So geht Triathlon in Corona-Zeiten – ein Erlebnisbericht vom 37. Leipziger Triathlon

von Peer Auerswald für tri2b.com | 27.07.2020 um 14:14
Es hätte so ein schönes Triathlon-Jahr werden können. Mein Start und mein Ergebnis beim Ironman 70.3 Luxembourg 2019 sagte mir, dass ich 2020 den nächsten Schritt gehen kann. Somit meldete ich mich für den Ironman Frankfurt 2020 an und freute mich auf das nächste Jahr.

Mit Hilfe von tri2b.com-Chef Harald Eggebrecht, der mich mit einem persönlichen Trainingsplan 2014 schon auf die Challenge Roth vorbereitet hatte, stieg ich somit im November 2019 in das Training ein. Mit Ausnahme einer kleinen Verletzung lief alles Bestens und dann kam Corona!

 

März: Alles wird gut – Mai: Die Luft ist raus

 

Ich glaubte im März noch felsenfest auf einen Start in Frankfurt, aber nach und nach wurde eine nach der anderen Lauf- und Triathlon Veranstaltung abgesagt, bzw. verschoben. Somit fielen auch für mich der Oberelbe-Marathon im April, der Powertriathlon in Gera und der Triathlon Ingolstadt im Mai “ins Wasser”. Die Absage des Ironman Frankfurt am 28. Juni zeichnete sich immer mehr ab und Ende Mai war sie Gewissheit. Nicht nur ich, sondern alle Triathleten versuchten das Beste aus der Situation zu machen, kämpften aber auch sehr mit Motivationsproblemen. Ich versuchte mich bei einigen virtuellen Veranstaltungen der Ironman VR-Series. Dies war auch eine kleine Hilfe, um die Motivation zu halten. Spätestens aber nach dem vierten Ironman VR, einer Mitteldistanz, als ich beim abschließenden Halbmarathon einsam und am Ende meiner Kräfte kämpfte, hatte ich dafür einfach keine Lust mehr. Ich wollte endlich wieder richtig “racen”, Athlet gegen Athlet.

 

Das Hygienekonzept, welches die DTU entwickelte, war ein Anfang, wie man sportliche Veranstaltungen diesen schweren Zeiten durchführen könnte. Es sollten wieder Wettkämpfe stattfinden. Ich erfuhr, dass der 37. Leipziger Triathlon am 26. Juli stattfinden soll und ich schaffte es auch einen der begehrten Startplätze zu ergattern. Das weitläufige Erholungsgebiet um den Kulkwitzer See im Süden von Leipzig ist prädestiniert, einen “Triathlon mit Abstand” durch zu führen.

 

Endlich wieder eine Startnummer in den Händen halten

 

Bis zuletzt bangten trotz der positiven Prognosen alle angemeldeten Triathleten, dass die Veranstaltung nicht doch noch abgesagt wird. Als ich aber am Vorabend meine Startunterlagen in den Händen hielt, war die Gewissheit endlich da, dass es wirklich einen richtigen Triathlon geben wird, an dem ich teilnehmen werde.

 

Handverlesen mit Corona-Abstand an die Startlinie

 

Das Hygienekonzept sah so aus. Die Teilnehmerzahl war begrenzt. 400 Teilnehmer starteten am Vormittag um 10 Uhr auf der Olympischen Distanz über 1590m Schwimmen, 42,5 km Radfahren und 10 km Laufen. Am Nachmittag folgte der Fitnesstriathlon über die halb so lange Sprintdistanz. Somit konnten die Teilnehmer der Olympischen Distanz die Wechselzone um die Mittagszeit verlassen und der Abstand war gegeben. Ständig gab es Ansagen durch den Moderator und Sprecher, wo auf die Hygieneregeln hingewiesen wurde. Bei der Abholung der Startunterlagen, welche dieses Jahr in einem freien offenen Zelt stattfand, wurden Abstandsmarkierungen angebracht und es gab eine Maskenpflicht. Die Helfer an den Verpflegungsstellen beim Laufen trugen Masken und Schutzhandschuhe. Die Wettkampfstrecken entsprachen im Prinzip denen der vergangenen Jahre. Die Ausnahme war der Schwimmstart, wo es dieses Jahr einen Rollingstart in 25iger Gruppen, in einer breit gefächerten Linie mit Abstand zu seinem Nachbarn gab. Es wurde im Minutentakt gestartet und die einzelnen Gruppen wurden auch getrennt zur Startlinie geführt. Alles war bestens organisiert.

