Setze dir die richtigen Ziele: Be SMART!

von Sven Weidner für tri2b.com | 09.02.2021 um 10:54
Nirgends im Sport ist es vermutlich so leicht sich selbst ein Bein zu stellen, wie bei der Festlegung der eigenen Ziele. Vermutlich schütteln jetzt einige Leser den Kopf und denken was für ein Quatsch. Doch sind wir einmal ehrlich. Wie häufig hat schon ein jeder von uns ein Ziel schwammig formuliert, um sich so alle Optionen offen zu halten. Das ist wiederum ein Killer für die Motivation in Training und Wettkampf. Eine einfache Hilfe für jeden ist es sich ein Ziel zu setzen, dass SMART ist.

Für Wissenschaftler gibt es eigentlich nichts Schöneres als Akronyme und wenn sie dann auch noch wie die Faust aufs Auge passen, ist das wie ein Sechser im Lotto. So ist es auch bei SMART. Doch was versteckt sich hinter einem SMARTem Ziel?

 

Die fünf smarten Ziel-Dimensionen

 

Hinter der Abkürzung verstecken sich kurz gesagt folgende Wörter: SPEZIFISCH, MESSBAR, AKZEPTIERT/ATTRAKTIV, REALISTISCH und TERMINIERT. Im Folgenden wollen wir auf alle Punkte etwas genauer eingehen, auch wenn die Schlagwörter eigentlich schon fast selbsterklärend sind.

 

S - SPEZIFISCH

 

Spezifisch meint, dass ein Ziel so konkret wie möglich beschrieben werden sollte. Ist das Ziel zum Beispiel eine Triathlon-Langdistanz, könnte man direkt ein bestimmtes Rennen anführen. So könnte man im ersten Schritt zu sich sagen: Ich will bei der Challenge Roth starten! Damit haben wir ein klar umrissenes Ziel, dass durch Streckenlänge und Topografie des Kurses exakt beschrieben ist.

 

M - MESSBAR

 

Die nächste Komponente, um zu einem guten Ziel zu kommen, ist die Messbarkeit. Dieser Punkt ist vielleicht der Heikelste von allen. Was genau meine ich damit? Ein messbares Ziel wird in einer Metrik gemessen, wie Zeit oder Entfernung. Wenn wir jetzt an den ersten

Triathlon oder die erste Langdistanz zurückdenken, werden sich wohl einige ertappt fühlen, da häufig das Ziel „einfach durchkommen“ gesetzt wird. Doch sein wir ehrlich zu uns selbst. Beinahe jeder, der sich für einen Wettkampf anmeldet, geht sowieso davon aus, die nötigen Voraussetzungen zu besitzen, um das Rennen ins Ziel zu bringen. Wer also mit dieser Einstellung in das Training für das Rennen geht, wird eher einmal geneigt sein eine Einheit ausfallen zu lassen, weil das Ziel so schwammig ist, dass es eh nur durch einen Platten, Sturz oder andere höhere Gewalt ins Wanken gerät. Sinnvoller ist es also sein Ziel in eine fixe Zielzeit zu setzen.

 

A - ATTRAKTIV

 

Dies geht eng einher mit der Attraktivität. Ist die Zielzeit so tief gesetzt, dass es quasi wieder nur um das Durchkommen geht, sind wir wieder im Motivationsdilemma. Das Ziel sollte also vom Schwierigkeitsgrad so gewählt werden, dass es herausfordernd ist aber nicht überfordernd. Somit ist nicht gesagt, dass wir unser Ziel zu 100% schaffen und das sorgt dafür, dass wir auch bei schlechtem Wetter oder mit schlechten Beinen im Training durchhalten, um uns zu beweisen, dass wir es doch können.

Alternativ kann es auch helfen sich einen bestimmten Wettkampf auszusuchen. Mit der Zielzeit könnte man auch Prädikate versehen. Es ist schon motivierender, wenn man beispielsweise in den „sub-10 Club“ möchte, anstatt super genau von einer 9:56 Stunden zu träumen. Diese Prädikate können auch durch den Wettkampf erreicht werden. Viele Triathleten starten ihre Karriere auf der Langdistanz, um sich ihr Prädikat durch Mike Reilly mit dem berühmten Satz "You are an Ironman!" zu erhalten. Denn obwohl viele Langdistanzen vielleicht schöner sind als einige Ironmans, so kann man nur dort den auch jedem nicht-Triathleten bekannte Ironman-Titel erhalten. 

 

R - REALISTISCH

 

Hier ist es wichtig ehrlich zu sich selbst zu sein. Man könnte auch sagen realistisch. Bei diesem Punkt hilft es sich auch einmal Hilfe von außen zu holen. Gerade Neulinge können ihre eigene Leistungsfähigkeit schlecht einschätzen und können bei Vereinskollegen oder Freunden nachfragen, ob die eigene Zielsetzung überhaupt realistisch ist. Nichts ist ein größerer Motivationskiller, als die Feststellung nach acht Wochen Training, dass man die gewünschte Zielzeit nie im Leben erreicht.

 

T - TERMINIERT

 

Kommen wir schon zum letzten Punkt von SMART. Häufig ist das Ziel schon durch den Wettkampf terminiert, den der Sportler bestreiten möchte. Allerdings ist es zum Beispiel bei der Jagd nach persönlichen Bestzeiten häufig so, dass man sich vornimmt seine Bestleistung in einer Saison zu verbessern. Das ist allerdings wieder so schwammig, dass man häufig dazu neigt den Leistungstest immer weiter nach hinten zu schieben, bis es unrealistisch ist das Ziel noch zu erreichen. Deshalb ist es wichtig den Tag X direkt mit einzuplanen, um sich einen genauen Fahrplan in Richtung Bestzeit machen zu können.

Hat man sich bei der Erstellung seines Ziels an die vorherigen Vorgaben gehalten, sollte das Training danach deutlich leichter von der Hand gehen, weil wir genau wissen für was und für wann wir uns im Training schinden. Als kleinen Tipp können wir euch noch geben, dass ihr euer SMARTes Ziel offen mit Freunden oder Kollegen kommuniziert. Wenn es einmal ausgesprochen ist, ändert ihr es nicht mehr so leicht. Darüber hinaus habt ihr im Hinterkopf, dass nicht nur ihr euch am Ende an der Vorgabe messt, sondern auch alle denen ihr euer Ziel genannt habt. Das sorgt an Tagen, an denen es Hunde und Katzen regnet, vielleicht dafür, dass man doch noch zum Laufen geht, statt vor dem Fernseher zu versacken. Zum Schluss haben wir noch ein Beispiel wie man sich ein Ziel SMART setzt.

Mein Ziel: Die Challenge Roth, am 04.07.2021 in unter 9 Stunden ins Ziel bringen

© Sven Weidner

 

Leider sind wir aktuell durch die Corona-Pandemie in dem großen Dilemma, dass die Ziel-Terminierung derzeit nur vage möglich ist und durch diese Unsicherheit die Motivation vieler Triathleten*innen ins Wanken gerät.