Triathlon-Momente 2015 #19: Erfolgreiche Paratriathlon-Saison

von tri2b.com | 19.12.2015 um 09:24
Ein Vize-Weltmeistertitel, ein Europameistertitel und vier Siege bei World-Paratriathlon-Events (WPE): Die Bilanz des dreiköpfigen Paratriathlon-Nationalkaders könnte kaum besser sein. Martin Schulz (Leipzig, PT 4- Leichte Behinderung), Stefan Lösler (Esslingen, PT2-Schwere Behinderung) und Markus Häusling (Nendorf, PT 1-Handbike/Rennrollstuhl) sorgten im ersten Jahr von Cheftrainer Tom Kosmehl für zahlreiche Erfolge. Hinzu kommen ein Europameistertitel und ein Sieg beim World-Paratriathlon-Event in Madrid durch Nora Hansel (Bochum) und ein dritter Platz durch Simon Gänger (Freudental). Beide starten in der Startklasse PT 3 (Mittelschwere Behinderung), die in Rio nicht startberechtigt ist.

Auch abseits der klassischen Paratriathlon-Sprintdistanz feierten deutsche Behinderten-Triathleten Erfolge und Medaillen. Jörg Walden (Naurath, PT 1) wurde in Motala (Schweden) Weltmeister auf der Langdistanz, die Berlinerin Andrea Thamm (PT 4) holte zwei EM-Titel über die Mitteldistanz und über die Duathlon-Langdistanz. Dort erfolgreich war auch Lars Hansen (Neuberend, PT 4). Europameister 2015 ist auch Benjamin Lenatz (Wermelskirchen), der bei der EM im Aquathlon in Köln in der PT1 als Erster im Ziel war. Edelmetall holten zudem Simon Gänger (PT 3) und Lars Konek (Peißenberg, PT 4): Beide wurden jeweils Zweiter bei den Europameisterschaften über die Mitteldistanz in Rimini (ITA).

Der Topathlet im deutschen Paratriathlonbereich war auch 2015 Martin Schulz. Mit drei WPE-Siegen und dem Europameistertitel aus Genf im Gepäck standen für ihn die Vorzeichen für die Paratriathlon-WM in Chicago positiv. Ein plattes Vorderrad unterbrach aber die seit der EM 2013 andauernde Siegesserie, damit schrammte der Leipziger mit Platz zwei bei der Weltmeisterschaft nur knapp an der vorzeitigen Qualifikation für die Paralympischen Spiele 2016 in Rio vorbei. Als Zweitplatziertem im aktuellen Rio-Ranking ist ihm der Start in Brasilien aber kaum noch zu nehmen. 

Stefan Lösler macht großen Sprung nach vorne


Arbeit und Sport unter einen Hut zu bekommen, war für Stefan Lösler in diesem Jahr die große Herausforderung. Mit seinem Sieg beim World-Paratriathlon-Event in Besancon holte er sein bisher bestes Resultat. Danach wurde er Fünfter bei der EM in Genf. Diesem erfolgreichen Rennauftakt 2015 folgte aber eine Schleimbeutelentzündung, die Lösler zu einer Trainingspause zwang und letztlich sogar den Startverzicht beim Testevent in Rio nach sich zog. Trotzdem hat er den Kopf nicht in den Sand gesteckt, und die Saison mit einem siebten Platz bei der WM in Chicago ordentlich abgeschlossen. Im ITU-Ranking steht Lösler nun auf Platz sechs und ist damit in der erweiterten Weltspitze an- und einem Startplatz in Rio 2016 sehr nahe gekommen.

Markus Häusling mit Verletzungspech zum Saisonhöhepunkt


Der Erfahrenste im Team ist Rollstuhlfahrer Markus Häusling, der ein konstantes Wettkampfjahr 2015 absolvierte. Mit dem fünften Platz bei der EM in Genf unterstrich er seine Leistungsfähigkeit. Bei den World-Paratriathlon-Events in Madrid, London, Iseo und Rio zeigte er mit den Rängen sieben, sechs, fünf und acht Anschlussleistungen. Zusammen mit seinem Trainer Dr. Ralf Lindschulten bereitete er sich akribisch auf die WM vor und musste dann aufgrund von zwei Faserrissen am Brustmuskel das Rennen bereits nach hundert Meter Schwimmen beenden. Die fehlenden wichtigen Punkte von der WM entfernen Häusling vom großen Ziel „Rio 2016“ etwas, beziehungsweise machen „die Saison 2016 interessanter“, so, Häusling, tun seiner Motivation aber keinen Abbruch.

Gute Entwicklungen hat das Trainer-Duo außerhalb des Nationalkaders beobachten können. Der 31 Jahre alte Benjamin Lenatz vom TriTeam Radevormwald etwa ist erst seit 2014 zum Paratriathlon gewechselt. Zwar wurde er bei seinem ersten World-Paratriathlon-Event in 2014 noch weit abgeschlagen Elfter, doch konnte er in 2015 in Besancon mit Platz sechs und einer deutlichen Leistungssteigerung aufhorchen lassen. In der PT 5 B1 (Sehbehinderungen) will der 29-Jährige Nick Hämmerling (Bremen) zusammen mit seinem Guide Benjamin Koc weiter Fuß im internationalen Zirkus fassen. In 2015 standen sie beim WPE in London erstmals international an der Startlinie und belegten Platz fünf.



Ein solches internationales Debüt wollen auch die mehrfachen Deutschen Meisterinnen Lena Dieter (Viernheim) und ihr Guide Lena Kämmerer in der PT 5 in 2016 angehen und schauen, wo sie leistungsmäßig im internationalen Vergleich stehen.

Bei der Paratriathlon-DM in Hamburg absolvierte Maike Hausberger aus Newel ihren ersten Paratriathlon und wurde Deutsche Meisterin in der PT 3 (Mittelschwere Behinderung). Die 20-jährige Athletin kommt aus der Leichtathletik und will nun im Paratriathlon „voll durchstarten“. Lena Dieter und Maike Hausberger müssen in 2016 aber noch die internationale Klassifizierung hinter sich bringen, bevor sie auch international mitmischen dürfen.