Sturm macht IRONMAN Utah zur Katastrophe

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 09.06.2002 um 10:44
Die Organisatoren des IRONMAN Nordamerika in Utah wollten widrigsten Wetterbedingungen nicht weichen: 1550 Athleten - 440 weniger als eigentlich gemeldet – waren schließlich um einen der begehrten 80 Qualifikationsplätze oder für das erste IRONMAN-Finish angetreten. So wurde wegen eines Sturmes mit Windgeschwindigkeiten über 70 km/h das Schwimmen abgebrochen und ein verkürzter Duathlon gestartet. Auf dem Weg zum Sieg fand Tim DeBoom so neue Herausforderer ...

Pünktlich am Samstagmorgen erlebte der Lake Utah, ein flaches und deshalb besonders wetteranfälliges Gewässer, einen der heftigsten Stürme überhaupt. Das geplante Premieren-Rennen des IRONMAN in Provo, Utah wurde dennoch gestartet – bei bis zu einem Meter hohen Wellen. Viele Lifeguards flohen noch vor den letzten Athleten zurück ans Ufer. Von denen waren viele gar nicht erst hinausgeschwommen, andere mussten mit Trucks zurückgeholt werden, nachdem sie vom Sturm weit abgetrieben worden waren. Ein Altersklassenathlet wurde später tot aus dem See geborgen. Duathlon mit Einzelstarts Derweil hatten die Veranstalter bereits das Rennprogramm umgestrickt: Auf 110 Radkilometer folgte nun ein Halbmarathon, gestartet ab 10 Uhr vormittags. Die Startprozedur allein dauerte schon mehrere Stunden, denn die Profis wurden in 15-, die Agegrouper in 3-sekündigen Abständen auf die Strecke geschickt. Damit war die Übersicht über die tatsächlichen Platzierungen deutlich komplizierter, die Zwischenstände von der Strecke unzuverlässig. DeBoom muss voll gehen Erst in der Wechselzone zum Lauf, die der Hawaii-Champion Tim DeBoom mit kleinem Vorsprung als Erster erreichte, konnte sein schärfster Verfolger Benjamin Hastings mit einem virtuellen Vorsprung von etwa einer Minute als der aktuell Führende ausgemacht werden. Er war 75 Sekunden hinter DeBoom gestartet und nun nur 15 Sekunden dahinter. Ohne Chancen im neuen Rennformat Die Mitfavoriten Petr Vabrousek (CZE) und Peter Kotland (USA) waren in Utah ohne Chancen. Dann war es jedoch der 30-jährige US-Amerikaner Tim Luchinske, 2:15 Minuten hinter DeBoom ins Rennen gestartet, der dem eigentlich haushohen Favoriten des "IRONMAN-Duathlon" Druck machte. Nach vier Stunden Renndauer trennten "Dark Horse2 Luchinske gerade einmal 54 Sekunden vom Sieg. Hastings dagegen hatte 8:21 Minuten Rückstand aufgebrummt bekommen und dennoch souverän Rang drei verteidigt. Tobin zu Fuß 5 Minuten schneller Enger das Rennen der Frauen: Beth Zinkand, Zugnummer und klare Favoritin, soll morgens ja sogar das Schwimmen komplett und auf korrekter Strecke absolviert haben. Da war jedoch die Zeiterfassung schon vom Sturm verweht. Auf dem Rad wurde sie zunächst von Teri Duthie von der Spitzenposition verdrängt. Und dann kamen Jenny Tobin, als starke Läuferin auch auf dieser Seite des Atlantik bekannter, sowie Susan Williams im Halbmarathon stark auf. Tobin holte sich – dem Sturm sei Dank – ihren ersten großen IRONMAN-Sieg. Williams distanzierte ebenfalls Zinkand, Radgranate Duthie - fast den ganzen Tag in Führung - wurde am Ende Vierte. Nur 3:16 Minuten lagen zwischen diesen vier Plätzen. Premiere mit bitterem Beigeschmack Der Sturm ebbte ab, die Sonne schien bald von einem wolkenlosen Himmel. Zum Zieleinlauf der Pros also nicht einmal mehr ein Rest von Katastrophenwetter. Doch hat dieser IRONMAN im sportbegeisterten Utah seine Bewährungsprobe noch nicht ganz bestanden. Die Bedingungen zum Rennstart waren bedrohlich, sie wurden bald darauf lebensgefährlich. Dieser Wettkampf hat ein Opfer gefordert, auch wenn die genaue Ursache des Todes noch ungeklärt ist. Die Veranstalter werden erklären müssen, warum die Entscheidung zum Abbruch nicht früher fiel – warum der Wettkampf erst zum Duathlon wurde, als die Lifeguard-Kayaks gekentert waren. Die Freude über 80 vergebene Hawaii-Startplätze sollte verhalten ausfallen. Dem Sport tat dieser Tag nicht gut... Resultate: 1. Tony DeBoom (USA) 4:05:41 2. Tim Luchinske (USA) 4:06:35 3. Benjamin Hastings (USA) 4:14:02 4. C.J. Castle (USA) 4:18:22 5. Konrad von Allman (SUI) 4:18:35 1. Jenny Tobin (USA) 4:40:04 2. Susan Williams (USA) 4:40:13 3. Beth Zinkand (USA) 4:42:18 4. Teri Duthie 4:43:2