, in Diensten des Team Erdinger Alkoholfrei, setzte sich vor Appleton. Doch auch seine Führung währte nur kurz. Mit flinken Schritten kam plötzlich der Norweger Gustav Iden herangeflogen. Anders als zuvor, konnte Iden nun schnell eine Lücke zu Davis und Appleton aufmachen. In der Manier, wie er vor gut einem Jahr völlig überraschend die Ironman 70.3 WM in Nizza auf der Promenade des Anglais gewann, lief der 24-Jährige nun über den Daytona Speedway.

Als nächstes befanden sich plötzlich Davis und auch Appleton im Rückwärtsgang. Beide wurden zunächst von Henri Schoeman und Rudy von Berg überlaufen, der sich von seiner kurzen Schwächephase erholt hatte. Doch auch jetzt war das Podium noch nicht gemacht. Nach 12 der 18 Laufkilometer schob sich der lange unter dem Radar agierende Brite George Goodwin auf Position zwei nach vorne, der wiederum vom schwer mit den Armen rudernden US-Amerikaner Matt Hanson verfolgt wurde. Und auch ein unbändig kämpfender Lionel Sanders hatte sich mittlerweile an Position vier nach vorne geschoben.

 

Finale furioso – Hanson und Goodwin plötzlich auf dem Podium

 

Gustav Idens neuerlich Coup war nun allerdings nicht mehr in Gefahr. Nach 3:05:06 Stunden konnte er den Zielbanner in die Höhe strecken. Dahinter wechselten Hanson (2./3:05:57), der in 57:22 min die Laufbestzeit vorlegte, und Goodwin (3./3:06:09) nochmals die Plätze. Sanders verpasste als Vierter nur um sieben Sekunden das Podium, nachdem er das Schwimmen als Fünftletzter beendet hatte.

Als bester Deutscher lief Andi Dreitz (3:07:45) auf Rang zehn ins Ziel. In die Top 20 ging es für Florian Angert 13./3:08:14) und Frederic Funk (17./3:10:34). Boris Stein wurde 25. (3:13:24).