Für mich lief der Triathlon bestens. Klar hatte ich nach 200 Metern Schwimmen etwas mit der Luft zu kämpfen. Der Sprint ins Wasser, gekoppelt mit viel Adrenalin und einem am Hals ein wenig zu eng geschlossenen Neoprenanzug zwangen mich zu ein paar Brustschwimmzüge. Ich kam aber wieder in den Rhythmus und konnte nach ca. 33 Minuten auf der fast 1600 Meter langen Schwimmstrecke ein für mich ganz annehmbares Resultat erreichen. Der Wechsel klappte ganz gut und im Radfahren rollte auch alles bestens. Die Strecke in Leipzig ist ein 10 Kilometer-Rundkurs inkl. An- und Abfahrt. Die Strecke ist sehr schnell, aber auch windanfällig. Dieses Jahr war sie zu dem noch nass, da es leicht regnete.

Beim abschließenden Lauf merkte ich natürlich, dass ich beim Radfahren etwas zu sehr gedrückt hatte. Das “Beißen” beim Laufen gehört aber zu jedem Triathlon dazu. Dieses Jahr waren aufgrund von Corona keine Zuschauer zugelassen und somit waren die bekannten Anfeuerungsrufe durch Freunde und Bekannte an der Laufstrecke nicht vorhanden. Ein riesiges Lob gilt den zahlreichen Helfern, die in die Zuschauerrolle sprangen und uns anfeuerten.


37. Leipziger Triathlon: Die Entscheidung an der Spitze

Den Gesamtsieg holte sich erstmals Lokalmatador Marcus Herbst, der sich in 1:50:46 Stunden deutlich vor Rico Bogen (1:52:04) und Seriensieger Per van Vlerken (1:52:53) den Sieg sicherte. Den Grundstein für den Sieg legte Herbst mit einer starken Vorstellung auf dem Rad.  Nach ähnlichem Muster lief auch das Frauenrennen ab. Siegerin Mareen Hufe (Endzeit: 2:12:02) hatte nach dem Schwimmen über drei Minuten Rückstand auf Bianca Bogen wett zu machen. Auf dem Rad konnte die Langdistanzspezialistin anschließend viel Zeit gutmachen und sich dann beim  Laufen noch deutlich an der nach einem Trainingssturz leicht gehandicapten Bianca Bogen (2:14:16) vorbei schieben. Rang drei ging an Janien Lubben.
>>Zu den Ergebnissen …


 

Viel Disziplin bei den Athleten

 

In einer Zeit von 2:44 Stunden konnte ich dann zufrieden durch den Finisher-Bogen laufen. Dieses Jahr gab es keine Zieleinlaufgasse mit hunderten Zuschauern, sondern man lief allein ins Ziel, holte sich sein Finishershirt, seine Zielverpflegung und begab sich in die Wechselzone, wo man seine Zielverpflegung einnahm. Alle hielten sich an die strengen Bestimmungen und nur somit konnte der 37. Leipziger Triathlon zum Erfolg werden.

 

Fazit: Triathlon geht auch in Zeiten von Corona

 

 

Als Fazit kann man sagen, dass mit einem durchdachten Hygienekonzept, gepaart mit Genehmigungsbehörden, die einem Veranstalter auch das nötige Vertrauen schenken und disziplinierten Triathleten, die sich an die strengen Bestimmungen halten, ein Triathlon auch in diesen schwierigen Cornona-Zeiten durchführbar lässt. Vielleicht kann dieses Jahr so noch die ein- oder andere Triathlon Veranstaltung durchgeführt werd